Staffel 3 - Episode 6: Lustig, nervig, beschissen, gefährlich

Greta musste sich heute wirklich das Lachen verkneifen. Ein kleiner, dicker Mann in Windeln verlangte von ihr, dass sie ihm eine Kerze zwischen die Pobacken klemmte und sie anzündete. Dann sollte sie die Kerze wieder auspusten und er musste sie, während er sich quiekend wie ein Schweinchen vorwärts bewegte, immer wieder anzünden. Sie lief also quasi nur hinter ihm her und machte das, was sie sonst gerne tat. Blasen.

Davon bekam Felix am Eingang nichts mit. Er war fast schon überfordert, denn seit man online einen Termin mit den Mädchen im Bordell buchen konnte, waren sie immer gerammelt voll. Nicht nur die Mädchen, sondern eben auch der Laden. Sie brauchten fast noch mehr Zimmer und noch mehr Mädchen. Jetzt wäre es gut, es gäbe das andere Bordell noch, aber das ist ja leider abgebrannt. Auch Kai nervte ihn wieder, weil er ständig zu ihm nach vorne kam, wenn an der Bar nichts los war. Er hatte doch einen Job. Das war so anstrengend. Und dann wollte er immer Sex. Hätte Greta noch eine Stunde frei, würde er ihm mal ein Arrangement bei ihr buchen, damit er mal Ruhe gab. Greta konnte sowas. Auch wenn er im Traum nicht an den Mann in Windeln denken würde, der grade eine Kerze im Hintern stecken hatte. Sowas gibt es nicht denkt man. Sowas gibt es nur in Geschichten. Wer's glaubt.

Michaela hatte einen ordentlichen Anschiss von Kendrix bekommen, weil sie ihre Schicht verpasst hatte. Statt zu arbeiten ging sie zu Uwe und hörte seinem Gelaber über eine friedliche Welt zu, in der es keine Gewalt mehr gab. Das war lächerlich. Das war nicht Utopia, sondern Utopie. Doch Michaela glaubte an das, was Uwe sagte und daran sollte sich auch nichts mehr ändern. Während viele Kunden für einen "Anschiss" ins Bordell kamen, war sie nicht wirklich glücklich darüber. Sie hatte nicht anders gekonnt. Sie war wirklich verliebt. Sie liebte Uwe. Ja das konnte sie mittlerweile schon spüren. Und er liebte sie. Er wollte sie auf einen friedlichen Weg führen und warum auch nicht? Es war soviel geschehen im letzten Jahr und nun wo das Bordell gut läuft, konnte sie sich doch einmal etwas anderem widmen? Sie war gegen Gewalt und Hass. Seit sie bei Uwe war, empfand sie keine Wut mehr im Bauch. Es ging ihr richtig gut.

An diesem Abend kam sie nur kurz in ihrer Pause zu Uwe, um nachzusehen, was er gerade machte. Mit einigen Kumpels führten sie gerade ein Ritual durch, das Teil ihrer Botschaft war. Um Frieden in die Welt zu tragen, mussten sie den Frieden unter die Leute bringen. Also machten sie sich auf in das nächste Dorf, um dort an der Haustür der Menschen zu klingeln und ihre Botschaft kundzutun. Uwe hatte sogar ein Infoblatt über ihre Botschaft entworfen und er war zu jedem freundlich. Die Meisten schlugen die Tür vor seiner Nase zu, aber er warf den Prospekt dann einfach in den Briefkasten. Er war immer gut drauf, nie unfreundlich oder sauer. Er war klasse. Manche hörten sich die Idee von Utopia an, aber man glaubte nicht daran. Michaela tat es. Auch wenn sie nur ein klein wenig mehr Frieden in die Welt bringen konnten, lohnte es sich. Uwe wollte den Umkreis im Laufe der Monate vergrößern, wenn sich seine Gemeinschaft auch vergrößert hatte. So konnte man nach und nach die Botschaft von Utopia auch in andere Städte bringen. Er hatte große Visionen von einer ganzen Welt im Frieden. Endlich ein Ende machen mit Krieg und Waffen. Das gehörte nicht mehr in diese Welt. Irgendwann bekäme er auch Gehör in den Medien und würde seine Idee in die ganze Welt tragen. Das klang also so leicht.

An diesem Abend klapperten sie jede Haustür im Nachbardorf ab, doch Michaela musste wieder zurück, da ihre Pause zu Ende war. "Bleib doch hier! Willst du wirklich zurück in dieses Schundhaus?". Michaela war verdutzt. "Schundhaus? Ich arbeite dort! Ich muss irgendwo mein Geld doch verdienen! Ich bin ja nicht selbst eine Prostituierte! Ich arbeite nur in den Zimmern!". Uwe schüttelte den Kopf. "Ich finde es verwerflich dort hinein zu gehen! Du musst es ja wissen, aber den Frieden findest du sicher nicht in einem Bordell! Und ich spüre ganz deutlich, dass dieses Haus Gewalt und Hass förmlich anzieht. Ich weiß nicht woher das kommt, aber ich spüre es deutlich! Du hast mir erzählt, dass ihr zurzeit endlich friedlich eure Arbeit machen könnt, aber das wird so nicht bleiben! Dieses Bordell wird von einer bösen Aura umgeben und die kann ich ganz deutlich spüren! Sie wird immer spürbarer für mich. Es wird nicht mehr lange dauern, bis das Böse zurück kommt und seine Finger nach euch ausstreckt! Deshalb sind wir hier und sorgen für Frieden! Nur in einer großen Gemeinschaft kann man überleben! Aber du wirst schon bald sehen, was ich meine!". Mit einem hämischen Grinsen drehte Uwe sich weg. Was meinte er denn nur? Das Böse würde bald wieder seine Finger nach uns ausstreckten? Es war doch alles friedlich. Das Geschäft boomte und Gabrielles Ehemann war nicht mehr aufgetaucht nach dem Brand. Doch noch am selben Abend würde Michaela ein Stück des Puzzles zu sehen bekommen und sich fragen, was hier vor sich ging. Denn im Kofferraum ihres Wagens lag etwas, das sie bisher noch nicht gesehen hatte. Es befand sich schon tagelang dort. Seit sie den Zirkus besucht hatten. Und niemand hatte es bisher entdeckt.

Fortsetzung Folgt mit Episode 7 in Kürze!!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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