Die Parodie des Lebens

© Urstyle - ich habe es dort selbst unter FFKHMangAnime erstellt

Herzlich Willkommen

Ein paar Worte von Ihrem neuen -möglicherweise ungewollten- Spielleiter:



Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn Sie das hier lesen können, ist es bereits zu spät dafür umzukehren und selbst wenn Sie das Buch schließen würden, würde es Sie bis in Ihre Träume verfolgen. Herzlich Willkommen auf dem Anrufbeantworter des Todes, ich freue mich immer neue Opfer kennenzulernen und ihnen ihr Glück mitzuteilen. Schließlich bin ich sehr wählerisch, was die Auswahl meiner Opfer angeht, also fühlen Sie sich geehrt!
Nein, nein, rumgejammert wird hier nicht. Sie müssen da jetzt genauso durch wie die anderen 8.436 – oh, ich korrigiere mich – 8.437 vor ihnen. Es ist gerade so eben ein weiterer an dem großen Spaß gestorben – hach, wie wunderbar! Nur zu schade, dass ich es nicht live miterleben konnte, aber was soll’s!
Dafür müssen Sie mir versprechen, dass Sie erst sterben werden, wenn ich auch wahrhaft und in Farbe vor Ihnen stehe und ich meine nicht einer meiner billigen Kopien, die Ihnen nur das Gefühl der ständigen Beobachtung geben – sie filmen lediglich jede einzelne Sekunde, damit ich nichts verpasse, wie nun einmal wenn jemand freiwillig das Messer abgibt oder eher in seine Gedärme versenkt! Hach, wie herrlich, ich könnte sterben vor Freude!

Hey, jetzt ziehen Sie nicht so ein Gesicht, Sie werden schon noch den Sinn für Humor in meinem Spiel verstehen und lieben lernen. Wie viel Spaß wir haben werden, also worauf warten wir noch? Fangen wir einfach an.
Aus historischen und sicherheitstechnischen Gründen müssen wir durch das lange Intro und die Spielanweisungen für Sie. Sonst hätte mein Spiel nicht einmal die FSK 18 Freigabe erhalten. Glauben Sie das? Ich auch nicht! Mein wundervolles Baby, das ich eigenhändig errichtet habe, um Sie zu richten. Hach, was für ein wundervolles Wortspiel. Ich muss mir das unbedingt für das nächste Opfer merken! Was bin ich nur für ein Genie?

Sie fragen sich, ob das Spiel Sie umbringen wird? Ach was, wie könnte es? Sie sind doch bereits tot, seid Sie von mir auserwählt wurden. Ist das nicht wunderbar?
Jetzt ziehen Sie nicht wieder so ein Gesicht! Wir müssen etwas an Ihrer Einstellung unternehmen. Ach, ich weiß schon, wir werden einfach den Schmerzfaktor etwas erhöhen, das lässt die Stimmung wahrlich überkochen und man kommt so richtig in Wallung, nicht wahr? Sind Sie angeschnallt? Nein, weil es hier kein Gurt gibt und Sie gerade nur die Dunkelheit vor Augen haben und nicht wissen, wo einer versteckt liegen könnte? Keine Sorge, machen Sie sich nicht die Mühe, Sie werden ihn eh nicht finden. So viel nun zu den Sicherheitshinweisen. Dann nur noch eine Anmerkung, bevor wir endlich starten können:

Das Spiel ist nicht zum Verzehr für Babys, Kinder oder Tiere geeignet – nach meinen Erfahrungen zufolge, verwandeln Sie sich sonst in leichenfressenden Zombies oder trollen gerne Neuankömmlinge, indem sie einfach vom Himmel fallen, und Sie versuchen das Lebenslicht auszublasen. Ich meine, Sie sind schon tot, aber wenn die sie erwischen, dann ist es richtig wahrhaft aus – ach kommen Sie, Sie wissen ganz genau was ich meine! Und nun gut festhalten oder eher nicht und ab geht die Piste!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß in unserer Vorstellung – von mir und meinen zehntausend Persönlichkeiten - und denken Sie daran die Köpfe bedeckt halten sowie alle Handys auszuschalten, denn die Zombies reagieren etwas empfindlich darauf und können einen dadurch orten.

Falls Sie schummeln sollten, könnte es zu einer globalen Katastrophe führen – die Welt, die Sie einst kannten, könnte mit der, in der Sie sich gerade befinden möglicherweise kollidieren oder sich gänzlich vereinen – ich glaube nicht, dass Sie für das Ende der Menschheit verantwortlich sein wollen, aber wenn doch, geben Sie mir vorher Bescheid, damit ich alles auf Kamera habe. Das könnte interessant werden – leider hat sich das bisher keiner getraut, aber seien Sie nicht zu schüchtern der oder die Erste zu sein – was sie auch immer sind. Tut mir leid, aber Menschen sehen für mich einfach alle gleich aus.

Genießen Sie das Gefühl voller Schrecken, Angst und Hilfslosigkeit und zeigen Sie mir aus welchem Blumenkohl Sie gemacht sind!

Kapitel eins: Die Höllenpfade des Anfangs

In einer Welt, in der es keinen einzig wahren Frieden außer den Tod gibt, da die Menschen einfach nur zu dumm für ihr eigenes Gut sind, wäre es nur halb so amüsant wie in dieser, in der Sie nun gefangen sind. Aber ich kann Sie beruhigen: Auch hier gibt es genug stupide Gedankengänge der Wesen, sodass es mit Ihrer Welt vergleichbar ist – die vakuumdenkenden Wesen bleiben nirgendswo aus, so ist das nun einmal mit der Intelligenz – 1 % der Weltbevölkerung hat sie, der Rest ist leer ausgegangen. Das ist auch eine Art des Placeboeffektes.

Aber um Ihnen nicht das Gefühl zu geben das einzige Individuum auf der Welt zu sein, dass noch weniger Gehirnzellen besitzt als eine Eintagsfliege, habe ich die Welt so konzipiert, dass auch so einfach denkende – oder eher gar nicht denkend könnende – dieses wundervolle Spiel verstehen und genießen werden.

Während Sie gerade durchgeschleudert werden, haben Sie genug Zeit, um mir zuzuhören – und keine Sorge, selbst wenn Sie versuchen sollten, meiner Stimme zu entfliehen, Sie können meine Stimme nicht überhören und begreifen alles, was ich Ihnen gesagt habe, selbst wenn es normalerweise zu hoch für Ihren Wortschatz ist. Ja, richtig gehört – Sie können meinem lieblichen Wesen nicht entkommen. Es klingt fast, als seien wir verheiratet – glücklicherweise nicht.

Mein letztes Opfer, das sich versucht hat, sich mir anzunähern, wurde romantischerweise als Versuchskaninchen missbraucht und irrt nun immer als eines der widerwärtigsten Wesen in einem stinkenden, hochgiftigen Sumpfgebiet herum – eines der Bosse in einem der selbst errichtete Dungeon. In jedem Spiel muss es Dungeons geben, nur dass der Schwierigkeitsgrad hier ein wenig angehoben wurde – Sie verstehen sicherlich den Grund dafür.

Kommen wir zu der wundervollen, harmonischen Geschichtsstunde zurück: In dieser Welt, die ich liebevoll Auslaufmodell 2022 genannt habe, existieren Menschen nur für Vergnügungszwecke, weshalb ich Ihr Äußeres leicht anpassen werde – vielleicht sollten Sie zunächst nicht vor einen Spiegel stehen, es könnte sein, dass Ihr lautes Gebrüll meine lieben Untertanen verschreckt – ja, auch Monster besitzen Emotionen. Die Vorurteile rühren wie immer von Menschen, von wem sonst?

Wir Monster hegen keine Vorurteile, sondern hassen Menschen aus unserem natürlichen Instinkt heraus. Vielleicht sollten sie deshalb nicht zu oft über diese Spezies erzählen. Das könnte Misstrauen erwecken und wir wollen doch, dass Sie bis zum Ende des Spiels durchhalten. Schließlich möchte ich mir die Mühe nicht umsonst gemacht haben die ganzen mörderischen Fallen und Dungeons aufgebaut zu haben. Wer bezahlt mir die Überstunden, wenn nicht Sie mit einer grandiosen Vorstellung.

In diesem Szenario müssen Sie inkognito handeln, da Sie insgeheim die Menschheit retten wollen, aber das dürfen die Monster um Sie herum natürlich nicht erfahren, sonst sterben Sie. Darum untersuchen Sie alles ganz genau, aber dürfen dabei keinen Verdacht schöpfen von meinem geliebten Spielzeug erwischt zu werden. Klingt zunächst nach einem einfachen Spielprinzip, oder? Die Monster um Sie herum glauben, dass Sie eine routinierte Inspektion durchführen und die Stadt durch Ihre Anwesenheit verbessern, darum haben Sie zunächst das Vertrauen von meinen Untertanen, also vermasseln Sie es nicht, wenn ich Ihnen schon so einen großen Vorsprung gebe.

Ehrlich gesagt, gab es dieses Feature in der Betaversion nicht, doch bedauerlicherweise hat es deshalb niemand über die erste Mission hinausgeschafft, also habe ich es netterweise ein bisschen angepasst. Sie sind von meiner Freundlichkeit überrascht und angetan? Denken Sie daran, wie die letzte Person geendet ist, die sich mir genähert hat. Sie möchten doch bestimmt noch ein bisschen das Szenario genießen, bevor Sie von dem Opferstatus in ein sabberndes, stinkendes Etwas mutieren, das immer nur im Kreis laufen kann, weil es seine fünf Sinne bei dem letzten Versuch zu entwischen tragischerweise verloren hat.

Nun, da ich den Prolog und die Einführung ein wenig gekürzt habe, steht es mir natürlich zu, all Ihre Bewegungen und Ihre Entscheidungen zu hinterfragen, kommentieren und als ein hochachtungsvoller Spielleiter und Erzähler Ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen – keine Sorge, nicht im wörtlichen Sinne. Meine Faulheit lässt es gar nicht erst zu, dass ich von meinem herrlichen Thron aufstehe.

Der geschützte Modus wird in binnen dieses Augenblickes aufgehoben, damit Sie endlich am Spaß teilnehmen können. Achtung, fertig, los!

Das schwarze Nichts um Sie lichtet sich und langsam sind viele dunkle Wolken in Form von verschiedenen Monstern zu erkennen, dazwischen lauern jedoch dunkle Schatten, die Sie wahrlich ins Visier genommen haben. Denken Sie daran, im Augenblick besitzen Sie noch eine halbwegs menschliche Hülle, auch wenn diese sich bereits auflöst – Sie sind noch angreifbar!

Sie erkennen nur den dunkelroten Himmel über und unter Ihnen – es gibt kein Entkommen.

Schon kommt ein riesiges Geschwader von verunstalteten, biestartigen Tierwesen und augenlosen, lachenden Babys auf Sie zu, die Sie versuchen im freien Fall mit Speeren, Kanonen und sonstig frei verfügbaren Waffenarsenal, das zufällig in den schwarzen Monsterwolken achtlos herumgeschwebt hat – wer hat die nur da vergessen? – mit ganzem Herzen zu töten. Das klingt fast schon, wie eine Liebeserklärung, wenn es nicht so schaurig traurig wäre – hach, was für einen Klang in meinen Ohren, als eine Kugel ihre Haut streift und sie bibbernd zurückschrecken!

Als die liebevoll und -gar nicht- angriffslustigen Geschöpfe Sie wie Ihre Beute umringen, wird ihre Atmung schwerer und der Schweiß tropft Ihnen vom Gesicht. Panisch blicken Sie um sich und suchen sich halt – oder irgendetwas, womit Sie zurückschlagen können. Doch bedauerlicherweise habe ich alles Brauchbare bereits wieder sicher verschachert – nicht, dass Sie noch auf die Idee kämen sich gegen Ihren Spaß zu wehren!

Ein bis ins Mark erschütternder Schrei entfleucht Ihrer Kehle, der anbei bemerkt nicht von schlechten Eltern ist – oder was man heutzutage sonst noch zu einem perfekt gestimmten Gesang sagt. Sie wissen wahrscheinlich, dass ich eine kleine Schwäche für Babys und Kinder habe, solange sie tot sind, aber nun habe ich auch noch eine Veranlagung Sie weiterschreien zu lassen. Das ist doch ein wahrlich schönes Gefühl, nicht wahr?

Dieser Schmerz, der sich in Ihrem Innern ausbreitet, während der Speer gerade Ihren Magen durchbohrt und die Kugeln Ihre Geschlechtsteile – falls Sie welche gehabt haben sollten – wegschießt. Blut spuckend und röchelnd versuchen Sie mit letzter Kraft verzweifelt den großen Speer aus Ihren Gedärmen zu holen, als eines der lachenden Babys auf Ihren Rücken springt, um Ihre Seele auszusaugen. Da geschieht es: Die Panik steht in Ihrem Gesicht, als sich Ihr Körper mit einem Mal auflöst und lediglich eine kleine Lichtkugel übrigbleibt, die sich den Schutz der monströsen schattenspendenden Wolken sucht. Glück gehabt, fast wären Sie umgekommen – also richtig und wahrhaftig.

Ihre verärgerten Verfolger schreien und brüllen, um ihre heranwachsende Wut auszudrücken und fliegen Ihnen durch und über die Wolken nach, während Sie immer verzweifelter den Kugeln ausweichen und mehr oder minder eher im Zickzack fliegen, als wirklich einen wahrhaftigen Plan zu haben – schade nur, dass ich die Panik nicht in Ihrem dümmlichen Gesicht sehen kann, aber dafür amüsieren Sie mich mit Ihrer wundervollen ausbalancierten Flugfähigkeit – orientierungslos wie diese aufdringlichen Bienen, die mit Anlauf immer wieder gegen die gleiche Fensterscheibe knallen.

Nur zu gut, dass ich ein brillantes Auge für die Auswahl meiner Opfer habe, die mich mit Ihrem nutzlosen Talent unterhalten.

Während sich Ihre Gegner immer weiter nähern und Sie stetig an Höhe verlieren, suchen Sie verzweifelten den Weg aus dieser wunderbar verzerrten Welt heraus – nur zu schade, dass es keinen gibt! Der Weg, der Sie aus diesem Albtraum bringt, stürzt Sie direkt in die nächste!

Die Wolken werden dichter, während die Brise den Geruch von Blut und Verwesung immer wieder zu Ihnen führt – muss köstlich sein, den Duft von totem Abfall riechen zu dürfen.

Langsam können Sie die Silhouetten der toten Seelen erkennen, die nach Ihnen rufen und aus dem nebligen Abgrund nach Ihnen greifen. Die Hände der Geschöpfe gleichen mehr einem schwarzen skelettartigen Schleim aus allen Überresten des ekelhaften Essens zusammengestellt, dass von diesen widerwärtigen Kreaturen nicht gänzlich verdaut wurde.

Eine riesige leuchtende Tür, die aus dem Blut und den Knochen meiner Opfer gefertigt wurde, nähert sich Ihnen – oder eher andersrum. Zumal es in dieser Welt üblich wäre, wenn Sie sich in Wirklichkeit nicht bewegen, sondern alles um Sie herum und Sie sich nur vorstellen, dass Sie es tun würde. Ja, ich verstehe, dass es für Ihren Intellekt wieder zu hoch war – verzeihen Sie mir, dass ich manchmal vergesse, auf welches niedrige Niveau Sie sich befinden.

Kommen wir zu Ihrer Situation zurück – auch wenn ich meine Monologe über alles auf der Welt liebe, so möchte ich Ihr großes Leid nicht verpassen, während Sie sich mit Ihrer ganzen Kraft anstrengen, rechtzeitig zum Ausgang zu gelangen – oder eher zum nächsten Dungeon.

Sie weichen den Kugeln aus, doch rechnen nicht damit, dass die Kreaturen Sie erneut umzingelt haben. Es gibt kein Entrinnen vor der großen Schar, die lachend und brüllend auf Sie zustürmen und Ihre Seele, dessen Form Sie gerade eingenommen haben, zu fressen.

Sie wimmern leise und zittern jämmerlich, während Sie sich kreischend Ihrem Schicksal ergeben und sich von den Geschöpfen untergraben lassen. Doch – was sehen denn meine doppelten, hüllenlosen, blutverschmierten Augenringe da? Ihre Seele wurde wieder ausgespuckt, da sie ungenießbar war! Glück gehabt würde ich meinen. Was bibbern Sie denn? Wegen dem bisschen Mundgeruch, den tausend Insekten und verfaulten Eiern? Ach, kommen Sie schon, als ob Sie nicht tagtäglich so gerochen hätten, als Sie noch am Leben gewesen waren.

Die Gestalten brummen und schimpfen, bevor sie erneut ihre Waffen gegen Sie erheben. Jetzt sollten Sie sich wohl oder übel etwas beeilen – Sie haben den Boden, der eigentlich keiner ist, da wir hier schließlich im Nichts leben, zum Überlaufen gebracht. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Blut, verwesten Leichen, Knochenresten, Insekten und Pappmasche – aber wer könnte das schon genau benennen?

Nachdem Sie sich beruhigt haben und ihre Atmung etwas flacher wurde, was wahrscheinlich daher rührt, dass Sie in dieser Form eigentlich nicht atmen können, fliegen Sie mit Höchstgeschwindigkeit auf das Tor zu – und knallen mit vollem Karacho dagegen. Autsch, muss das wehgetan haben! Könnten Sie das bitte wiederholen? Leider ist meine Videokamera kurz wegen technischen Problemen ausgefallen. Das würden Sie nicht für mich tun? Sie sind so herzlos!

Erneut fliegen Sie im Zickzack und begutachten sich die Einkerbungen und Muster. Da Sie in dieser Form keine Hände haben, um die hochgiftigen Skorpionen Stachel einfach zu berühren, die als liebevoll verzierte Türklopfer dienen, müssen Sie sich wohl eine andere Methode einfallen lassen, bevor Sie durch die wutentbrannte Meute, die sich Ihnen rasant nähert, noch zu Schaden kommen – und das wollen wir doch nicht.

Aus purer Verzweiflung sprinten Sie erneut darauf zu und knallen wieder dagegen – und wieder – und wieder – es ist beinahe so, als wären Sie zu einer Biene mutiert, verblüffend.

Als sie mit einem spitzen Schrei, was mich zufrieden aufseufzen lässt, sich ducken, um das große Waffenarsenal, das mit einem Mal auf sie abgefeuert wird, zu entkommen, blinkt das Tor regenbogenfarben auf, bevor es Sie einfach hineinzieht und Sie somit vor den Biestern der Zwischenwelt bewahrt.

Herzlichen Glückwunsch an Sie, denn Sie haben die erste Vorauswahl bestanden! Auf zur zweiten und letzten Herausforderung, bevor Sie wahrhaftig als eines meiner wenigen Lieblingsopfer für die wunderschöne Reise durch die Höllenqualen meiner selbst errichteten detaillierten Welt aus Leid und Kummer auserkoren werden – ja, ich weiß, dass ich Sie auserkoren habe, langt mir nun einmal nicht. Sie wissen schon, es kann immer sein, dass der Schein trügt – sogar einen Genie wie mich.

Ruhen Sie sich nicht zu sehr aus, denn es geht nahtlos weiter mit Ihrer wunderschönen Vorstellung.

Kapitel 2: Die Vorentscheidung

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie befinden sich momentan in einem Zwischenstopp zur selbst erbauten Hölle. Wie finden Sie Ihre Aussicht? Nein, das wäre doch niemals doppeldeutig gemeint. Wie kommen Sie denn darauf? Kann ich Ihnen denn etwas Gutes tun, in dem ich Sie zum Beispiel dreimal röste und davon zweimal wiederbelebe?

Moment, verstehe ich das richtig, dass Sie mir Widerworte geben und sich mir widersetzen? Wow, Ihre Blödheit hat eine neue Dimension erreicht. Ich gebe Ihnen einen Rat: Sie sollten den Spieleleiter immer auf Ihre Seite ziehen, denn er kann selbst entscheiden, ob sie qualvoll oder schnell sterben. Ihre rebellische Art mag zwar Ihren Charme in der menschlichen Welt gehabt haben, doch hier kann er Ihnen leicht zum Verhängnis werden. Merken Sie sich das gut.

Zudem nur menschliche Wesen glauben würden, dass ich Ihnen eine Wahl lasse. Denken Sie daran, ich bin der Spielleiter, ich mache die Regeln.

In Angesicht der Tatsache, dass ich gerade mit meinem Dessert fertig geworden bin, können wir die kleine Pause auch gern beenden und mit der letzten Vorrunde beginnen. Bestimmt fragen Sie sich gerade, was bereits auf Sie wartet, da Sie sich in einer Warteschleife für eine gefühlte Ewigkeit, die in Wirklichkeit lediglich ein Wimpernschlag lang war, befindet haben. Ich kann Sie beruhigen, dieses Mal wird es eine echte Herausforderung werden – kein langweiliges Weglaufen mehr, nein, Sie werden sich physisch und auch psychisch wünschen, endlich sterben zu können! Aber keine Sorge, so schnell lasse ich Sie doch nicht sterben. Das würde uns beiden keinen Spaß bescheren.

Die Nebel um Sie herum lichten sich und die Schweißtropfen, die vor blanker Freude und Aufregung von Ihrer Stirn tropfen, verbinden sich mit den Todessünden und der Zwietracht in Ihrem tiefen Innern und die der verstorbenen Seelen, die bereits hier geopfert wurden und nun versuchen Ihren Körper zu übernehmen, um statt Ihrer an meinem beliebten und emotionalen Spiel teilzunehmen.


© Sandra Kreutzfeldt


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Beschreibung des Autors zu "Die Parodie des Lebens"

Einmal gefangen, kann man dem Spiel nicht entrinnen, dass einer Höllenfahrt der Absolute gleicht. Doch nichts ist, wie es einmal war oder sein wird: Babys, die vom Himmel fallen und einen in erdenkliche Art und Weise versuchen umzubringen; Büros, die Todeshotlines anbieten und Einkaufsläden, in denen Menschen verboten sind und sogar vor der Tür angeleint werden!

Die Welt steht Kopf und es scheint kein Ende in Sicht zu sein - man kann nur weiter in das Spiel eintauchen und eins mit dem chaotischen zweischneidigen Wahnsinn, der einen rund um die Uhr begleitet und Wache schiebt, werden. Klingt nach einem Traum? Dann komm mit in die Parodie des Lebens, in der der Boden kein Boden ist, sondern ein Eintopf aus Würmern und Eingeweiden.


Lass den Vorhang fallen und komm zu mir, mein geliebtes Opfer. Lass uns Spaß haben.

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