Kapitel 2 – Der Turm im Sumpf

© EINsamer wANDERER

Zwei Jahre nach Liams Tod.
»Na los, Ork!«, schrie Kaien über die tobende Menge schaulustiger Bauern hinweg. »Es geht um zehn Goldstücke! Das ist mehr als ich in einem Jahr verdiene und weniger als ich an einem Abend trinken kann, Urkrosh!«
Kaien war umringt von Bauern welche die Eintönigkeit ihrer täglichen Arbeit mit einem kleinen Ringkampf vertreiben wollten.
Unten im Ring stand der Orkschamane Urkrosh umzingelt von sechs Wölfen. Die Regeln waren ganz einfach. Das „Tier“ welches zuletzt stand gewann. Kaien hatte sein gesamtes Geld, welches er noch nicht in den Alkohol investiert hatte auf den Ork gesetzt.
Urkrosh schwang seinen Stab mit aller Macht und schleuderte die Wölfe gegen die Wand der Grube, doch ein paar der Tiere hatten sich hinter ihm geschlichen und verbissen sich in seinem Unterschenkel, während manche sich in seine fleischige Schulter verbissen. Der Ork schrie seinen Schmerz in den Himmel hinaus.
Kaien kaute vor Anspannung an seinen Fingernägeln. Im Ring durfte der Ork seine Fähigkeiten als Schamane nicht einsetzten. Sollten die Bauern merken, dass er zaubern konnte, würden sie ihn und Kaien auf einen Scheiterhaufen werfen und verbrennen. Aber ohne seine magischen Fähigkeiten hatte Urkrosh keine Chance gegen die Wölfe und würde von ihnen zerfleischt werden.
Der Hexenjäger musste sich etwas überlegen, um die anderen vom Kampf abzulenken. Aber ein schneller rundumblick ergab, dass es fast unmöglich wäre ihre Blicke vom Kampf loszureißen. Aber was tun?
Schließlich verhalf der Zufall Kaien bei der Lösung.
»Hey!«, schrie jemand über das Grölen der Menge hinweg. »Seht euch den mal an!« Alle drehten sich zu einem nackten Mann mit beharrten Rücken um, der hechelnd auf allen vieren die Menschenmenge fröhlich anglotzte.
Doch Kaien hatte keine Zeit um sich zu dieser kuriosen Gestalt umzudrehen. »Urkrosh!«, schrie er. Der Ork – halb unter den Wölfen begraben – sah zu ihm herauf. Wild gestikulierend versuchte er dem Schamanen klar zu machen, dass er seine magischen Fähigkeiten einsetzen sollte. Kaien hatte in den zweijährigen Reisen mit dem Ork gelernt, dass er über einen scharfen Verstand und eine gute Auffassungsgabe verfügte. Nach einen Blick von Kaien zu der Menge und zurück, verstand er. Er beschwor eine Windböe herauf, welche die Wölfe durch die Luft tanzen ließ. Sie fielen ohnmächtig auf den Boden. Urkrosh war es oft zuwider zu töten, etwas was Kaien zwar Verstand, aber er wusste auch, wie schwer es in solchen Zeiten war ohne den einen oder anderen Totschlag auszukommen.
Der erste Dorfbewohner bemerkte den Ausgang des Kampfes. Es war derjenige dem die Wölfe gehörten und er stand direkt neben Kaien. »Nein!«, schrie er.
Kaien versuchte nicht im Geringsten seine Schadenfreude zu verbergen. Grinsend und ohne seinen Blick von den bewusstlosen Wölfen zu wenden, streckte er verlangend die Hand zu ihm aus. »Mein Gold, wenn ich bitten darf.«
Der Dorfbewohner warf seinen Hut zu Boden und trampelte einmal kräftig drauf, bevor er mit unterdrückter Wut sagte: »Ich verlange eine Revanche!«
Kaien verschränkte überheblich die Arme. Wenn er es richtig anstellte, konnten mehr als zehn Goldstücken aus der ganzen Sache rausspringen. »Was schwebt Euch da vor? Mein Ork nimmt es mit jedem auf.« Er hoffte intensiv, dass der Mann nicht auf den Orkschamanen hinab sah. Urkrosh hechelte wie ein Fisch auf dem Trockenen, von seinen blutigen Bissspuren mal abgesehen, war er vollkommen erschöpft.
Die Miene des Mannes verzog sich zu einem dreckigen Grinsen. Kaiens Herz rutschte ihm in die Hose. Der Mann wedelte verneinend mit dem Zeigefinger. »Nein, nein, nein«, sagte er mit Hinterlist in der Stimme. »Wir tragen das untereinander aus. Wisst ihr, ich bin der beste Trinker des Dorfes. Wir werden es in einem Saufduell austragen. Wer von uns beiden am meisten trinken kann, gewinnt.«
Kaiens Arme erschlafften, vor Überraschung. Seine Kinnlade hing wie eine quietschende Tür, deren Scharniere schräg aus dem Türrahmen guckten, in der Luft. Hatte er da gerade richtig gehört? »Ei-ein Besäufnis? A-aber ich-ich ich vertrage nicht viel.« Trotz seiner zur Schaugestellten Verunsicherung sah es in seinem Inneren ganz anders aus. Den Kerl werde ich so etwas von unter den Tisch trinken, dachte er hämisch und rieb sich innerlich die Hände.
Das Grinsen seines Gegenübers wurde immer breiter. »Der Gewinner zahlt die Zeche und den Gewinn von dreißig Goldstücken.«
Mit einer – vor Freude – zittrigen Hand schlug der Hexenjäger ein und trank so viel wie seit Monaten nicht mehr.

Kaien und Urkrosh folgten einem Trampelpfad quer durch ein namenloses Wäldchen südwärts. Immer weiter gen Süden. Nahe der Grenze zum Land der Orks. Auch wenn es eigentlich nicht die Richtung war, in die Kaien wollte so hatte er doch gelernt, dass die Dorfbewohner einem Ork und einem Menschen weniger feindlich gesonnen waren, je weiter sie nach Süden gingen, wo Orksklaven Gang und Gebe waren.
Nach Liams Tod war jeder aus der Gruppe seines Weges gegangen. Niemand hatte durch den Tod des Hexers noch eine Verpflichtung ihm gegenüber gesehen. So hatte jeder gemeint seines eigenen Weges gehen zu müssen. Jeder bis auf den Orkschamanen. Seine „Zauberknochen“ hatten ihm gesagt, dass er Kaien folgen sollte. Anfangs wollte der Hexenjäger den Ork noch loswerden, doch dieses Unterfangen stellte sich als schwieriger heraus als anfangs gedacht.
Zuerst hatte Kaien versucht ganz früh morgens mit dem Pferd zu verschwinden, bevor der Ork überhaupt wusste, wie ihm geschah. Gleich an der nächsten Raststätte begegnete er dem Schamanen an einer Leine gebunden wieder und der Gastwirt sagte zum Hexenjäger dass »keine Sklaven in der Schenke erlaubt seien.« Der Schamane war von Natur aus gnadenlos ehrlich und sagte jedem der es wissen wollte, dass er mit Kaien unterwegs sei.
Später hatte der Hexenjäger versucht sich in den Wäldern zu verstecken, aber egal wie tief er hineinlief, der Ork fand ihn immer. Angeblich half ihm sein Geisterhund Torpku beim Suchen. Und dieser Torpku hatte schon einen fast unheimlichen Geruchssinn. Selbst durch einen Fluss hindurch konnte er Kaiens Fährte immer noch aufnehmen.
Als letztes hatte der Hexenjäger versucht den Ork zu verkaufen, doch er weigerte sich beharrlich mit seinem neuen Herrchen mitzugehen. Er hatte ihn den Arm gebrochen und war mit einer wütenden Meute voller Fackeln und Mistgabeln im Schlepptau zu Kaien gekommen. So schnell hatte der Hexenjäger noch nie die Beine in die Hand genommen. Die Heugabeln waren ihm nur so um die Ohren geflogen. Seitdem hatte er sich damit abgefunden, dass der Schamane ihm folgte. Seine Letzte Hoffnung war, dass er Zufällig den Stamm von Urkrosh an der Grenze zum Orkland Kuzahrkit traf und sie ihn von dieser Klette erlösten, bevor sie ihn töten würden und ihn in den Kochtopf werfen würden.
Das alles ging dem Hexenjäger mal wieder durch den Kopf, doch dann wog er den Beutel mit purem Gold in seiner Hand und seine Stimmung hob sich merklich.
»Große Güte. So viel habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr getrunken. Aber der Kerl hat überhaupt nichts vertragen. Am Ende hat er geweint, weil ich ihn in die Armut getrunken habe. Das nächste Mal wird er es sich wahrscheinlich zweimal überlegen, ob er mich zum Trinkwettbewerb herausfordern wird.« Kaien lachte hämisch vor Freude.
»Hexenjäger mögen nicht jagen«, stellte Urkrosh mit einem Grunzen fest. In den letzten zwei Jahren hatte Urkrosh viel über die menschliche Sprache gelernt. Aber er beherrschte sie immer noch nicht perfekt.
»Wer will schon einen Hexer jagen, wenn er stattdessen so leicht an sein Gold rankommen kann?«
Urkrosh schnaubte ungläubig. Die Sprache der Orks war wie die von Tieren. Mehr Laute und Körpersprache denn Sprechen und Betonung der Worte.
»Was?«, fragte Kaien. »Das ist alles. Ich schwöre es beim Barte meiner Urgroßmutter.«
»Wie Hexenjäger geworden Hexenjäger?«, fragte er.
Kaien hielt inne. Warum war er ein Hexenjäger geworden? »Lass uns weitergehen«, war alles was Kaien nach einem Moment des Schweigens dazu sagte. Fröhlich Pfeiffend ging er vor, den Beutel voll Gold in die Luft werfend und wieder auffangend.
Urkrosh winselte kurz unschlüssig dann folgte er, wie ein treuer Hund. Wie Kaien diese Anhänglichkeit von ihm hasste.
Das Zischen eines Pfeils durchschnitt die Luft und nagelte den prallen Beutel gegen den nächsten Baum. Bei näherer Betrachtung stellte sich der Pfeil als ein Bolzen heraus. Kaien zog sein Schwert und wandte sich aus der Richtung aus welcher der Bolzen gekommen war. Urkrosh machte sich auch bereit.
»Lange ist es her, dass meine Augen Euch erblickten, Sir Kaien«, sagte eine Gestalt die mit einem Bein auf einen kleinen Erdhügel stand, vom warmen Licht – welches durch das Blätterwerk der Bäume schien – beleuchtet. Sein blankpolierter Lederharnisch schimmerte im Licht der Mittagssonne. In seinem metallenen Gürtel, der ebenfalls blitzeblank war, steckten etliche akkurat angeordnete Wurfmesser. Sein in Stoff gepolsterter rechter Arm zeigte auf die beiden. Auf seinem Handgelenkt lag eine kleine Armbrust. Es lag kein Bolzen darauf, was den Schluss nahe legte, dass der Bolzen der Apparatur gerade im Baum hinter Kaien steckte. Der schwarze Bart des Fremden war sauber zurechtgestutzt. Und sein Haar ordentlich nach hinten gekämmt. Das alles unter Berücksichtigung seiner sauberen Kleidung und der Anordnung der Waffen, ließ zwei Schlüsse zu. Entweder legte der Mann sehr viel Wert auf sein Erscheinungsbild oder er liebte einfach die Ordnung. Eventuell auch beides.
Kaien hielt seine Waffe immer noch angriffsbereit. Seine Klinge senkte sich um keinen Deut. Bei anderen Hexenjägern war er immer vorsichtig. Man wusste nie, ob sie einen den Sold stehlen wollten. »Was wollt Ihr?«, knurrte er.
»Immer noch das alte Misstrauen, was?«, konterte der Mann.
»Könnt Ihr es mir verdenken?«
Wieder eine Frage. Es war ein altes Spiel der beiden. Wem die Fragen zuerst ausgingen hatte verloren.
»Vielleicht bin ich auch wegen des Orks hier. Wäre doch möglich?« Er deutete auf Urkrosh dessen Körperhaltung sich etwas, aber nur ein bisschen, entspannt hatte, was Kaien nicht entging.
Es war gefährlich diesen Mann zu unterschätzen. Selbst dass der Hexenjäger ihn auch nur für einen Wimpernschlag aus den Augen gelassen hatte, war an sich schon ein großer Fehler der ihn unter Umständen das Leben gekostet hätte. Also hatte er es vielleicht doch nicht auf sein Leben abgesehen.
Dem Mann schien dasselbe durch den Kopf zu gehen. »Ihr kennt mich. Hätte ich Euch töten wollen, hätte ich aus dem Hinterhalt angegriffen. Ebenso wie Ihr eben zu Eurem Schmusetierchen geschaut habt, hätte ich Euch auch ohne große Mühe töten können. Demnach trachte ich nicht nach Eurem Ableben. Wäre es nicht just in diesem Moment Zeit die blanke Waffe zu senken?«
Kaien war an der Reihe. »Wie blumig Ihr euch auch auszudrücken vermögt, so wart Ihr es doch, der mir beibrachte, niemals so blauäugig jemanden zu vertrauen. Vertrauen kann tödlicher als jede Klinge sein, waren dies nicht Eure Worte?«
Einige Momente herrschte Schweigen. Dann senkte der Fremde ganz langsam seine Armbrust, damit Kaien dies nicht als Finte deuten konnte. Kaum das sein Arm erschlafft war, klatschte er freudig Lachend in die Hände. »Ihr habt Euch prächtig entwickelt, mein Schüler Kaien.«
Jetzt steckte Kaien die blanke Klinge in die Scheide. Bevor er trotzig erwiderte: »Ich war nie euer Schüler. Wir mögen einige Zeit zusammengearbeitet haben, doch … Ihr wisst schon. Der Vorfall damals im Hafen …«
»Diese Nacht wurmt Euch noch immer edler Mann, was?« Der Mann liebte scheinbar das stellen von Fragen.
Kaien schüttelte den Kopf. »Nein, Gultru. Es hat mir lediglich die Augen geöffnet. Ich bin einfach niemand der gerne mit anderen auf die Jagd geht. Aber sagt, was führt Euch zu mir?«
Gultru lächelte geheimnisvoll und zeigte den Trampelpfad entlang. »Unweit dieswärts ist ein herzerwärmendes Gasthaus. So schlage ich vor, wir bereden dort unsere geschäftlichen Angelegenheiten und feiern unser Wiedersehen.«

Der Hexenjäger verstand nicht, warum das Gasthaus für seinen Kollegen Gultru als herzerwärmend galt. Es war eine dieser heruntergekommenen Spelunken in denen sich mehr Gesindel herumtrieb als in der Stadt. Vielleicht weil gerade im Wald weniger Stadtwachen die Tür eintraten und eine ihrer kleinen Stichprobenkontrollen veranstalteten. Wie sehr der Hexenjäger doch im Moment ihr brüllen von Befehlen vermisste.
Urkrosh saß im Schneidersitz auf den Boden. Es gefiel ihn nicht auf Hockern zu sitzen. Die beiden Gefährten waren die seltsamen Blicke gewöhnt, ganz anders als Gultru, der mehr als einmal einen Rundumblick machte. Kaien konnte ihn verstehen. Eine Zeitlang hatten ihn diese feindseligen Blicke auch etwas nervös werden lassen. Doch die meisten hatten viel zu viel Angst, um einen Menschen und einen gefährlichen Ork anzugreifen. Und selbst wenn es zu einem Kampf kam, gab es niemanden von dem Kaien sich lieber den Rücken decken ließ. Der Schamane war zwar für einen Ork klein, aber seine Größe und Schmächtigkeit gegenüber anderen Exemplaren ließen ihn nur allzu schnell verharmlosen.
Nachdem Kaien den Blick seines Kollegen gefolgt war, wandte er sich ihm zu. »Sagt Ihr mir nun endlich, weshalb Ihr mit mir reden wollt. Wenn Ihr mich schon nicht töten wollt, so brecht endlich das Schweigen um Eurer Hiersein.«
»Sagt mir Kaien, war die Brust Eures Vaters geschwollen gar Eures Hierseins auf Erden?«
Kaien funkelte den Hexenjäger böse an. Gultru wusste von seinen alten Wunden. Ihm war auch bewusst, dass es ihm nicht gefiel darüber zu reden, geschweige denn darauf angesprochen zu werden. Doch dann wurde die Härte seiner Miene weicher und er seufzte. »Für meinen Vater war ich eine einzige Enttäuschung. Er verstand nie, dass ich … bin was ich nun mal bin. Er hat mir die Schuld daran gegeben.« Kaien schloss für einen kurzen Moment die Augen. Alte Erinnerungen an Ohrfeigen, wüste Flüche und Beschimpfungen drangen auf ihn ein. Dann gluckste er amüsiert. »Als könnte ich etwas dafür.« Er trank seinen Krug fast in einem Zug aus und warf ihn zu Boden. Klirrend zersprang der Ton. »Wirt! Einen neuen Krug mit Bier!«, schrie Kaien ans andere Ende des Raumes.
»Aber nur, wenn ihr für den zerbrochenen bezahlt!«, schrie der Wirt zurück.
Kaien lachte und gab den Wirt mit einer Geste zu verstehen, dass er einverstanden war. »Ich habe genug Gold um dieses rattenverseuchte Drecksloch zu kaufen.« Liebevoll tätschelte er seinen prallen Beutel.
Gultru hatte ihn die ganze Zeit über genau beobachtet und fragte wie beiläufig: »Habt Ihr seit dieser Zeit eigentlich der Versuchung widerstehen können?«
Ohne ihn auch nur anzusehen, zog Kaien sein Schwert und hielt es den anderen Hexenjäger an die Kehle. Mit einem Grinsen im Gesicht und einem gefährlichen Funkeln in den Augen sagte er: »Ihr weicht aus.« Seine Stimme war ruhig, genau wie die Klinge deren Spitze sich nun in den Hals von Gultru bohrte. Kaien war gefasst und zu allem bereit. Ein kleiner Blutstropfen rann den Hals seines Gegenübers hinab.
»Um Eure Frage zu beantworten. Nein. Ich habe es seit jener Nacht nie wieder getan. Also sagt mir, was Eurer Begehr ist, bevor ich zu dem Schluss komme, dass Ihr doch hier seid, um meinen Gefährten und mich zu töten.«
»Wir Ihr wünscht. Einen halben Tagesmarsch von hier ist ein verfallener Turm. Einst war er die Behausung eines mächtigen Hexers, bis ein wütender Mob mit dem legendären Hexenjäger Lquitos an der Spitze, den Turm stürmten und den Hexer töteten.
In heutigen Zeiten ist der Turm in einem Sumpf dabei in das Erdreich einzudringen und damit ins Vergessen zu geraten. Habt Ihr den nackten Mann beim Kampf gesehen? Immerhin hat er Euch den Sieg beschert. Ohne ihn wäre der Sieg des Orkhexers nicht so glorreich gewesen.« Er bedeutete Urkrosh mit einem vielsagenden Blick. Kaien ließ sein Schwert sinken, sah seinen Gesprächspartner aber nicht an. Seine Blicke suchten die Taverne nach Gegnern ab. Wer wusste schon, ob Gultru alleine war? Ihm war alles zuzutrauen.
»Wo ist da die Verbindung? Was hat ein nackter Verrückter mit einem verfallenen Turm zu tun?«, fragte Kaien, während er zwei zwielichtige Gestalten sah, die wild gestikulierten und sich gegenseitig böse anfunkelten. Kaien roch den Ärger schon in der Luft. Bald würden diese Beiden sich an die Gurgel gehen.
»Die Menschen in dem Dorf unweit des Turmes sprachen von gar seltsam anmutenden Lichtern bei Nacht. Außerdem waren sämtliche Hunde, Katzen, Mäuse, Kühe und ähnliches Getier wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe den Turm über mehrere Mondzyklen beobachtet. Der Mann kam auf allen vieren heraus und streunte im Wald herum. Er bellte den Mond und Eichhörnchen an. Ab und an hob er sein Bein, um … Ihr wisst schon. Ich habe die starke Vermutung, dass es sich bei diesen seltsamen Manne um eines der entführten Tierchen handelte.«
Kaien trank ungerührt einen Schluck aus dem Krug, der während Gultrus Schilderung vor ihm gestellt worden war. Die zwielichtigen Gestalten begannen jetzt mit den Fäusten aufeinander einzudreschen. Eine kleine Menge der Gäste hatte einen Kreis um sie gebildet und feuerten sie mit schüttelnden Fäusten und lauten Schreien an.
»Anschließend kam er irgendwann in ein anderes Dorf und dort sah ich Euch mit diesen … Orkhexer im Schlepptau. Ich würde meinen Bart verwetten, dass dahinter eine gar interessante Geschichte steckt, wie euer beider Pfade sich in der Vergangenheit kreuzten und Euer beider Schicksal verwoben.«
Kaien nahm noch einen Schluck und antwortete mit behaarendem Schweigen, während er von seinem Platz aus die Schlägerei beobachtete. Er rechnete sich die Chancen aus, wer von beiden Gewinnen würde. Vielleicht konnte er ja auf einen der beiden Wetten. Doch er rief sich zur Ordnung. Gultrus Zunge sollte man nicht unterschätzen.
Als der andere Hexenjäger erkannte, dass er nicht antworten würde, erzählte er weiter: »Wie dem auch sei. Ich brauche einen mächtigen Verbündeten im Kampf gegen den Hexer. Und da brauche ich jemanden mit Euren … Fähigkeiten.«
»Ihr und ich gegen einen einzigen Hexer mit einer Armee Bauernhofstiere? Ist dies nur ein bedauerlicher Versuch uns wieder zu einen oder führt Ihr etwas anderes im Schilde?«
Gultru hob abwehrend die Hände und wedelte wie um sich zu verteidigen. »Mit Nichten!«, versicherte er. »Die Belohnung ist groß genug für uns beide und ich bin bekanntlich niemand der seine Aufträge mit unnötigen Risiken tätigt.«
»Meine Antwort auf Euren Begehr lautet nein.«
»Aber ich gebe diesbezüglich zu bedenken, dass es um sehr viele klimpernde Goldmünzen gehen würde. Damit würdet ihr ein Jahr lang trinken, ohne je mit leeren Beutel die Schenke zu verlassen.«
»Nein«, behaarte Kaien weiter und schlürfte den Krug bis auf den Grund leer. Er hob seinen Finger, um die Bedienung zu sich zu rufen. Er wollte zahlen. Mit etwas Glück konnten sie noch ein paar Meilen zurücklegen, bevor es dunkel wurde.
»Dürfte ich Erfahren, warum Ihr diese Gelegenheit nicht beim Schopfe packt?«
»Ich traue Euch nicht. Ihr habt mich mehr als einmal hintergangen und reingelegt. Verdammt Ihr habt mich sogar opfern wollen, um Eure eigene Haut zu retten.«
Gultru seufzte. »Wie bedauerlich. Ich hatte andere Kunde erhofft.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich erneut. Dieses Wechselspiel war typisch für ihn. Es machte jeden mürbe und am Ende erzählte man ihm alles was er wissen wollte. Die meisten merkten es noch nicht einmal. »Sagt, habt Ihr je den Gesuchten gefunden? Der nachdem Euer Hass trachtet?«
Kaiens Mund wurde trocken. Wieder schwirrten ihn viele alte Erinnerungen in den Kopf herum. Vielleicht brauchte er ja doch noch etwas zu trinken. »Nein«, sagte er und versuchte nicht allzu zittrig oder zu verbittert zu klingen. Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, wo er sich aufhält oder ob er noch lebt. Ich habe es aufgegeben ihn zu verfolgen. Inzwischen könnte er überall stecken.«
»Na dann will ich Euch nicht weiter stören. Passt auf Euch auf, mein Freund.«
Kaien schnalzte ob des letzten Wortes mit der Zunge. Freund, dachte er verächtlich.
Gultru verließ mit einem Wink zum Abschied die Schenke, ohne sich umzudrehen.
Kaum dass er gegangen war, stießen ein paar übel aussehenden Gestalten die Tür zur Schenke auf und ließen die lautstarke Prügelei ersticken. Sie sahen nicht aus, als ob sie für ein freundliches Wort empfänglich wären.
»Wir suchen einen Hexenjäger namens Kaien! Er hat auf Kosten eines falschen Mannes die Zeche geprellt. Laut unseren Informationen soll er sich hier in der Nähe herumtreiben. Wir wollen nur mit ihm reden«, wie um die Worte noch zu unterstreichen schlug einer der Kerle die geballte Faust klatschend in die gekrümmte Handfläche und ließ anschließend die Knöchel knacken.
Auf einmal verspürte Kaien das dringende Bedürfnis Gultru zu folgen und ihn bei seinem Auftrag zu unterstützen.

»Freut mich, dass Ihr Euch um entschieden habt«, meinte Gultru gut gelaunt. »Sagt, musste uns der Orkhexer unbedingt folgen?«, fragte der andere Hexenjäger hinter vorgehaltener Hand und bedachte den Schamanen mit einen seltsamen Blick.
»Glaubt mir, wenn ich ihn loswerden könnte, hätte ich es bereits getan«, meinte Kaien verstimmt. Er wollte überhaupt nicht mit diesem Mann zusammenreisen.
Früher hatte er ihn für seine Wortgewandtheit und Auffassungsgabe verehrt, aber das war schon viele Jahre her. Inzwischen kannte Kaien ihn besser.
Gultru gehörte zu jenen, die alles taten um einen Auftrag zu erledigen. Mehrfach hatte er Kaien während ihrer gemeinsamen Zeit einfach opfern wollen. Sein Charakter war mehr als Eindimensional. Sobald sich das Blatt wendete, tat er alles um seine Haut zu retten. Mit seiner Maske aus blumiger Sprache und messerscharfer Intelligenz hielt er alle zum Narren, die ihn nicht kannten, doch wenn er sie nicht mehr brauchte, ließ er sie über die Klinge springen. Kaien verachtete diese Vorgehensweise. Das war mit einer der Gründe warum sie getrennte Wege gingen. Wenn es nach Kaien gegangen wäre, hätten sie sich nie wieder getroffen.
Beim Gedanken, wie es zu dieser unfreiwilligen Allianz kam, dachte Kaien: Ich hasse es, wenn mir mein Ruf als Trinker und Zechpreller vorauseilt.
»Sind wir bald da?«, murrte der Hexenjäger.
»In Bälde erreichen wir unser angestrebtes Ziel, wir müssen nur noch …«
Auf einmal lichtete sich der Wald und sie kamen auf eine sumpfige Lichtung. Gräser und Kräuter wuchsen dicht bei Pilzen und Schilfpflanzen. Überall schwirrten Insekten herum. Kaien zerschlug eine Mücke im Nacken, als diese es sich auf seiner Haut bequem gemacht hatte.
Mitten auf der Lichtung ragte ein Turm empor. Die Hälfte des Turmes fehlte und seine abgebrochene Spitze senkte sich in Richtung des Erdbodens, als wenn er vor der Göttin selbst knien würde. Die Steine waren Dunkel und schienen ihrer Machart nach gut fünfhundert Jahre alt zu sein. Damit hatte Gultru recht gehabt. Es wäre durchaus möglich, dass dieser Turm zur Zeit des Hexenjägers Lquitos erbaut worden war.
Aber dennoch mochte es Kaien nicht behagen hier zu sein. Er stand vor einem gefährlich aussehenden Turm mitten im Nirgendwo, in dem ein verrückter Hexer mit entführten Tieren lebte. Seine Gruppe bestand aus einem Orkschamanen dessen Grammatik noch mehr als Verbesserungswürdig war und einem anderen Hexenjäger der zu allen Überfluss auch noch Gultru war. Das alles war selbst für ihn etwas zu verrückt. Am liebsten hätte Kaien kehrt gemacht und wäre in die entgegengesetzte Richtung gegangen.
Verwundert stemmte der andere Hexenjäger die Hände an die Hüften. »Seltsam. Mir war so, als hätte der Turm tiefer im Sumpf gelegen.«
Gultru bezeichnete etwas als seltsam, also gehörte es definitiv nicht zu seinen Plan. Es gehörte nicht zu seinen Plan, dass der Turm nicht so tief im Sumpf lag, wie gedacht. Konnte es sein, dass er ihn zum ersten Mal erblickte? Aber er hatte doch gemeint, dass er ihn tagelang beobachtet hatte und er war jemand mit einem ausgezeichneten Gedächtnis, welches allzu selten, wenn gar nie etwas vergaß. Also hatte er in Bezug auf seine Beobachtung wahrscheinlich gelogen. Kaien machte sich im Kopf einen kleinen Vermerk. Es konnte später nützlich sein.
Einen Moment versuchte Kaien in seinen Zügen zu lesen, was in ihn vorging, doch wie immer hielt Gultru seine Mimik eisern im Zaum. Nach einem Moment stiller Beobachtung meinte Kaien »Also? Sollen wir hinein oder überkommt Euch auf einmal die Angst?«
Gultru lachte. »Ich war nur etwas verwundert. Weiter nichts.«
Wieder machte sich Kaien einen Vermerk. Die Sache behagte ihm immer weniger.
Schließlich räusperte sich Gultru, wahrscheinlich um seine Unsicherheit zu zerstreuen, was aber nur zu einen dritten Vermerk führte. »Nun denn. Lasset uns voranschreiten meine Freunde. Auf ins Abenteuer.« Der vierte Vermerk. Gultru sah seine Aufträge immer nur als Aufträge. Die Abenteurer-Facette war nicht vorhanden, das wusste Kaien.
Um keinen Verdacht auf sich zu lenken, folgte er still seinen Kollegen. Urkrosh folgte wie immer schweigsam und beharrlich, so wie Kaien es nicht mochte.

Im Inneren des baufälligen Turmes staunte die Gruppe über die Käfige mit Menschen, die wiederum keine Menschen waren. Kaien erkannte die Gefangenen als angehörige seiner Rasse, welche Auffälligkeiten von Tieren besaßen. Manche hatten Schwänze, andere auffällige Ohren oder Körperbehaarung.
Der Turm war von Innen genauso marode und mit moosbewachsen wie von außen. Licht schien durch die löchrigen Wände und eine Wendeltreppe führte zu dem was heute die Spitze war. Ansonsten war der Turm unspektakulärer weise leer.
Verspielt steckte Urkrosh seinen Finger zwischen die Stäbe eines der Käfige und murmelte etwas in seiner Muttersprache.
»Welcher kranke Geist erdenkt sich so etwas?«, sagte Gultru angewidert.
Kaien wollte sich darauf den nächsten Vermerk machen, verwarf ihn aber, da der Hexenjäger nie behauptet hatte im inneren des Turmes gewesen zu sein.
»Wer wagt es in mein Reich einzudringen!«, keifte eine heisere Stimme, die öfters wegknackte. Vor ihnen stand ein zwölfjähriger Junge, in einem Umhang der einige Nummern zu groß für ihn war. Sein pickliges Gesicht stierte das Trio finster an. »Das ist mein Reich! Ihr habt hier nichts verloren!«, schrie er. Der Stimme nach befand sich der Junge mitten im Stimmbruch.
Kaien schaute genervt zu Gultru. »Und bei dem brauchst du wirklich meine Hilfe? Mal im Ernst, den Dreikäsehoch hätte ich sogar zu meinen Anfangszeiten als Hexenjäger ohne weiteres besiegen können.«
»Unterschätzt mich nicht! Ich werde euch alle vernichten!«, drohte der Junge, wobei diese Drohung durch seinen Stimmbruch von selbst ins Lächerliche gezogen wurde.
»Es ist nicht von Bedeutung«, sagte Gultru. Die beiden ignorierten den Hexer vollkommen. »Wir müssen ihn töten, so verlangten es die Dorfbewohner und ich erfülle meine Aufträge.«
Kaien ging ein paar Schritte vor, drehte sich dann mit erhobenen Zeigefingern um und sagte im Rückwärtsgehen: »Pass auf, ich mache dir einen Vorschlag …« Er Schritt weiter ohne den Satz zu vollenden.
»Ihr Narren schreitet mitten in Euer Verderben«, schrie der Junge aus voller Kehle weiter.
Kaien funkelte ihn kalt an, während er sich ihn immer weiter näherte.
»Ich werde sämtliche Tiere in der Umgebung in Menschen verwandeln. Dann werde ich sie zu Kriegern dressieren und mit ihnen die Weltherrschaft erlangen! Eine solche Armee habt Ihr noch nie gesehen!«
Kaien konnte nur mit Mühe ein belustigtes Lächeln unterdrücken. »Du Bursche bist ganz schön verrückt. Normalerweise verzaubern Hexer Menschen in Tiere, aber nicht andersherum. Hat dir das niemand erzählt?«
»Ihr werdet … Ihr … iiiiiiihhhhh…«, seine Stimme versagte vor Angst den Dienst, denn Kaien ragte bedrohlich über ihn und warf seinen Schatten auf die schmächtige Gestalt unter ihm. Der Junge machte sich ganz klein vor Angst, wodurch Kaien aber nur noch bedrohlicher wirkte.
Nicht einmal ein Schritt trennte die beiden voneinander.
Das kalte Funkeln des Hexenjägers jagte den Burschen eine Gänsehaut ein. Selbst unter den viel zu großen Gewandt sah Kaien ihn schlottern.
Bedacht langsam zog der Hexenjäger sein Schwert aus der Scheide.
Die Angst des Jungen steigerte sich ins unermessliche. Der Schweiß brach ihn aus allen Poren. Die Klinge blitzte gefährlich auf.
Urkrosh wandte sich von den Tiermenschen zu den beiden um. Unglaube flackerte in seinen Augen, doch er mischte sich nicht ein.
»Bitte … bitte nicht … Gnade!«, der Junge fiel auf die Knie und sah zu Kaien auf. Verzweifelt zerrte der Hexer an seiner Kleidung.
Doch die Klinge blieb wo sie war. Hocherhoben über Kaiens Kopf, wie das Beil eines Henkers.
Plötzlich und ohne Vorwarnung sauste das Schwert nieder. Der Jüngling schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, blickte er auf ein paar Haarsträhnen die zu Boden fielen. Er verdrehte die Augen soweit nach hinten, dass das Weiße zu sehen war und fiel ohnmächtig um.
»Zu behaupten, dass mir das keinen Spaß gemacht hat, wäre gelogen«, murmelte Kaien zu den bewusstlosen Burschen, während er ihn bis auf die Unterwäsche auszog und eine seiner Strähnen in der Luft auffing. Dann schritt er auf Gultru zu, der ihn verwundert ansah. Er drückte ihn grob das Gewand und die Strähne gegen die Brust. »Gib das den Dorfbewohnern und erzähl ihnen, dass der gefährliche Hexer tot ist.«
»Gedenkt Ihr etwa den Jungen zu verschonen? Er ist ein Hexer und damit mehr als gefährlich.«
Kaien deutete mit einem Nicken auf den Jungen. »Sieht dieser Knilch aus, als wenn er eine Bedrohung wäre? Tut wie ich Euch gesagt habe, denn sonst werde ICH Euer nächster Gegner sein.« Kaien schaute Gultru tief in die Augen. In den Augen des Hexenjägers tauchte ein gefährliches Flackern auf, worauf Gultru erst einmal verschreckt einen Schritt zurückwich.
Doch dann fing er sich wieder. Mit einem lächelnden Schulterzucken meinte er: »Hexer sind gefährlich«, mit diesen Worten verließ er den Turm mit den Gewand und der Strähne. Kurz bevor er über die Schwelle des Tores trat, drehte Gultru sich noch einmal um. »Da ich den Auftrag nicht ordnungsgemäß erfüllt habe, kann ich leider die fürstliche Belohnung nicht annehmen. Ich hoffe auf Euer Verständnis, edler Mann. Aber ich verspreche, diese aufgesetzte Lüge von Euch den Dorfbewohnern aufzutischen.«
Kaien antwortete mit einer wegwerfenden Geste. Geld war auch nicht alles. Das war der Alkohol.
Damit verschwand der Hexenjäger, wie Kaien hoffte für immer.
Urkrosh trat aus dem Hintergrund und meinte zu Kaien: »Befreien Tiere.«
»Ja, Urkrosh du hast recht. Wir sollten sie befreien. Dann müsste dieser Schwachkopf von einen Hexer noch einmal ganz von vorne anfangen.«

Ein paar Tage später saßen Urkrosh und Kaien wieder einmal in einem Gasthaus. Je näher die beiden Gefährten der südlichen Grenze kamen, desto harmonischer wurde ihre Beziehung.
Urkrosh blühte auf, denn ihm gab die Nähe zu seinem Heimatland Kraft.
Kaien hingegen fühlte, dass ihre gemeinsame Zeit bald enden würde.
Er las sich gerade bei einem kühlen Bier noch einmal seine Notizen über Gultru durch, während in dem Gasthaus eine Schlägerei tobte. Kaien wich den fliegenden Körpern im Sitzen aus. Wenn jemand auf den Tisch prügel einsteckte oder irgendjemand über den Tisch geschleift wurde, so hob er seinen Krug hoch, damit nichts verschüttet wurde. Aber nichts konnte seinen Blick von dem kleinen Notizbuch wenden.
Wenn es jemanden gab, der für Kaien in der Vergangenheit wichtig gewesen war, so hatte er sich immer Notizen über ihn aufgeschrieben. Man wusste nie, wann man die Informationen brauchen konnte.
Er blätterte gerade um, als er in einen zwei Jahre alten Eintrag einsah. Es war über einen alten ausländischen Hexer, der ihn aus dem Gefängnis geholt hatte und anschließend überraschend verstorben war. Es gab diesbezüglich immer noch eine Menge offener Fragen. Kaien legte nachdenklich den Stift ans Kinn.
Auf einmal bewegte sich eine wunderschöne Frau wassergleich aus der grölenden Menge hervor. Sie bat mit einer zarten Stimme um Ruhe und wie durch ein Wunder kehrte sie ein. Alle hielten in ihrer jetzigen Position inne, um ihren goldenen Worten zu lauschen. »Ich habe gehört hier sei ein Hexenjäger namens Kaien. Er schuldet meiner Mutter noch die Zeche eines siebentägigen Gelages.«
»Ich hasse es, wenn mein Ruf mir vorauseilt«, murrte der Hexenjäger.


© EINsamer wANDERER


0 Lesern gefällt dieser Text.


Beschreibung des Autors zu "Kapitel 2 – Der Turm im Sumpf"

Next: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44265/Kapitel-3-/

Previous: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44135/Kapitel-1-/

First: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44026/Prolog-1-/




Kommentare zu "Kapitel 2 – Der Turm im Sumpf"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Kapitel 2 – Der Turm im Sumpf"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.