Seit fast fünfzig Jahren, schipperte Kapitän Thorens über die sieben Weltmeere. Er hatte auf seinen vielen Fahrten so manches Abenteuer erlebt, sogar einmal, im chinesischem Meer, einen Piraten Überfall, den er mit seiner Mannschaft aber glücklich abwehren konnte.
Er hatte auch schon viele Male die Spitze Feuerlands umschifft, er hat bisher zig schwere Orkane erlebt, ist vor der Küste Australiens auf ein Riff aufgelaufen und musste sogar einige Mitglieder seiner Mannschaft, wegen Meuterei, auspeitschen lassen.
Er hatte also schon eine Menge Erfahrungen gesammelt, als ihn seine Reederei auf ein kleineres Kreuzfahrerschiff versetzte, das die Südamerika Routen befuhr. Vier Reisen hatte er bereits hinter sich, das sollte jetzt seine letzte Fahrt sein, bevor er in den wohlverdienten Ruhestand versetzt wurde.
So stand er jetzt auf der Brücke und beobachtete das Einchecken der neuen Passagiere. Das war sie nun, seine letzte Reise als Kapitän. Ja, er freute sich schon auf sein kleines Häuschen am Meer, das er sich vor einem Jahr gekauft hatte, es lag an einer dicht befahrenen Wasserstraße, so konnte er täglich die Schiffe sehen und die Kapitäne, die ihn kannten, ließen jedes Mal ihr Signalhorn ertönen um ihn zu grüßen.
Er sah auf die Uhr, blickte zum Ersten Steuermann und rief über die Sprechanlage den Maschinenraum. Der Maschinist Olofson meldete sich: " Ja Käpt‘n"? "Lass die Maschinen an, halbe Kraft nach dem Ablegen"! Einige Minuten später gab er das Signal "Leinen los"! An den Maschinenraum gab er die Anweisung "Wir legen ab"! Das leichte Vibrieren des Schiffes zeigte allen, es geht los.
Langsam glitt das Schiff aus dem Hafen, Passagiere standen noch an der Reling und winkten den Zurückbleibenden einen Abschiedsgruß zu. Dann nahm das Schiff Fahrt auf und fuhr hinaus auf die offene See.
Das Meer war ruhig und von Osten her wurde es dunkel, eine kleine Musikkapelle spielte im Salon und die Melodien drangen hinauf bis zur Brücke.
Drei Tage und Nächte auf See lagen vor ihnen, die Passagiere wurden unterhalten, die bunte Bord Beleuchtung war eingeschaltet und die ersten Sterne funkelten am nachtblauen Himmel. Kapitän Thorens unterhielt sich mit seinem Steuermann, als plötzlich zwei Matrosen eintraten, einer sagte "Käpt‘n, wir haben eine blinden Passagier an Bord"! Thorens wurde blass, nur das nicht, davor hatte er sich immer gefürchtet. Er sah seinen Steuermann an, aber der zuckte nur mit der Schulter. Thorens wusste, was das bedeutete, nach altem Seerecht wird ein blinder Passagier über Bord geworfen. Es war seine letzte Reise und die wollte er sich von solch einem Kerl nicht kaputt machen lassen. Er sagte zu den Beiden. "Also, wenn es richtig finster ist, dann packt den Kerl und werft ihn über Bord, passt aber auf, dass Euch niemand sieht"! Die Beiden nickten und verließen die Brücke. Thorens sah seinen Steuermann fragend an, der alte Seebär sagte." Das ist die alte, gerechte seemännische Lösung, keine Schreibereien und nichts"! Vier Stunden später erscheinen die beiden Matrosen wieder auf der Brücke. Der Kapitän sieht sie entsetzt an, "ja, wie seht ihr denn aus, hat sich der Kerl so gewehrt, Respekt, Respekt "! Die Uniformen der Beiden waren total zerfetzt, sie hatten überall blutige Striemen und Kratzwunden. "Nein, nein, sagten sie, der Mann war völlig überrascht, er hat sich nicht gewehrt, nur sein Blindenhund hat ihn so fanatisch verteidigt"!


© GünterWeschke


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Beschreibung des Autors zu "Blinder Passagier"

Ja, so ein blinder Passagier hhat es nicht leicht. ..."Mann über Bord", das war früher an der Tagesordnung.

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