„Ist das Asgard“ fragte der Krieger mit dem Beil im Kopf. „Nein, Kleiner, das ist Walhall“, sagte die Walküre tröstend. „Aber du darfst gleich weiter kämpfen, von morgens bis abends und abends darfst du dich dann besaufen! Schön, nichtwahr?!“

Sie wollte ihn ja nicht brüskieren, aber die Götterabteilung des germanischen Himmels blieb Kriegern nun mal verschlossen. Ordnung muss sein!

Der Krieger mit dem Beil im Kopf guckte ein wenig traurig. Er kam sich irgendwie verarscht vor. War er nicht die ganze Zeit so eine Art Sündenbock gewesen, der alle Suppen auslöffeln durfte, die ihm die Götter eingebrockt hatten?

Daß er im Denken nicht grad eine Koryphäe war leuchtete ihm ein, aber in seiner Hybris verwechselte er die Sachverhalte. Er und seine Kameraden waren wohl niemals geliebte Kinder der Asen gewesen, nur Helden zu ihrem Ruhm!

Die Mannschaft und das kleine Schiffchen, mit dem sie die erreichbaren Weltmeere durchpflügten betrachteten die Götter wohl eher als eine Art „Renditeobjekt“ zur höheren Selbstbefriedigung bis zur fernen Götterdämmerung, denn als Frachtkahn für die Heimkehr der Seligen.

Das fand er ungerecht, der Krieger mit dem Beil im Kopf und er grübelte, haarscharf an der Klinge vorbei, was Göttern eigentlich so dämmerte im Verlauf ihres beneidenswert lasterhaften Lotterlebens.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Ein Wikinger im Himmel"

Re: Ein Wikinger im Himmel

Autor: noé   Datum: 26.10.2014 13:21 Uhr

Kommentar: Schön. War also schon immer so.
noé

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