Es war so etwa 18 Uhr an einem Mittwoch Abend, als Zorn sich entschied noch schnell zwei oder drei Bier vom Supermarkt zu besorgen.
Man kann ja nie wissen, dachte er sich.
Er zog sich seine Jacke an, blickte dann aber noch einmal aus dem Fenster und zog die Jacke wieder aus. Für einen Tag im März war es extrem warm und selbst zu dieser späten Stunde waren es bestimmt noch 16 Grad. Also zog er sich seinen Pullover auch noch aus.
Zorn lief, bester Dinge, die Treppen im Hausflur hinunter, verschwand durch den Eingang des Hauses hinaus auf die Straße und bog um die Ecke.
Zwei Straßen weiter schummelte er sich grade an einem Cafe durch die davor sitzenden Leute, als er seinen Namen hörte.
“Zorn!”
Er blieb stehen und drehte sich um, konnte aber niemanden sehen.
“Zorn! Hier drüben!”, wurde noch einmal von irgendwo gerufen und die Cafe-Besucher guckten mittlerweile auch schon verwirrt suchend durch die Gegend.
Plötzlich sah Zorn Lukas, seinen Nachbarn, in seinem Auto sitzen.
“Wo willste hin, Zorn? Haste kurz Zeit?”, fragte Lukas, als Zorn vor dem Fenster der Fahrertür ankam.
“Ich wollte eigentlich eben zum Supermarkt. Aber ja, ich hab Zeit. Was ist denn?”
“Hast du eigentlich nen Führerschein?”
“Äh. Ja, hab ich. Was ist denn jetzt?”
“Hast du kurz Zeit?”
“Ja, hab ich. Hab ich doch grade schon gesagt. Jetzt mach mal hier nicht so auf mysteriös!”
“Ich muss eben ein Auto abholen. Kannst du kurz mitfahren? Dauert nicht lang.”
“Ja. Ok. Aber zurück musst du dann voran fahren, ich bin hier noch nie mitm Auto unterwegs gewesen.”
“Kein Problem. Dauert ja auch nicht lange. Ist auch nicht weit.”
“Macht ja nix.”
Zorn ging um das Auto herum, öffnete die Beifahrertür und versuchte, sich einen Platz zwischen zahlreichen leeren Bierflaschen zu schaffen.
“Ich weiß, ist ein bisschen eng hier”, meinte Lukas mit einem Tonfall, der keinesfalls entschuldigend klang. Das ganze war eher eine nüchterne Feststellung gewesen.
“Macht ja nix.”
Zorn wusste nie so richtig, worüber er mit Lukas reden sollte. Sie waren zwar in etwa gleich alt, und hörten in etwa die gleiche Musik, aber trotzdem gab es für Zorn bei Lukas irgendwie eine Hemmschwelle.
Das galt andersrum allerdings nicht, also war das so ziemlich egal.
Und so redete Lukas während der kurzen Fahrt in einer Tour über nichts besonderes.
Als sie an einer kleinen Eckkneipe vorbei fuhren, vor der sich eine mittelgroße Menschentraube gebildet hatte, fing Lukas auf einmal an wild zu hupen und aus dem Fenster zu winken, wobei er beinahe in den entgegenkommenden Verkehr geraten wäre.
Er fing an zu lachen und meinte dann: “Das sind Freunde von mir. Da müssen wir gleich noch kurz vorbeischauen, wenn du noch Zeit hast.”
“Klar. Ich wollte eh nur kurz zum Supermarkt und Bier holen. Die haben ja aber auch noch ein paar Stunden auf und liegt ja auch aufm Weg.”
“Eben! Geil! Das wird geil!”
Zorn hatte nicht wirklich mitbekommen, worum es bei dem ganzen Tumult ging, aber es war ihm auch eigentlich irgendwie egal.
Er hatte Lust sich heute mal einfach mitziehen zu lassen und nichts wirklich entscheiden zu müssen.
“Wo fahren wir jetzt eigentlich hin um dein olles Auto abzuholen?”
“Olles Auto… Du wirst gucken. Ist aber nicht meiner.”
“Ja. Und wo fahren wir jetzt hin?”
“Ach, sind gleich da”, antwortete Lukas und bog auf einen Schotterparkplatz, der übersät war mit alten Waschmaschinen und dergleichen mehr.
Lukas sprang aus dem Auto und rannte um die Ecke eines Schuppens.
“Komm her!”, rief er und Zorn mühte sich aus dem Auto seines Nachbarn.
Als Zorn um die Ecke kam, stand da ein glänzender Ford Mustang.
“68er! Ich soll den mal durchchecken! Geil oder?”
“So was kannst du?”
“Ja, klar. Mach ich dauernd.”
“Wusst ich nicht.”
“Tja, ich bin immer für ne Überraschung gut.”
“Scheint so. Ich fahr.”
Eigentlich machte Zorn sich nichts aus Autos, aber als er noch jünger war, fand er dieses Modell immer irgendwie cool. Wahrscheinlich, weil er dachte, dass James Dean in so einen Wagen gefahren wäre, was aber ja gar nicht geht, weil James Dean ja schon 1955 gestorben war.
“Ne. Das kannste knicken. Ich fahr den.”
“Kannst du doch später immer noch machen. Ich nicht. Also. Ich fahr.”
Von diesen schlagkräftigen Argumenten zwar nicht ganz überzeugt – aber immerhin ein bisschen – warf Lukas Zorn den Schlüssel zu.
“Nicht einen Kratzer! Sonst kratz ich dich!”
“Keine Sorge. Ich fahr seit Jahren Autorennen”, log Zorn.
“So was machst du?”
“Ja, klar. Mach ich dauernd.”
“Wusst ich nicht.”
“Tja, ich bin immer für ne Überraschung gut.”
“Scheint so. Na, dann los…”
Zorn setzte sich ans Steuer, kurbelte das Fenster auf der Fahrerseite runter, steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel und drehte den Zündschlüssel mit einem leichten Grinsen um, so wie einst James Dean.
Beschreibung des Autors zu "So wie einst James Dean"
Teil 3 der "Hannah-Storyline"
"Zorn" ist der Spitzname der Hauptfigur meiner Kurzgeschichtenreihe "Bis zum Gehtnichtmehr".
"So wie einst James Dean" und viele andere Kurzgeschichten und Comics um Zorn und seine Freunde finden sich auf
http://biszumgehtnichtmehr.wordpress.com/
Würde mich sehr über Meinungen freuen.
Kommentar:Mark, vielen Dank. Ich kann gerne noch weitere Geschichten hier hochladen, aber auf www.biszumgehtnichtmehr.wordpress.com findest du alle bislang veröffentlichten auch.
Hab mir überlegt im Laufe der Woche eine neue zu schreiben und die dann zuerst hier zu veröffentlichen.
Kommentar schreiben zu "So wie einst James Dean"
Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.
Das Jahr versprüht nun seine Melancholie,
was die Natur so plant, weiß man vorher nie,
die nächste Jahreszeit zeigt die ersten Krallen,
der Sommer hat dieses Jahr zeitweise geprahlt,
aber der [ ... ]
Vollkommende Blüte
Wir alle tragen sie uns.
Die Anlage zu sein, die wir sein möchten.
Zu akzeptieren, was kommt.
Tränen, Angst und Verzweiflung mit Liebe begegnen.
Weil sie dich dieses [ ... ]
Die Sucher sind wieder unterwegs,
auf zu den Pilzen geradewegs.
Aufgrund ihrer Lebensweise,
auf sattem Waldboden vorzugsweise
sie im Dunkel üppig sprießen.
Ich sehe Menschen,
Die alles haben,
Was sie brauchen.
Szenen,
Wo Menschen glücklich sind.
Ich brauche dieses Produkt.
Dann bin ich glücklich,
Wie all diese Menschen.
Denn Glück kann man [ ... ]
In stiller Nacht, wo Gedanken verweilen,
trägt das Leben uns durch sanfte Zeilen.
Es schenkt uns Rätsel, tief in sich versteckt,
und manchmal bleibt, was kommt, unentdeckt.
Wenn Trauer auf der Seele lastet
und Zuversicht den Weg ertastet,
um dunk'ler Trübsal zu entrinnen
und dich auf Neues zu besinnen,
dann öffnet sich vielleicht ein Tor,
um einzustimmen in den [ ... ]
Es ist Morgen und ich staune wie ein Hirsch,
den die Frau gehörnt hat, dem ein kleiner Affe
auf der geklopften Schulter sitzt beim Lausen…
Schon seit Ewigkeiten bin ich auf der [ ... ]