Du hast berichtet, dass uns beide die Liebe zu den Menschen vorantreibt, antreibt und trägt. Widerwillig gab ich dir recht, wollte ich doch zu gerne die Exklusivität haben. Verliebtheit ist anstrengend, besitzergreifend und verwirrt das Innere und die Gedanken.
Dann wurde es still in mir, wie Blätter, die monatelang hin- und hergeschüttelt wurde, fiel etwas ab, beruhigte mich, machte mich stille.
Und die Liebe zu den Menschen ergriff mich erneut, trieb mich an, peitschte mich zu immer weiteren Aktionen. Erfolg, Glück und Zufriedenheit waren die Ernte, die ich einfahren durfte. Manchmal war ich benommen, wie ich die Monate mit dir – der du doch nicht bei mir gewesen bist – so völlig hinter mir lassen konnte. Aber schon kam wieder ein Anruf, eine neue Aktion, oft auch völlige Erschöpfung und das Erstaunen ward vergessen.
Manchmal klopft sie an. Früh morgens, wenn noch alles schläft und ich schlaftrunken nach der Uhr sehe oder in Zeiten wie eben, wenn der Körper aufgibt und mich zur Ruhe gemahnt:
Diese Liebe, die in einem ganz alten Teil meiner Seele beheimatet ist und gleich-zeitig beseelt von einer kindlichen Zartheit und Weichheit.
Unbegreiflich für die eigenen Gedanken klopft etwas an und ein schweres Tor öffnet sich ganz leicht zum schönsten Garten, den du dir vorzustellen vermagst. Dort mein Freund, finden sie sich. Die zwei Teile, die, fern einander immer nah sind. Und trotz des großen Glücks in dieser Zeit ist immer Traurigkeit und Unbegreiflichkeit der Trennung, die uns forttreibt – zurück in unsre eignen Leben.


© Heike Kunst


0 Lesern gefällt dieser Text.


Beschreibung des Autors zu "Fern einander immer nah"

Sehnsucht nach dem anderen Teil des Selbstes. Gefunden und doch unmöglich, beieinander zu sein.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Fern einander immer nah"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Fern einander immer nah"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.