Richtlinienkonforme Herzenssache
(Mr. Xeralto , der Verdünner, schreibt an seine Vertragskardiologen)

Mein lieber Doc und Kardiologe,
Xarelto dürfen sie mich nennen,
doch denke ich, dass wir uns kennen,
ich bin fürwahr ein guter Geist,
der Sie dann auch willkommen heißt.
Mein Freund, mit Ihrer Kompetenz,
richtlinienkonform, ein jeder kennt’s,
beflügeln Sie, mich und die Pillenproduzenten,
richtlinienkonform auch meinen Einsatz gut zu lenken.
Doch nun zum Kunden und Klienten,
den Sie betreuen als Patienten,
ein jeder ist doch in der Tat,
als Mensch ein echtes Unikat.
Im Studium Ihrer Wissenschaft,
hat man versucht mit aller Kraft,
den Körper Ihnen nah zu bringen,
und auch das Herz vor allen Dingen.
Es schlägt doch häufig nicht korrekt,
was immer es damit bezweckt,
uns führt dies dann sehr kompetent,
richtlinienkonform und ungehemmt,
zu dem was unser Herz bewegt,
solange dieses dann noch schlägt.
Was meine Wenigkeit betrifft,
ich nehme da den Rechenstift,
und kalkuliere was es bringt,
wenn man auf meine Matte zwingt,
den Mensch mit seinem Stotterherz,
gewinnträchtig ist’s und auch kein Scherz,
für Sie, für mich und auch den Pillenproduzenten,
„Richtlinienkonform“ kennt keine fachlichen Bedenken.
Doch ist das Werk nur dann vollständig,
wenn unser Doc, dies ist ihm gängig,
dem Menschen redlich das verklickert,
was dazu führt, dass sein Herz zittert.
Es werden EKGs erstellt,
was oft die Sache auch erhellt,
als nächstes naht für den Klienten,
die Ablation, um dieses Übel zu versenken,
da werden Nerven stillgelegt,
das Stottern aus dem Herz gefegt,
dann wartet man nun viele Zeit,
und endliche ist es dann so weit,
das Stottern ward nicht mehr gesichtet,
hierzu ein Langzeit-EKG berichtet.
Das macht nun mich doch sehr betroffen,
doch bleibt mir immerhin das Hoffen,
dem Doc kommt etwas in den Sinn,
was mir, Xarelto, rettet Einsatz und Gewinn.
Indikatoren werden nun benannt,
gar viele sind weltweit bekannt,
richtlinienkonform wird aufgezählt,
was dem Patienten sonst noch fehlt,
dem Mensch, der angstbeseelt vertraute,
und auf den Doc als Helfer baute,
wird kurzum deftig mitgeteilt,
dass Schicksal hat ihn doch ereilt,
die Pillen ohne dummes Mucken,
den Rest des Lebens nun zu schlucken.

Mit besten Dank für die Zuweisung armer Schlucker, lieber Doc,
und freundlichen kollegialen Grüßen auch im Namen der Pillendreher
Ihr
Xarelto ,der Verdünner

Post Skriptum:
Abschließend bin ich von meiner Wirkung tief und nicht nur positiv beeindruckt. Da man mich inzwischen vieltausendfach verschrieben und geschluckt hat. Hierbei ist leider festzustellen, dass ich nur wenigen Patienten gut bekomme und nachhaltig schädliche Nebenwirkungen keine Ausnahme sind. Allerdings trifft mich und den Pillendreher nur die Hälfte der Verantwortung, doch gepaart mit Ihrer Indikations- und Richtlinienkompetenz, bringen wir uns gemeinsam lebenslänglich und gewinnbringend ein. So ist es dann nicht wirklich wichtig, was uns gefällt, ist dann auch richtig.


© robert.laacksen


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Beschreibung des Autors zu "Richtlinienkonforme Herzenssache"

Erfahrungen, die ich mit vielen anderen Menschen in unserer ärztlichen Betreuung auch machen durfte.

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Kommentare zu "Richtlinienkonforme Herzenssache"

Re: Richtlinienkonforme Herzenssache

Autor: Honigtraum   Datum: 17.02.2014 23:46 Uhr

Kommentar: Traurig aber wahr... und wirklich gut geschrieben.

LG Honigtraum

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