Welche Worte soll ich wählen,
Dass ich niemanden entsetz?
Kann darüber nichts erzählen:
Das verbietet das Gesetz.

Früher schrieb ich im Privaten
Dichtete für mich allein
Und so blieben alle Taten
Streng vertraulich und geheim.

Nun verfass ich meine Werke
Für die große Leserschaft
Und so tritt in voller Stärke
Folgendes Gesetz in Kraft:

Ich vermeide alle Namen
Manch Pronomen ist versagt
Und Gedanken, die mir kamen
Bleiben häufig ungesagt.

So wird vieles frei erfunden
Was dem Dichter nie passiert
Nie wirst, Leser, du erkunden,
Was die Wahrheit, was fingiert.

Ja, ich weiß, was mich getrieben
Zum Gedicht; doch angesichts
Des Gesetzes, das verschrieben
Schreib ich viel, doch sage nichts.

18.03.2016


© Marina Garanin


6 Lesern gefällt dieser Text.








Beschreibung des Autors zu "Das Gesetz des Dichters"

Dieses Gedicht erklärt recht schlicht und kunstlos mein Prinzip: "Die Poetik des Nichtssagens".
:D

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Das Gesetz des Dichters"

Re: Das Gesetz des Dichters

Autor: Ralf Risse   Datum: 26.04.2016 18:47 Uhr

Kommentar: Hallo Marina, deine Zeilen sind sehr inspirierend, sorry . . . ;-)

Die Wahrheit flunkert im Gewand
ein Lied aus Fantasie . . .
und wird vom Leser doch erkannt -
man unterschätz' ihn nie.

Viele Grüße, Ralf

Kommentar schreiben zu "Das Gesetz des Dichters"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.