Die Befreiung Sir Richards

Am nächsten Tag zur frühen Messe,
Robin sprach: „Eh´ ich´s vergesse,
seid vorsichtig die nächste Zeit,
der Sheriff hält sich wohl bereit.“

„Keine Sorge, ich habe Mut,
werd´ mich verschanzen auf dem Gut,
kommt er doch an mich heran,
geh´ ich ins Zeugenschutzprogramm.“

„Nun gut, ist Little John auch schwach,
mach´ ich ihn unbedacht nun wach,
weil ich euch nun verlassen muss,
gebt eurer Frau ´nen dicken Kuss.“

Auf einer Trage dick verpackt,
wurd´ Little John mit eingesackt,
verließ den Hof mit einem Winken,
verlangte gleich etwas zu trinken.

Mühselig war das sture Laufen,
man sollt´ davor nicht so viel saufen,
doch hauptsächlich kam´s durch die Trage,
die hinderlich in ihrer Lage.

Sie kamen so zum Abendschein,
nur an den ersten Waldeshain,
errichteten die Lagerstatt,
aßen sich an Früchten satt.

Sie blieben eine Woche dort,
Little John konnt´ nicht mehr fort,
die Wunde wollte nicht verheilen,
so mussten sie nun hier verweilen.

Als die Zeit endlich vergangen,
zwei Reiter zu dem Wald gelangen,
ein Mann, sehr klein, gesichtig schlau,
der zweite Reiter war ´ne Frau.

Robin sprach: „Das find ich nett,
seh´ ich nun Elisabeth,
damit ich mich erfreuen kann,
sagt mir geschwind, wo ist ihr Mann?“

„Große Sorge ist im Haus,
ritt er doch zum Jagen aus
und weil auf off´nem Feld flaniert,
er nun des Sheriffs Kerker ziert.“

„Das ist schlimm, ich bin empört,
werd ihn retten, wenn´s euch nicht stört,
eurer Freundschaft zum Gedenk,
wird’s mein treues Gastgeschenk.“

„Das wäre super, muss schon sagen,
wollt ihr euer Leben wagen,
die Häscher sind noch vor der Stadt,
haben Richard längst schon satt.

Denn wenn ich nunmehr erwäge,
ist er schon eine Nervensäge,
kann lamentieren, laut und schrill,
wenn er sich Luft verschaffen will.“

„So ist noch Hoffnung, edle Dame,
das es gelingt, was ich nun plane,
sind sie noch hier im dichten Wald,
zählen sie die Wurzeln bald.“

Elisabeth berichtete,
wo sie den Mann noch sichtete,
und die Schergen noch kampierten,
die sich mit Richard zierten.

„Rettet ihn, mein edler Held,
damit ihr nie die Frage stellt,
wo schlaf ich heut, wo steht mein Brot?
Seid stets willkommen in der Not.“

Nach Brot ging Robin nicht das Streben,
wollte lieber einen heben,
doch war Sir Richard ein guter Freund,
bei dem man keine Zeit versäumt.

„Flugs ihr Männer, auf die Socken,
werden uns auf Bäume hocken,
Alan uns von weitem warne,
sieht er dann die Karawane!“

So lagen alle Männer bald,
im geplanten Hinterhalt,
warteten so eine Stunde,
bis von Alan kam die Kunde.

„Genug gelungert, schaut hinüber,
das Abendlicht wird zügig trüber,
dort kommt der Sheriff mit Gesoxe,
inmitten Richi wie ein Ochse.“

In Zweierreihen, im leichten Trab,
kamen sie den Weg herab,
erreichten so den Hinterhalt,
vorn des Sheriffs Missgestalt.

Robin sprang vom Baum herunter,
rief dabei recht froh und munter:
„Tag mein Sheriff, bitte schön,
lasst uns mal Sir Richard seh´n!“

Der Sheriff sah den Stand der Dinge,
zog sogleich die grobe Klinge,
statt einer Antwort mit dem Worte,
hieb er Streiche schwerster Sorte.

Die Häscher waren eingekreist,
was auf die Vermutung weist,
dass sie chancenlos gestellt,
unfair ist nun diese Welt.

Robin auf den Sheriff dringt,
bis dieser zu Boden sinkt
und weil es wohl das Beste war,
er die Himmelspforte sah.

Seine Männer, bleich erschrocken,
machen sich nun auf die Socken,
türmen in den Wald hinein,
Robin ließ´s geschehen sein.

Sir Richard saß noch wohlbehalten,
auf dem Zossen, seinem alten,
grinste aber tief verschmitzt:
„Warum seid ihr so erhitzt?“

„Es wird Frühling“, sprach der Grüne,
„somit Zeit für Schuld und Sühne.
Hab gedacht, ihr wäret lieber,
an meinem Feuer, sommerüber.“

So ritten sie zum Lagerort,
an dem Elisabeth sofort,
sich an den Hals vom Manne warf,
was wohl keines Reim´s bedarf.

Da eine Heimkehr ausgeschlossen,
wurd´ die Tatsache begossen,
zwei neue Freunde aufzunehmen,
die sich nach Recht und Freiheit sehnen.

So wurd aus Richard in der Zeit,
ein Gesell´ im grünen Kleid,
wobei die Schar ehrlich befand,
dass es mehr der Elsbeth stand.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Entspann´ Dich, Robin! - 21/15"

Re: Entspann´ Dich, Robin! - 21/15

Autor: axel c. englert   Datum: 17.06.2015 10:19 Uhr

Kommentar: Robin der erste Grüne war!
(Auch Baum - Besetzer, offenbar...)

LG Axel

Re: Entspann´ Dich, Robin! - 21/15

Autor: possum   Datum: 18.06.2015 1:32 Uhr

Kommentar: Lieber Mark,
jetzt hab ichs wieder total dick,
dass mir die Zeit eilt im Genick,
bei Werken so wie diesen,
möchte in Ruhe sie genießen!
LG!

Re: Entspann´ Dich, Robin! - 21/15

Autor: Mark Gosdek   Datum: 18.06.2015 18:48 Uhr

Kommentar: Auch ich lerne jeden Tag was Neues von Robin! LG Mark

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