Will Scarlett

Eines Morgens, früh um vier,
dachte Robin: „Was mach´ ich hier?
Essen, Trinken ist zwar schön,
doch will ich lieber jagen geh´n!“

So stapfte er im Morgengrauen,
sich nach Hirschen umzuschauen,
schlich leis´ durch Blätter und Geäst,
sucht´ er nach Braten für ein Fest.

Und wanderte zum Waldesrand,
an dem er sich bald wiederfand,
pfiff vor sich hin ein Wanderlied,
was er ansonsten meist vermied.

Und dort in einem Strauchversteck,
gewahrte er den roten Geck,
der sich auf einen Baumstumpf stützte
und geschickt den Bogen nützte.

Denn auf der Lichtung eine Kuh,
genoss die frühe Morgenruh´,
zupfte Halme, dachte brav,
als der Pfeil ins Herz sie traf.

Als Robin dies ganz still bemerkte,
es ihn in seiner Lust bestärkte,
zu einem Wettkampf anzutreten,
Räuber gegen Waldproleten.

Der rote Waldschrat war ein Mann,
der mit dem Bogen kämpfen kann,
so wie er stand und wie er spannte,
Robin dies sofort erkannte.

Er trat so in die Lichtung ein,
postiert im hellen Sonnenschein.
„Ein guter Schuss, ich gratulier´,
bewundernd ich zur Kuh hinstier´.“

„Du dich daneben wiederfindest,
wenn du nicht sogleich verschwindest!“
sprach der rote Strumpfbaron,
grimmigen Blicks, drohend im Ton.

„Bleib locker, hab´ nur Interesse,
an einem Kampf, nicht an der Presse.
Willst du das Morgen noch genießen,
lass uns lieber Zweige schießen.“

So flochten sie mehr schlecht als recht,
einen Kranz aus Weidgeflecht
und hingen ihn, wie´s sie gelernt,
an einen Baum, nicht weit entfernt.

Der Rote, lasst ihn uns so heißen,
bemüht, den Sieg an sich zu reißen,
zieht am Bogen, es surrt´ der Pfeil,
doch der Weidenkranz blieb heil.

„Ein guter Schuss, das zugegeben,
hilft sogleich, die Stimmung heben.
Nicht viele Männer im Gebiet,
es so nah zum Ziele zieht.“

„Dank Euch, Waldbursch´, doch bedenkt,
dass der Kranz noch immer hängt,
versucht es nur, seid ohne Sorge,
mein Können ich Euch gerne borge.“

Robin lachte, wie er´s nur kann,
legte flugs den Bogen an,
zielte, schoss und traf den Kranz,
vollführte einen Freudentanz.

„Euer Schuss war wirklich besser,
doch der Tanz ist noch viel kesser,
sagt mir euren Namen, Mann,
damit ich gratulieren kann.“

„Nicht so schnell, mein junger Freund,
ein Geflecht den Baum noch säumt,
erst wollen wir das Ziel vernichten,
erzählen uns danach Geschichten.“

Und Robin sorgsam, unverzagt,
den zweiten Schuss zu feuern wagt,
ein guter Pfeil durch das Geäst,
sein Können nicht verleugnen lässt.

Die Züge wurden darauf herber,
von dem roten Wettbewerber.
„Ich denk´ der Schuss hat es entschieden,
ihr sollt´ beim Wettstreit heute siegen.“

Reichte Robin flugs die Hand,
der daran Gefallen fand,
schlug ein und lachte fröhlich raus:
„Nun spuckt schon euren Namen aus!“

„Gamwell werde ich genannt,
komm´ von meines Vaters Land,
auf dem nun der Verwalter liegt,
dessen Leben nichts mehr wiegt.

Liebeigene von ihm geschunden,
was ich gar nicht nett gefunden,
meine Faust erklärte ihm,
dass es mir nicht freundlich schien.

Werd´ nun gejagt als Mordgesell,
wobei ich mir die Frage stell´:
Bin ich Opfer oder Täter?
Die Lösung kenn´ ich vielleicht später.

Am besten wär´s, ich sei versteckt,
das hat mein Kopf schon ausgeheckt,
geh in den Wald zu deinem Vetter,
Robin Hood, der edle Retter.“

Robin, der ihm zugehört,
blickt auf den Roten, ganz verstört.
„Oh Gott, ich hab dich nicht erkannt,
bist nun am Ziele angelangt.“

„Hab´s mir gedacht, bei diesem Schuss,
der vom Vetter stammen muss,
gibst du mir heute keinen Tritt,
bring ich Wild zum Festmahl mit.“

„Was redest du für einen Mist?
Du stets bei uns willkommen bist.
Komm´ schon, nun gehen wir ins Lager
und essen ´was, bist ziemlich hager.“

Als die Lichtung sie gesichtet,
Robins Wort sogleich berichtet´,
vom Vetter, den er aufgelesen
und sich beteiligt an den Spesen.

Als Litte John den Neuen sieht
er sich vergnügt vor Lachen biegt.
„Gamwell nenn ich dich wohl nie,
ist ohne Witz und Phantasie.

Die roten Kleider leuchten hell,
ich Scarlett eurem Voting stell`.“
„Scarlett, Scarlett“, rief die Schar,
die einen Grund zum Feiern sah.

Gamwell, der so angestiert,
den Namen lächelnd akzeptiert.
„So einen Namen ich nie trug,
gebt mir einen vollen Krug.“

Es folgten mehr in dieser Nacht,
die fröhliche Gesellen macht´
und Scarlett wurd´ in dieser Runde,
ein wahrer Held in Wirtschaftskunde.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Entspann´Dich, Robin! - 21/6"

Re: Entspann´Dich, Robin! - 21/6

Autor: axel c. englert   Datum: 08.06.2015 9:37 Uhr

Kommentar: Nach wie vor höchst lesenswert,
Was dem Robin widerfährt!

LG Axel

Re: Entspann´Dich, Robin! - 21/6

Autor: possum   Datum: 09.06.2015 2:18 Uhr

Kommentar: Lieber Mark,
toll die Zeilen
durft mit Freuden hier verweilen!
Liebe Grüße!

Re: Entspann´Dich, Robin! - 21/6

Autor: Mark Gosdek   Datum: 09.06.2015 12:31 Uhr

Kommentar: Vielen Dank, Robin schießt sich langsam ein :-) LG Mark

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