die ihr Kirchen bautet

auf magische Heidenhorte

die ihr Mauern brauchtet

statt frei erblühter Worte

die ihr Ostern stahlet

der Göttin Ostara Weihe

tauscht lebendige Feierbäume

für weihnachtliche Feuerträume

die ihr Freitag fälschet

und Freyas Lichtleib schändet

die ihr Sonntag raubet

Sonnenfeier nordischen Glaubens

in eure Wüste werde ich säen

bis Tote auferstehen!


© j.w.waldeck 2012


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Beschreibung des Autors zu "BIS TOTE AUFERSTEHEN"

Die Art, wie eine Wahrheit zur alleinigen Herrschaft wurde,
sagt viel über die diese monokulturelle Wüsten - Wahrheit aus, noch mehr jedoch,
wem sie wirklich dient...




Kommentare zu "BIS TOTE AUFERSTEHEN"

Re: BIS TOTE AUFERSTEHEN

Autor: Juergen Wagner   Datum: 16.06.2015 17:08 Uhr

Kommentar: Das sind leidenschaftliche Verse! Ich glaube, es war gar kein Raub, sondern ein unumgänglicher Kompromiss. Die monotheistische Religion des Christentums wollte - wie der Islam auch - den Polytheismus überwinden. Als der das nicht mit sich machen liess, wurde er im Bewußtsein der höchsten Wahrheit und der Ehre Gottes vernichtet. Das war nicht ganz möglich, denn die alten Riten und Gebräuche, Orte und Stätten, Götter und Symbole hatten auch ihre bleibende Dignität und Kraft.

Der Monotheismus ist eine Abstraktion und hat als diese eine ungeheuer konzentrierte Kraft und Macht. Unsere gesamte westliche Welt - von der jüdischen und islamischen Kultur ganz zu schweigen - verdanken sich ihr. Trotzdem ist die alte Religion der Natur und der Wahrheit näher, weil konkreter. Aber auch sie schleppte viele Schatten und Ängste mit sich.

Ich kann die Verse gut mitfühlen! Die Auferstehung des Alten hat ja längst begonnen und wird auch Bestand haben meint Jürgen

Re: BIS TOTE AUFERSTEHEN

Autor:   Datum: 16.06.2015 20:02 Uhr

Kommentar: Ich sehe in der "Abstraktion" des einzigen Gottes eine junge Entität unter vielen,
eine Projektion, zwanghaft geschaffen durch Verrat (Moses, privilegiert unter den Pharaonen)
der sich von dort die Vorstellung Echnatons aneignete...
Durch Verzerrung: Christentum und Islam.
Monotheismus ist wie alles was mit ISMUS endet, gegen die Vielfalt.
Zudem ist dies nicht die Europäische Kultur sondern gar keine Kultur, nach meinem Verständnis.
Dies beweisen viele dunkle Jahrhunderte, wo vor allem das medizinische Wissen ignoriert und ausgerottet wurde, wobei der Hexenhammer und der Pakt mit den Ärzten gegen das bewährte Heilwissen bis heute anhalten...
Denn Elend und Krieg führen mehr gläubige Schäfchen heim, als Menschen ohne Not.
Ich kann, ohne jetzt tausend Dinge aufzählen zu müssen, dem Monotheismus nichts gutes abgewinnen, bzw. dem abrahamitischen Gott.
Sicher mache ich mir mit diesen Ansichten keine Freunde, doch diese Abneigung hege ich seit früher Kindheit. Leute, die sich die Erde untertan machen müssen, sind einfach schädlich
und ihr Denken hat aus der Welt eine Latrine gemacht.

Wenn ich einen Religion bräuchte, anstelle eigener Spiritualität, so wäre es im Sinne der Edda,
weil ich schlicht Tolkien-Fan bin und diese Welt wunderschön empfinde.

Im Monotheismus existiert kein Raum für Vielfalt. Er ist gezwungen, immer wieder die ewigen
Gedanken und Ideen auszurotten, deren Wahrheit immanent sind.
Dies habe ich versucht, im Gedicht SELBST VERSTÄNDLICH anzudeuten.

Und es ist schön, mir dir auf rein sachliche Basis zu diskutieren.
Ich bin für jede Wahrheit offen, vor allem wenn sie noch nicht verbraucht ist oder
zumindest nicht so oft versagte.
Für mich ein sicheres Zeichen, neue Wege zu beschreiten.

Und ja, Schatten und Ängste. Vor allem künstlich geweckt dienen sie noch heute
als Instrumente der Macht.

In für mich hehren Zeiten des klassischen Altertums, hat man noch die Kraft der Poesie,
der verdichteten Kräfte gestalterisch zu schätzen gewusst.
Heute wird man für Gedichte von vielen als Spinner gesehen.
Da ist es verständlich, dass von meiner Seite eine gewisse Rückbesinnung an die Mächte
der Dichtkunst meine Gunst erlangt.

Und vielen Dank für den tollen Kommentar!

Re: BIS TOTE AUFERSTEHEN

Autor: Juergen Wagner   Datum: 16.06.2015 20:39 Uhr

Kommentar: Danke Dir - das ist doch ein selten reicher Dialog! Ich komme zwar aus dem Christentum, schätze vieles und mag es nicht missen - aber habe viele Jahre damit verbracht, den vorchristlichen Wurzeln nachzugehen und zu -spüren. Daraus ist am Ende eine ganze Serie von Baumgedichten entstanden, einiges über Runen, Orakel, Edda, Wotan (Wednesday) und die Nornen.

Ich sehe das auch sehr kritisch, was der Monotheismus gebracht hat: er ist ein Absolutismus in religiösem Gewand. Aber wie so oft in der Geschichte braucht es ein Fortschreiten - und irgendwann auch wieder ein Rückbesinnen. Da ich selber keine christliche Erziehung genossen haben, konnte ich diese Tradition ziemlich frei adaptieren und finde die Grundpfeiler des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung eigentlich hilfreicher als das Schicksal, die Götter und die Helden. Das konnte auch nicht so stehen bleiben.

Wenn man den Monotheismus transzendiert und zu einer mystischen Erfahrung gelangt, relativieren sich die Dinge wieder und das Eine ist das Viele. Ich bin da sehr Deiner Ansicht, dass die Vielheit gewürdigt und gewahrt werden muss. Und halte es mit Angelus Silesius, dem schlesischen Mystiker:

Ach, dass wir Menschen nicht, wie die Waldvögelein,
Ein jeder seinen Ton mit Lust zusammen schrein!

Auf weitere schöne Melodeien! Jürgen

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