Und Gott beschloss, mit den Geistern zu sprechen:
"Wollt ihr an der ganzen Menschheit euch rächen?"
Die Kinder, die Tiere, die sterben sollen,
das ist nicht gerecht, das könnt ihr nicht wollen!
Ich verstehe sehr gut, warum ihr euch empört.
Es ist ihr Hochmut, der alles zerstört.
Sie leben auf der Erde nur kurze Zeit,
und glauben, sie selbst wären die Ewigkeit.
Für mein ewiges Leben sind sie vollkommen blind,
sie rauben und morden, weil sie unwissend sind.
Jedoch euer glühender Hass ist nicht gut,
drum haltet im Zaum eure schreckliche Wut
und verfallt nicht der selben grotesken Manie,
beschützt euer Reich, aber seid nicht wie sie!"

Zwar klangen die Worte ein bisschen verrückt,
von dem, der einst die Sintflut geschickt,
doch als Christus am Kreuz gestorben,
hat die Menschheit die Gnade Gottes erworben.

So wurden die Gesichter der Geister ganz bleich:
"Wir vernichten am Ende unser eigenes Reich!
Wie die Menschen schenken wir unsere Kräfte dem Schlechten,
und werden wie sie zu des Teufels Knechten!
Die leidende Kreatur wollen wir erlösen,
doch sterben werden alle, nicht nur die Bösen!
Vielleicht konnten wir den Menschen ein Zeichen senden,
wir werden die Apokalypse beenden.
Wir wenden uns ab von der Menschheit sogleich,
und kehren zurück in unser riesiges Reich.
Der Hergott hat Recht, unser Wesen ist nicht der Tod.
Klar hat er Recht, er ist ja auch Gott!"

Die Menschen jubelten: "Was für ein Glück!
Die tobenden Geister ziehn sich zurück!"
Die Flammen erloschen, nur noch beissender Rauch,
die Erde verschloss ihren bebenden Bauch.
Die Wasser flossen zurück in die Meere.
Die Stürme verebbten, hinterliessen Öde und Leere.

Verwüstung, Zerstörung, wohin man auch sah,
klagende Stimmen von fern und von nah,
jedoch hat die Menschheit oft schon gezeigt,
wie man wie der Phönix der Asche entsteigt.

Jahre später sind die Geister verschwunden,
fast schon verheilt, der Erde Wunden.
Nur manchmal, da singt der Wind ihre Lieder:
"Vergesst uns nicht, sonst kommen wir wieder!
Denn wir sind ein Teil vom göttlichen Licht,
nur seine Gnade, die kennen wir nicht.
Wir sind den himmlischen Mächten ganz nah,
vergesst nicht, wir waren immer schon da!"


© Fone


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Beschreibung des Autors zu "Die tobenden Geister (Episode 3: Die letzte Bewährung)"

Durch meine Aktivitäten im Tierschutzverein sehe ich immer wieder, was Menschen fähig sind, Tieren anzutun und dann wird die Wut so gross, dass man sich sogar als Mensch wünscht, die Geister möge es wirklich geben.
Das Gedicht soll an alle Mächtigen appellieren, ihre Macht nicht zu missbrauchen, denn der Charakter eines Menschen zeigt sich in erster Linie darin, wie er mit dem Schwächeren umgeht.
Es soll aber auch eine Warnung sein an die selbsternannte "Krone der Schöpfung", die einzige Spezies, die dumm genug ist, seinen Nachkommen die Lebensgrundlage zu entziehen und somit den Fortbestand der eigenen Art zu gefährden.
Angesichts der gehäuften Naturkatastrophen der letzten Jahre kann sich wohl keiner von uns mehr sicher sein, dass es die Geister auf die eine oder andere Art nicht vielleicht doch gibt.
Leider wird ihr Zorn viele Unschuldige treffen.

ENDE

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