Geplagt an allen Tagen
sitzt sie am Brunnenrand
Sie spinnt ganz unermüdlich
Die Spule in der Hand

bis ihre Finger bluten
Sie wäscht die Spule aus
Da fällt sie in die Tiefe
Sie rennt vor Schreck nach Haus

‚Hol‘ sie gefälligst wieder‘,
so schilt die Mutter sie
Sie geht zurück zum Brunnen
ist ratlos wie noch nie

Mit allen ihren Ängsten,
fasst sie sich doch ein Herz
und springt in seine Tiefe
empfindet keinen Schmerz

Verliert kurz die Besinnung
und wacht dann wieder auf
Sie findet eine Wiese
da blüht es ja zuhauf!

Sie trifft auf Brot und Äpfel
die sprechen leis zu ihr
Tut alles, was vonnöten
direkt und frei von Gier

Geht weiter ihres Weges
zum Haus der alten Frau
Erschreckend ihre Zähne,
doch spürt sie ganz genau,

sie kann ihr wohl vertrauen
Sie dient ihr Tag um Tag
macht alles, was geheißen
und tut es ohne Frag‘

So regnet, schneit‘s auf Erden
Natur geht ihren Gang
Sie dient der Großen Mutter
Es tönt der Weltgesang

Doch ist es Zeit zu gehen
das Heimweh ist zu stark
Sie möcht‘ zurück auf Erden
und sei es noch so karg

Ihr Wunsch wird angenommen
sie wird zurückgebracht
steht vor dem großen Tore
das wird schnell aufgemacht

Sie geht durch diesen Bogen
Der Himmel schüttet aus
was er dazu kann geben
- und sie geht still nach Haus

Goldmarie

© Wikimedia Commons - Goldmarie, Fritz Kunz


© Jürgen Wagner


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Kommentare zu "Goldmarie"

Re: Goldmarie

Autor: Uwe   Datum: 31.12.2015 15:56 Uhr

Kommentar: Fein.

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