Und? Hat es Dir denn Spaß gemacht?
War es denn wenigstens ein bisschen schön?
Hat‘s Dir genug Befriedigung gebracht?
Gab es noch einen Abschiedskuss vorm Gehn?

Ging’s Dir im Kopf herum am Tag danach?
Hat’s Dich verwirrt, verunsichert, verrückt?
Lagst Du denn nachts noch lang im Bette wach?
Hat es Dich überhaupt bedrückt?

Hast Du denn später noch mal nachgeschaut?
Hat Dein Gewissen Dich geplagt?
Wurden in Deinem Kopf denn Stimmen laut?
Hast Du noch irgendwas gefragt?

Denkst Du noch heute manchmal dran?
Ließ es ein Leben lang nicht los?
Schaust Du in fremde Augen dann und wann?
Wurden die kleinen Sorgen groß?

Ich kann’s nicht wissen. Doch ich sitze hier.
Ich kenn Dich nicht. Du bist ein fremder Mann.
Und dennoch trag ich Dich herum mit mir,
nun schon mein ganzes, halbes Leben lang.


© Sabine Thaler


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Beschreibung des Autors zu "An den unbekannten Mann in mir"

Wie sehr mir der Mensch fehlt, der mich gezeugt hat, wird mir scheibchenweise klar. Da ist noch nicht aller Tage Abend. Hier nun das "Erstwerk".

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Kommentare zu "An den unbekannten Mann in mir"

Re: An den unbekannten Mann in mir

Autor: noé   Datum: 14.03.2014 7:10 Uhr

Kommentar: Heftig. Es mal von dieser Warte aus zu betrachteb.
Aber egal, Dich gibt es, Du bist da. Und wahrscheinlich bedeutest Du einer Menge Leute ganz, ganz viel. Schon allein darum ist es gut dass es Dich gibt. Was würden sie OHNE Dich machen?
noé

Re: An den unbekannten Mann in mir

Autor: vongestern   Datum: 14.03.2014 7:51 Uhr

Kommentar: Denkt man zuerst. Klar. Egal! Ich bin da. Mehr braucht es nicht...
Haut dennoch nicht hin, das mit dem Wegschieben - wie man, wenn man will, mitverfolgen kann auf kuckucksvater.wordpress.com (wo dieses Gedicht heute übrigens auch veröffentlicht wird).
Immerhin fehlt mir meine halbe Geschichte, ein Teil meines Klans (Wikipedia: Klan - schottisch-gälisch clann „Kinder”)kenne ich nicht, weiß nicht mal, wie viele das sind. Und wenn ich mir und meinen Kindern ins Gesicht sehe, ist da etwas, das mir zwar bekannt scheint, das ich aber eben auch nicht kenne.
Ist echt verzwickt, liebe Noé.
Sabine

Re: An den unbekannten Mann in mir

Autor: cori   Datum: 14.03.2014 8:53 Uhr

Kommentar: Hallo Vongestern,
grundsätzlich gefällt mir der Ansatz, die Sichtweise, mit der du in deinem Gedicht an die Problematik herangehst. Mir fehlt aber etwas Entscheidendes: Der logische Aufbau. Der Inhalt kommt so noch nicht klar rüber (für mich).
Wenn du dein Werk mit den Augen eines Lesers betrachtest, der nicht weiß, worum es geht, so wundert sich dieser (wie ich auch)...

- In der ersten Strophe wird ein Mann (mit vorwurfsvollem Unterton) gefragt, ob ihm sein One-night-stand gefallen habe. Gut - wenn man enge moralische Vorstellungen hat, so darf man solches Verhalten kritisieren. Ungewöhnlich ist und war es jedoch nicht (... nicht, seit sich die Pille etabliert hat).

- In der zweiten Strophe wird er gefragt, wie er sich Tags drauf fühlte. Warum? Es gehören schließlich immer zwei dazu - die Frau wurde nicht gefragt ... Und dass da ein Kind unterwegs sein könnte, kann weder die Frau noch er wissen (nach 24 Stunden ...)

- Spätestens nach der zweiten Strophe müsste erklärt werden, dass er von der Schwangerschaft der Frau erfahren hat. Und wenn er es nicht erfuhr, so ist ihm kein Vorwurf zu machen ...

- Diese fehlende Erklärung lässt den Rest etwas "unglücklich" dastehen.

Mir fehlt einfach der Moment, in dem er von dem Kind erfährt und keinerlei Interesse daran zeigt.

(Ich habe einmal dieses Thema von der - zugegeben weitaus "langweiligeren" - Perspektive der verlassenen Mutter aus behandelt.
"Dein Vater ist ein Portemonnaie" (blöder Titel, ich weiß ...))

Also, wie gesagt (oder geschrieben): Dein Gedicht ist sehr gut gedacht - interessant, originell und beeindruckend - nur vielleicht noch nicht optimal.
Bitte nimm meine Kritik nicht persönlich! Dass du schreiben kannst, sieht man. Es ist eben manchmal so, dass man "betriebsblind" wird und jemand anderes etwas erkennt, was einem selbst verborgen blieb (wie der berühmte Wald vor lauter Bäumen).

Viele Grüße
Cori

Re: An den unbekannten Mann in mir

Autor: vongestern   Datum: 14.03.2014 11:29 Uhr

Kommentar: Liebe Cori,

ganz lieben Dank für Deine Kritik. Dafür stelle ich es ja aus. Und ich möchte die Kritik gern persönlich nehmen, wenn ich darf.

Fazit: Ich werd mich noch mal dransetzen.

Jetzt schon kann ich sagen, ich hab keine Ahnung, ob dieser Mann etwas von mir weiß. Ich kenne ihn nicht nur nicht, ich weiß nicht einmal, wer er ist. Ich weiß auch nicht, ob er Interesse hat. Wenn ja, blieb es mir verborgen.

Er war erwachsen, soviel steht für mich fest. Meine Mutter war 32 damals. Und als erwachsener Mann weiß man (hoffe ich) schon, dass sowas von sowas kommen kann. Ne Pille gab's, da wo ich herkomme, noch nicht. Das in meinem Gedicht zu erklären, ginge sicher. Allein, mir fehlt genau dieses Fünkchen Inspiration. Ich will nichts erklären. Ich stelle meine ganz persönlichen Fragen. Fragen, die ich nicht nur ihm, sondern auch meiner Mutter - ja, sogar mir selbst als Mutter stelle.


Das ganze wird wohl ein Zyklus werden. Es liegen einige Gedichte in meinem Schreibtisch, wie auch in meinen Hirnschubladen herum, die sich aus verschiedenen Sichtweisen mit diesem, meinem Thema beschäftigen. Dieses hier steht also nicht für sich allein. Allerdings kann ich meine Texte hier nicht so schön ordnen und verknüpfen wie in einem Buch.

Was mir zu Nutzung des Forums da noch auf der Seele brennt: Man hat leider nur ganz wenige Möglichkeiten, seinen Text zu "gestalten". Schade!

Doch: Nochmals Danke! Und bitte mehr davon!

Liebe Grüße
Sabine

Re: An den unbekannten Mann in mir

Autor: cori   Datum: 14.03.2014 12:27 Uhr

Kommentar: Liebe Sabine,
schön, dass du meine Gedanken zu deinem Gedicht so unkompliziert aufgenommen hast - danke!
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Gedichtband zu diesem Thema "Kuckucksvater" für Interessierte ein Gewinn wäre und ebenso für dich! Die Auseinandersetzung damit könnte vielleicht bei der Bewältigung hilfreich sein. Lass' dich dazu ermuntern, es in die Tat umzusetzen!

Schade, dass deine Mutter dir keine näheren Auskünfte geben konnte oder wollte ... das stelle ich mir wirklich schlimm vor - wenn man nicht einmal die Entscheidung selber treffen kann, ob man den Vater kennen lernen möchte, oder nicht.

Was die geringen Gestaltungsmöglichkeiten hier betrifft - da muss ich dir recht geben. Mehr wäre schön. Sven müsste wissen, ob oder wie das ginge ... (Er ist der Gründer des Schreiber Netzwerkes und ändert auch oft etwas). Frag' ihn doch einfach mal.

Viele Grüße
Cori

Re: An den unbekannten Mann in mir

Autor: vongestern   Datum: 14.03.2014 13:16 Uhr

Kommentar: Mach ich, Cori. Dankeschön!

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