Phase 1:

Aneinander schmiegen,
Schmetterlinge fliegen,
In Wonnenwellen wiegen,
Der Quell kann nie versiegen.

Jeden Weg gemeinsam gehen,
Gegenseitiger Halt,
Wenn wir uns auch nur ansehen,
Wird mir heiß und kalt.

Glückshormone unendlich,
Kriege nie genug,
Nach fünf Minuten ohne dich
Bin ich auf Entzug.

Phase 2:

Man schmiedet nun Pläne für jeden Tag,
Denn gemeinsam sind wir stark.
Schließlich wird man in Liebe getraut,
Dann wird schon bald ein Heim gebaut.

Das Leben ist bunt, es gibt keine Leere,
Man schuftet und rackert für die Karriere,
Autos, Gartenteich, Möbel nicht minder,
Und wenn alles da ist, dann kommen die Kinder.

Nun wird mit ersten Sorgen gerungen,
Doch hat man ja Geld und Versicherungen.
Man müht sich, dass man Hab und Gut bewahre,
So gehen sie hin, die besten Jahre.

Phase 3:

Und endlich ist es dann so weit,
Die Liebe schwindet, es kommt zum Streit:

Streit ums liebe Geld,
Streit um Gott und die Welt,
Streit um neue Schuhe,
Streit um er will Ruhe,
Streit auch um das Essen,
Streit um Hochzeitstag vergessen,
Streit um jede Hausarbeit,
Streit auch in der Urlaubszeit,
Streit um Ordnung in der Bude,
Streit gar um die Zahnpasta Tube,
Streit um wie oft darf er ran,
Streit auch um das Fernsehprogramm,
Streit um hohes Körpergewicht,
Streit um du verstehst mich nicht,
Streit oft auch ums Kindeswohl,
Streit um zu viel Alkohol,
Streit ums Hundefutter,
Streit um Schwiegermutter,
Streit um andere Frauen,
Streit ums Fußball schauen,
Streit auch bei der Autofahrt,
Streit nur um des Kaisers Bart.

Phase 4:

Mit den Jahren wird man das Streiten leid,
Man sehnt sich nach Ruhe und Friedfertigkeit.
Vorbei ist das Toben und das Klagen,
Man hat sich halt gar nichts mehr zu sagen.

Und dann stellt man noch fest mit Schrecken,
Es gibt nichts Neues mehr zu entdecken.
Dann kommen die Zweifel, man wünscht, man sei frei,
Man lebt noch zusammen, doch einander vorbei.

Der Himmel voller Wolken anstatt voller Geigen,
Und am Ende dann nur noch das große Schweigen.

So stirbt die Liebe,
So stirbt die Liebe,
So stirbt die Liebe fast immer,
Nicht mit einem Knall,
Sondern mit Gewimmer.*


*Die letzte Strophe ist frei nach T.S. Eliot „The Hollow Men“


© Pedda/gog 06.11.2012


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Beschreibung des Autors zu "So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen"

Traurig, aber in vielen Ehen wahr.

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Kommentare zu "So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen"

Re: So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen

Autor: Alex Anders   Datum: 06.11.2012 20:15 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda! Wie immer bei dir: Ein genußvolles, da tief schürfendes sprachlich perfektes Erlebnis, deine Gedichte. Aber es muss nicht zwangsläufig so enden, wie in deiner erkennbar männlichen Sichtweise. (Das soll aber kein Manko sein, schließlich bist du einer!) Es gibt Gegenbeweise, Paare, die es schaffen, glücklich zu bleiben oder es wieder zu werden. Ansatzpunkt wäre meiner Meinung spätestens bei Phase 3, bei der es sich wohl um den altbekannten Ehekrieg (Machtkampf) handeln dürfte, bei dem beide Seiten nur Verlierer sein können, denn jeder fühlt sich dem anderen gegenüber benachteiligt, selbst bei Parität. Hier muss man diesen sturen Gang bewusst unterbrechen und positive Gegenzeichen setzen. Gruß, Alex

Re: So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen

Autor: Pedda   Datum: 07.11.2012 8:27 Uhr

Kommentar: Hallo Alex, Ja, ich glaube auch, dass man an einer funktionierenden Beziehung täglich arbeiten muss. Dennoch bewundere ich stets ältere Paare, die sich noch erkennbar lieben wie in jungen Jahren. Man kann es sehen und die Basis ist, glaube ich, gegenseitiger Respekt, oder hast du andere Vorschläge für "positive Gegenzeichen"? Danke wie immer für deinen interessanten Kommentar. Pedda

Re: So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen

Autor: Alex Anders   Datum: 07.11.2012 8:57 Uhr

Kommentar: Schwierig das auf einen einfachen Nenner zu bringen, Respekt ist wohl sehr geeignet. Möglichkeiten im Einzelfall gibt es wie Sand am Meer. Was ich als sehr wichtig empfinde ist, bei allen Differenzen, die man haben möge, sich der gegenseitigen Liebe zu versichern. Das klingt einfach, ist aber genau in diesen Situationen vom Gefühl her unglaublich schwer. Man ist empört, fühlt sich zurück gesetzt und ist verletzt, soll ausgerechnet jetzt über seinen eigenen Schatten springen. Man muss sich diese Gemütslage vor Augen halten, sie auch ansprechen und genau dann etwas dagegen tun. Beispiel "Ordnung in der Bude": beide haben unterschiedliche Anforderungen, fällt es leicht/schwer
sich daran zu halten, bringen unterschiedliche Vorerfahrungen mit (sie musste i. d. R. in ihrem Elternhaus mit aufräumen, also vermeidet sie schon von vorn herein Unordnung, bei ihm hat die Mutter immer alles erledigt). Irgendwann hat sie es satt, ständig hinter ihm her zu räumen. Dieses Gefühl muss man ansprechen und ernst nehmen. Es ist klar, dass er sich nicht ad hoc ändern kann, aber er sollte guten Willen zeigen und einen Ausgleich ZUSÄTZLICH anbieten, z.B.: Ich versuch dir zu helfen und dafür gehen wir heute Abend in den neuen Bond-Film, in den du doch wolltest etc. Schick dir demnächst die Kopie eines sehr interessanten Zeitungsartikels zu, der zu diesem Thema passt und voll meiner Meinung entspricht. Äußerst lesenswert, auch mehrmals! Gruß, Alex

Re: So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen

Autor: Pedda   Datum: 07.11.2012 11:07 Uhr

Kommentar: Na, da bin ich aber jetzt auf den Zeitungsartikel gespannt. Danke dir für deine ausführlichen Ausführungen. Gruß Pedda

Re: So stirbt die Liebe - Ein Drama in 4 Phasen

Autor: Pedda   Datum: 12.11.2012 13:05 Uhr

Kommentar: Hallo Alex, der Artikel ist angekommen. Eigentlich alles bekannt, man darf keine zu großen Erwartungen haben, immer wieder auch miteinander über seine Sehnsüchte sprechen und täglich an der Beziehung arbeiten. Aber die Umsetzung ist schon schwer im Alltagstrott... Lass uns dennoch immer wieder versuchen. Danke. Pedda

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