Noch fühl ich mich in dem Moment
Als Anderer und seltsam fremd
Ein ungebetner Gast in mir
sich wandelt zu dem wilden Tier

Es reißt und beißt gar kleine Fetzen
Versucht mich stetig zu verletzen
Und zehrt an meinem Seelenheil
Noch hoff ich es ist bald vorbei

Doch das Tier es scharrt und kratzt
und schafft sich einen neuen Platz
In meinen Höhlen, meinen Sein
In meinen kleinen Kämmerlein

Dort bleibt es, schläft es immerdar
Noch immer wird es mir nicht klar
Was es dort sucht und finden will
Wann bleibt es stehn, wann bleibt es still?

Doch jeder Wunsch bleibt mir versagt
Ich wünsch mir diesen einen Tag
An dem das Tier in mir krepiert
und sich letzendlich selbst verliert

Ein neuer Tag, ein neues Glück?
Wohl kaum, es kehrt erneut zurück
Lässt keine Rast und keine Ruh
Und ich sitz hier und sehe zu

So dringt es immer weiter vor
Und kommt allmählich an mein Ohr
Beginnt zu singen dieses Lied
Noch glaub ich nicht wie mir geschieht

Ach hätt ich schon vor langer Zeit
Gerettet einst, was mir noch bleibt
Nun herrscht das arge wilde Tier
Im Inneren, befehligt mir

Was immer ich ab jetzt vollbracht
Hatt alles dieses Tier geschafft
Hab keinen Willen mehr, kein Sein
Und denkt ihr es, es ist nur schein

Und wenn ihr sprecht mit mir allein
Wird es das Tier im Innern sein
Das mit euch spricht, euch unterhält
Über den Gott und seine Welt

Und wenn ich lach, so lacht es mit
Denn jeden weiteren neuen Schritt
Den es durch mich nach draußen bringt
Ist für das Tier ein Neugewinn

Ich wage kaum noch mehr zu sein
In meinem eignen Kämmerlein
Denn was ich tu und unternehm
Das Tier macht es sich schon bequem

Es gibt nur eine Möglichkeit
Zu schließen diese Streitsamkeit
Ein Dolch gar schwer in meiner Brust
Wird enden diese tiefe Frust

Der Stahl in meinem Fleische-sieh
Wird bannen dieses wilde Vieh
Denn fall ich auf den Boden schwer
Dann ist auch dieses Tier nicht mehr


© Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Textes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung von Roberto Reuschel reproduziert werden oder unter Vewendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


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Beschreibung des Autors zu "Das Wilde Tier"

Dieses Gedicht hab ich am 29.4.011 in einem Zug geschrieben und einfach mal dass verewigt, was mir gerade auf dem Herzen liegt. Vieleicht geht es einigen anderen auch so und ich hoffe immernoch, dass das wilde Tier in uns, niemals die Oberhand gewinnen wird.

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Kommentare zu "Das Wilde Tier"

Re: Das Wilde Tier

Autor: PeKedilly   Datum: 29.04.2011 8:57 Uhr

Kommentar: Großartig! Großartig! Trotz seiner enormen länge von 14 Strophen wird es nicht langweilig zu lesen. Es bleibt weiterhin die Spannung in dem Werk und man fiebert jede Zeile/ jeden Vers mit. So etwas gutes habe ich seit langem nicht mehr hier gelesen.
Und ja viele haben diese Bestie in sich.

Re: Das Wilde Tier

Autor: OGF   Datum: 05.11.2011 11:32 Uhr

Kommentar: Die "Gefühle" einfach toll-wunderbar, das Sein oder nicht Sein, dargestellt.
Ich habe den Schmerz und die Trauer gefühlt. Schönes Gedicht- Wie Hemingway schon sagte-wenn du die Wahrheit schreibst, kann es nur gut sein.
Ja, die Bestie ist in uns allen-und manche mühen sich ab, um sie zu bannen-wo andere ihr verfallen und anderen lieber Leid zufügen, als sich und die "Dämonen" wie ich sie nenne, dass Tier in sich zu bannen.
Viele gehen eben lieber den Einfacheren Weg. Auch wenn auf andere- dann ein Schei...e-Regen fällt.
Zumindest habe ich das so gefühlt/gedeutet. Will niemandem zu nahe treten.
Toller Schreibstil. Hat mich berührt!
ciao

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