"Ausverkauf"
steht groß auf dem Schild,
dass ich festentschlossen
durch die Massen trage -
und
"Alles muss raus".

Was ich denn
bitte wolle,
fragen mich
einige skeptisch.
Als wäre es
nicht offensichtlich,
denke ich -
halblaut, zu mir selbst.

Sowas wie Ebay,
so Second Hand,
ein bisschen
Seelenflohmarkt
oder auch Kleinanzeigen.
Als ob ich
die einzige bin
mit dieser Idee.

Wer braucht noch was,
wer will heut mal?
Ich habe so einiges zu bieten.
Mein Bauchladen ist
voll mit allerlei
Zeug, dessen ich
überdrüssig geworden bin.

Großen Anklang
findet meine Idee nicht.
Niemand will sie haben
meine Angst,
meine Unsicherheit,
meine unerbittliche
Selbstkritik.

Niemand bietet etwas
Glück, etwas
erwiderte Liebe, etwas
Zufriedenheit
im Austausch
gegen mein
geschundenes Herz.

Stattdessen bieten mir
die Passanten selbst
ihre Hilflosigkeit,
ihre Einsamkeit,
ihre Trauer an.
So hatte ich das
nicht geplant.

Meinen Kram werde ich
nicht los in dieser Menge
ähnlich gezeichneter Seelen.
Niemand will sie,
meine großen oder kleinen Probleme.
Niemand braucht
auch noch mein
zerbrochenes Herz.

Mein Schild unterm Arm
ziehe ich mich zurück.
Nicht geheilt,
nicht leichter an
Problemen und Sorgen.
Aber mit geöffneten Augen
und deshalb -
leise lächelnd.

"Ich höre dir zu"
schreibe ich zu Hause
groß auf dir Rückseite
meines Schildes
und -
"Wenn du mir auch zuhörst"

Denn
wir haben doch alle
zu viel davon.


© kath_aria


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Kommentare zu "Weil ich zu viel davon habe"

Re: Weil ich zu viel davon habe

Autor: MF   Datum: 05.02.2014 17:21 Uhr

Kommentar: Großartiges Gedicht! Gott sei dank bietest du aber etwas an: Einen Einblick in deine Seele, einen Ausschnitt deines Talents. Ich gebe dir dafür ein großes Lob, viel Zuversicht, dass dir solch tollen Gedichte weiterhin gelingen mögen, aber vor allem gebe ich dir viel Einsicht, dass du nicht ungehört bist - oder vielmehr ungelesen! :) LG Maik

Re: Weil ich zu viel davon habe

Autor: noé   Datum: 05.02.2014 17:43 Uhr

Kommentar: Als Beweis für Maiks Einlassung erteile auch ich Dir hiermit die Zulassung unter Überlassung meiner höchsten Aufmerksamkeit. Sehr, sehr - ja, wie sagt man "schön", ohne dass es platt wirkt - eindringlicher Text; jedenfalls in mich ist er tief gedrungen und ist dort sehr willkommen.
noé

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