Frieda

© Michael Jörchel

Frieda

Erst zwei Jahre ist es her,
dass du von uns gegangen bist.
Dein Grab ist klein und öd und leer
Ich frag mich was geschehen ist.

Wer hat dich hier zurückgelassen?
Verscharrt und dann vergessen.
Ich bin betrübt, kann es nicht fassen.
Was bist du für ein Mensch gewesen?

Wie es wohl war, dein ganzes Leben?
Wie hast du deine Zeit verbracht?
Was haben die Jahre dir gegeben?
Was hat die Zeit aus dir gemacht?

Welche Träume, welches Hoffen
haben deinen Weg begleitet?
Standen dir die Türen offen?
Welches Ziel hat dich geleitet?

Wie waren deine letzten Tage?
Warst du einsam und allein?
Glaube mir, wenn ich dir sage
alleine sollte niemand sein.

Frieda sag, was ist passiert
sind denn all die Menschen fort?
Hat sich denn niemand interessiert
für dein Leben, deinen Tod?


© Michael Jörchel


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Beschreibung des Autors zu "Frieda"

Bei einem Spaziergang über einen Friedhof fand ich dieses Grab und fragte mich, wer wohl diese Frieda sein mag, dessen letzte Ruhestätte schon nach zwei Jahren so aussieht.
War es die erste Frau des Berliner Künstlers Kurt Mühlenhaupt oder ist es nur eine zufällige Namensgleichheit.

Jedenfalls finde ich es immer sehr traurig, wenn Grabstätten von nicht so lange verstorbenen, so in Vergessenheit geraten.

Ist es ein Ende, das uns alle einmal ereilt? - Ganz sicher.

Aber wann werden wir, komplett, aus dem Gedächtnis der Menschheitsgeschichte ausgelöscht? Oder ist heutzutage, das Internet ein Garant für ein sehr langes Leben nach dem Tod.
Dann stellt sich die Frage, was wollen wir unserer Nachwelt hinterlassen?

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Kommentare zu "Frieda"

Re: Frieda

Autor: agnes29   Datum: 11.10.2020 21:21 Uhr

Kommentar: Lieber Michael,
so viele Fragen, eine Antwort kann dir niemand geben.
Es ist sehr traurig wenn ein Grab durch niemanden versorgt wird.
Warum es so ist weiß niemand.

Liebe Grüße Agnes

Re: Frieda

Autor: Bluepen   Datum: 12.10.2020 11:12 Uhr

Kommentar: Hallo Michael,

ein sehr schönes Gedicht für jemanden, den du nie gekannt hast.
Es wird unweigerlich so sein, dass man vergessen wird, es sei denn man war ausserordentlich "gut" oder "schlecht". Im Internet wird das Vergessen wahrscheinlich noch schneller gehen, weil es auch schneller lebt.

LG - Bluepen

Re: Frieda

Autor: Verdichter   Datum: 13.10.2020 21:46 Uhr

Kommentar: Ein seelenvolles Gedicht für das es keine Antworten gibt. Oder wir können froh sein, sie nur nicht zu kennen.

Gruß, Verdichter

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