Eine Hütte voll Seligkeit


Schneeflocke für Flocke fällt leis hernieder
in Weiß gehüllt der Wald nun wieder
Und jedes kleine Eiskristall
erhellt den Weg bis in das Tal
Im Wald verlassen liegt inmitten
eine verwitterte, alte kleine Hütten

Mir scheint, als wär dort jemand daheim
durchs Fenster seh‘ ich Kerzenschein
Und aus dem alten Kamin dringt auch
in den nachtschwarzen Himmel, ein weißgrauer Rauch

Mein Weg oft steinig und beschwerlich
Gott wiederzufinden, hoffte ich ehrlich
Einst wollt ich frei sein, mein eigener Herr
und ich spürte auch seine Nähe nicht mehr
„Oh, Du Glaube an Gott, wohin bist Du geschieden?
Suche Dich nun und deinen göttlichen Frieden“

Hab aus meinem Leben ihn ausgeschlossen
und seither ein Meer von Tränen vergossen
Alles, das mich so schrecklich quälte
war Gott allein, der mir so fehlte
Trat an die Reise nur aus diesem Grund
und steh nun vor der Hütte zu so später Stund'

Rastlos und lange irre ich nun schon umher
die Füße, die mich tragen, wiegen so schwer
Auf meinem Herzen ein großes Gewicht
gezeichnet von Kummer ist mein Gesicht

Kummer und Sorgen, die tief in mir wohnen
Werden sich all meine Mühen denn lohnen?
Bin vom gottlosen Weg endlich abgezweigt
doch Gott, er noch beharrlich schweigt

Ich hoffe so sehr, ihn wiederzufinden
doch spür ich nun meine Zuversicht schwinden
Auf leisen Sohlen der Hütte ich nähertrete
und mit jedem Schritt zu Gott ich bete:
„Oh, Herr, lass dies mein Obdach sein
in dieser Nacht brauch ich ein Heim
Lass mich erhör’n ein tröstendes Wort
an diesem so entlegenen Ort“.

Erschöpft klopfe ich an die Türe an
weit geöffnet wird mir von einem Mann
Gnade und Frieden bedecken sein Haupt
die Stille um ihn, scheint mir so vertraut

„So lang auf Reisen bin ich schon“
sprech‘ ich zu ihm im Flüsterton
„Brauch nen Platz zum Schlafen und ein Mahl
damit ich's wieder schaff`runter ins Tal“

Hoffnung legt sich auf mein Gesicht
als voller Güte der Mann zu mir spricht:
„Kehr ein, Du Fremder, lass draußen Deine Last
und sei für diese Nacht mein Gast
Glaub mir, Du bist nur auf Reisen
um heut‘ mit mir gemeinsam zu speisen
Der Herr hat dich hierher gebracht
in dieser tiefverschneiten Nacht“

Wundernd und dankbar schritt ich voran
und sah meinen Obdachgeber an
Sah einen Mann mit Rauschebart
mit weißem Haar, schon recht betagt
doch seine Augen leuchteten klar
und ihn umgab wie wunderbar
ein Licht, dass zuvor ich noch niemals sah
ein Licht, dass sogleich mir Hoffnung gebar

Mit großen Erstaunen hab ich entdeckt
der Tisch, er war für zwei gedeckt
Da nahm ich meine schweren Glieder
und setzte mich zu ihm am Tische nieder
Schweigend teilten wir Wein und Brot
vergessen ist Ach meine Not
Oh, welch großes Glück erleb‘ ich heut‘
so viel Heil und so viel Freud

Seine Augen ward auf mich gericht
als er nun leise zu mir spricht:

„Weiß woher du kommst und wohin du gehst
dass ständig du im Kreis dich drehst
Dein Herz schon lang ist freudenleer
dass deine Füße müde und schwer
Dass in dir fehlt oh Gottes Friede
drum blicken deine Augen so trübe
Durchschrittest Wälder, Täler und Gassen
fühlst dich allein und von Gott verlassen.

Oh könntest du nur glauben, du würdest Wunder sehen
und nie mehr zweifelnd durch dein Leben gehen
Dein Herz wär nie mehr krank und müde
und tief in Dir drin läg wahrer Friede
Ein Friede, der für immer währt
und all dein Tun mit Freude nährt“

Seine Worte wie Balsam auf meiner Haut
hab ich mich ihm dann anvertraut:

„Ich fiel so oft hinab in die Tiefen
zu den Dunkelheiten, die mich riefen
dort wo Leid und Zweifel toben
kam von allein nicht mehr nach oben
All mein Flehen hat Gott nicht erhört
dies hat mein Band zu ihm zerstört
Gottverlassen fühlte ich mich oft
hatte doch so auf seine Hilfe gehofft
Die Hilfe, die ich brauchte, hat er mir verwehrt
da hab ich von Gott mich abgekehrt“

Tränen füllten meine Augen zu meinem Erstaunen
vom Alten vernahm ich ein leises Raunen

Bittend sprach er: „Du solltest bedenken
dass es ihm fern liegt, dich zu kränken
Auch solltest Du dich nie gleich beklagen
falls seine Hilfe er Dir mal sollte versagen
Glaube, dass stets er deinen Weg mitgeht
und folge ihm, eh es ist zu spät
Schick all deine Zweifel himmelwärts
und lass ihn wieder in Dein Herz
Hast seine Gnade schon längst angenommen
als ich sagte „Tritt ein und sei willkommen“

Mit einer noch nie gekannten Ruh
hör gespannt ich ihm weiter zu
als dieser mir mit so viel Zuversicht
tief in die Seele schaut und spricht:

„Sei wieder bereit, Dich an ihn binden
dies ist der Weg, um ihn wiederfinden
Er wird dich treu durchs Leben tragen
nur „Ja“, das musst du schon selbst ihm sagen“

„Ja, alter Mann, sag ich “Ich will“ und in der Hütten wird es still.

„So ist's recht“ sagt er schließlich leise
und alles verändert sich auf eine Weise
die mir so fremd, so sonderbar
Mir ward als ob ein Wunder geschah
Wärme im Herzen und im Gemüte
spür ich nun Gottes unendliche Güte

All mein Suchen hat sich jetzt erfüllt
und all mein Flehen ward endlich gestillt
Der Weg, so mühsam, so voller Plagen
weg sind nun Kummer und Unbehagen
Der Weg war weit und kostete Kraft
jetzt bin ich am Ziel, ich hab's geschafft

Einst war ich blind, doch nun seh ich klar
und ich weiß, jedes seiner Worte ist wahr
In dieser Hütte, welch seligen Ort
ruf ich „Weicht all ihr Zweifel, ziehet fort“

Mir ward als ob in mir ein Knoten brach
als ich nun lächelnd zu ihm sprach:

„Verirrte mich mal dort, mal hier
vergaß zu suchen tief in mir
Er ist und war mir allzeit nah
dies bin ich mir nun ganz gewahr"

„Draußen dämmert’s schon, deine Reise war lang,
wir gehen zu Bett“ sagte er mir sodann

Er hat mir noch eine Decke gebracht
und wünschte mir eine friedvolle Nacht
Ich fühlte mich wie nie zuvor im Leben
von solch Barmherzigkeit umgeben
Auf dem kargen Strohbett, doch recht fein
schlief ich vor lauter Erschöpfung schnell ein

Als ich morgens erwachte, war der alte Mann fort
doch ich ward nicht alleine, das spürte ich sofort
Hatte nicht nur geträumt, einen Traum so klar
all das Geschehene war wirklich wahr
Dem Alten ward ich wirklich begegnet
durch Gottes Hand hat er mich gesegnet
Hat meine blinden Augen weit aufgemacht
und an mir ein wahres Wunder vollbracht

„Du mein liebreicher Gott wieder an meiner Seite
bin so unsagbar froh, dass ich fand dich heute
Ich weiß, Du wirst mir folgen alsdann
und trete selig meine Heimkehr an

Dein Lieb und Dein Erbarmen - sind alles was ich wirklich brauche - Amen


© P.Karl-Marx


5 Lesern gefällt dieser Text.







Beschreibung des Autors zu "Eine Hütte voll Seligkeit"

Mehr Geschicht als Gedicht über die Suche nach Gott oder dem Glauben.
Und das Wissen, dass der, der suchet auch finden wird.
Wünsche allen Lesern besinnliche und frohe Weihnachten und ein
gesundes und zufriedenes neues Jahr.

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Kommentare zu "Eine Hütte voll Seligkeit"

Re: Eine Hütte voll Seligkeit

Autor: Angélique Duvier   Datum: 23.12.2013 11:30 Uhr

Kommentar: Deine Geschichte in Gedichtform gefällt mir unglaublich gut , du hast sie mit viel Tiefe und Können geschrieben! Ich wünsche dir und deiner Familie Frohe Weihnachten und die besten Wünsche für das Neue Jahr! Herzliche Grüße, Angélique

Re: Eine Hütte voll Seligkeit

Autor: P. Karl-Marx   Datum: 24.12.2013 10:37 Uhr

Kommentar: Hallo Angelique,
vielen Dank für Deine schönen Worte. Wünsche Dir und Deinen Lieben
gesegnete Weihnachten und ein gutes friedvolles Jahr 2014.

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