extrem.abhängig.

ich höre sie schimpfen
neger und
ölaugen und
pack und parasiten und
ich spüre den hass
der steckt in dem echo
ohne die wörte
wirklich zu hören und
ich sehe sie sterben
durch das urteil
mit dem sie sich richten
weil sie es sprechen
weil sie sich selbst
nicht mehr begreifen
als teil der bewegung
die sie an den rändern
in wellen spaltet
mit denen sie sich
hochschaukeln lassen
nicht mehr begreifend
dass sie einzeln nur
existieren
weil sie miteinander
nicht mehr in der lage sind
leben zu können
nicht mehr begreifend
sie hassen sich nicht
der unterschiede
sondern der gemeinsamkeiten wegen
nicht mehr begreifend
wie sehr sie sich brauchen
um hochschlagen
zu können

was wäre die überzeugung
eines überzeugten nazis
ohne ausländer
den er ablehnen könnte
was wäre der auftrag
eines glaubenskriegers
ohne die ungläubigen
durch den er sich
beauftragt fühlte
was wäre die macht
eines mächtigen
wert
ohne machtlosigkeit
derer er sich
bemächtigen kann
wie klug könnte
der klugscheißer scheißen
ohne die dummheit
die ihn erhebt
wie glücklich würde
uns unser
restliches glück
wirklich noch machen
ohne unglück
das es relativiert?

es ist wohl kein wunder
das sich dies niemand
mehr fragen kann
und will
weil nichts härter ist
als gegen den
strom zu schwimmen
wenn alles
den bach runtergeht
weil nichts einsamer ist
als es trotzdem zu tun
wenn man trotz allem
hin zur quelle will
und doch
gibt es nichts schöneres
als den glauben
an die tränen
die man einfließen lässt
in der hoffnung
irgendwo flussabwärts
schmeckt ihn jemand heraus
meinen salzigen traum
vom offenen meer


© Sebastian Deya


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