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DRITTER AKT


gestatten

Freiherr von Zieselohr

wohnhaft nahe dem Menschenmoor

die Galgeneiche

mit dem Hitlerkäfer

steht hinterm halb verbrannten Tor



jucke dann herüber

und kitzle die eitlen Hühner

die äußerlich geschminkt sich geben

darunter mich buschig hegen



ein gemeiner Floh

ist gesellschaftlich verhasst

doch ich bin von edlem Blut

weil privilegierter Adel

gelegentlich gerne prasst



sie wissen…

ich bin kein Demokrat

die Einen werden stets

die Anderen tragen

ob durch Not oder Dienstgrad

Leben spenden ohne Klagen



denn unmerklich

wird es kunstvoll gesaugt

(nette Kitzelei die ablenkt)

juckt ihre eitle Bauernhaut

schöner Streiche angedenk



man hüpft nicht einfach so herab

auf den fremden

nichtsahnenden Kopf

man setzt sich darauf ganz zart

und kribbelt ihn

mit gutem Wort



dann… nach endlosen Versprechen

die sein Wohlgefühl

vor Augen führen

wird er müde von allen Verstecken

die ums Seelenheil ihn trügen



damit hat er sich abgefunden

das man ihn anzapft

von allen Seiten

zivilisiert und nicht wie bei Hunden

welche ihren Schwanz zerbeißen



der Hitlerkäfer selbst

entkam nur knapp

einem Sammlerattentat

ehe der Insektenspießer sich versah

sprang er durchs Fenster

und entkam



rötlich seitdem vor Wut

dürstets ihn nach Menschenblut

und mit seiner lauten Stimme

erreicht er

die geheime Kriegsmaschine



Halt! wer da? blafft er sofort

der Kormoran erklärte ihm

die ganze Lage

dann brüllte er ins Rindenloch

unter Tage

wo tiefe Schwärze

knisternd rumort



nach Ewigkeiten voller UnHEIL

ertönt ein seltsames Krabbelklopfen

es sind die Zeichen einer neuen Zeit

und alle Lebewesen

verharren erschrocken



die göttliche Kolonne tobt

sie spricht vom seligen Paradies

wo’s pure Böse tief durchbohrt

getilgt wird mit Blatt und Stil



wo sie einkehrt

herrscht keine Gnade

bloß ihre unermüdliche Garde

eiserne Helme glimmen im Dunkeln

und ihre spitzen Waffen funkeln



der Kormoran fliegt

über die leeren Dörfer

eilen Elstern schlau voraus

auf Heuböden schrecken Mäuse auf

und Straßenkatzen werden Mörder



frivole Frösche springen vor Freude

durch ihr Gequake

aus Städten vertrieben

sie fanden es stets übertrieben

lauter zu sein

als millionen Maschinen



der Hase am Kümmelhügel

spitzt die Waschel

und mümelt es einer alten Wachtel

es raschelt und die Eule Henriette

spricht weise Worte gegen Ende



was hochkommt

war schon lange fällig

die Plagen sind nun überzählig

es ist wie mit den Schädlingen in Rinden

man muss sie regelmäßig tilgen



Please do not USE
anything of my work!

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RUF IN DIE FINSTERNIS


© j.w.waldeck 2006


2 Lesern gefällt dieser Text.




Beschreibung des Autors zu "RUF IN DIE FINSTERNIS"

ALS SICH DIE ERDE ERBRACH
(Ein Umweltmärchen)

Ein scheinbar lustigs Schauspiel in sechs Akten


zu I - UNKENDORF LEBT

https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/5/Lustige/40527/UNKENDORF-LEBT/


zu II - UNTER KANNIBALEN
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41129/DAS-SCHLARAFFENLAND/




Kommentare zu "RUF IN DIE FINSTERNIS"

Re: RUF IN DIE FINSTERNIS

Autor: Alf Glocker   Datum: 26.03.2015 16:11 Uhr

Kommentar: was für ein Erguss!

Re: RUF IN DIE FINSTERNIS

Autor:   Datum: 26.03.2015 19:36 Uhr

Kommentar: Ich hoffe die übrigen Teile bleiben im Fluss... :P

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