Anonym

Drängen der rollenden Menschenmassen
Öffentliche Plätze und Gebäude im Visier
Sprengen mit Gewalt die engen Gassen
Ferngesteuert von animalischer Gier.

Todesmutiger Sturz ins Gewimmel
Jeder bedacht auf seinen Vorteil
Banne mir meinen Weg durchs Getümmel
Hartherzig erkämpfe ich mein Heil.

Ergattere den besten Standpunkt für das Konzert
Die Konkurrenz knapp geschlagen um eine Nasenlänge
War dieser erbitterter Wettlauf es wirklich wert?
Verweise die Mitstreiter rigoros auf die hinteren Ränge.

Überstanden die Schlacht nahezu unversehrt
Doch umgeben von weiteren Macht- und Prestigekämpfen
Bin ich nun endlich eines Besseren belehrt?
Blutige Duelle meinen genialen Triumphzug dämpfen.

Lautstarker Trubel lärmt in hohen Bahnhofshallen
Unzählige Reisende sich anschicken zum hastigen Gehen
Wo monotone Durchsagen bringen das Blut ins Wallen
Schnarrende Wiederholung in zig Sprachen, die wir nicht verstehen.

Pendler lungern gelangweilt in Metall- und Plastikstühlen
Manche sich die Wartezeit mit anspruchsvoller Lektüre vertreiben
Hitzige Charaktere in klimatisierten Räumen abkühlen
Diese Orte vortrefflich den Begriff der Anonymität beschreiben.

In der Menge verkümmert das Individuum
Nur noch ein Puzzleteil unter vielen
Fügt sich in das Puzzle stillschweigend stumm
Um eine transparente Einheit zu erzielen.


© FreeHope


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