Das Wahndern ist des Mühlers Frust

© Alf Glocker

Das Wandern ist des Tretmühlers Lust!
Er sinkt, unfrei, mit leerer Brust,
von Gegenwart zu Gegenwart –
wobei er sich meist selber narrt…

Und jetzt alle: Wer aufmuckt ist ein Nazischwein!
Das Wah-han-dern!

Man kommt beileibe nie vom Fleck!
Der Lohn das ist und bleibt der Dreck,
den Leute für ihn übrig lassen,
die ständig zum Vergnügen prassen…

Alle: Halt’s Maul, sonst schlagen wir dich klein!
Beim Wah-han-dern!

Das muss ein schlechter Bürger sein,
dem niemals fiel‘n die Tretmühl‘n ein –
ein Guter glaubt, bei Tag und Nacht,
daß Fleiß und Geist je was gebracht…

Wieder alle: Ein Denk-Gehirn ist gar nicht rein!
Zum Wah-han-dern!

Vom Waschen haben wir’s gelernt,
daß, von der Wahrheit weit entfernt,
sich Spinners Arbeitsmühlen dreh’n –
und Menschen nur im Regen steh’n…

Alle: Wir richten uns nur nach Trug und Schein!
Und Wah-han-dern!

Das schaut man sich an Rädern ab,
denn Rädern bringt uns früh ins Grab,
weil Treter niemals müde werden:
Das ist ein hartes Los auf Erden…

Macht alle mit: Wir opfern unser Fleisch und Bein!
Wir Wah-han-dern!

Wo Steine auf der Seele liegen,
da lässt sich alles locker biegen,
damit‘s für all die Herrscher passt –
dem Einen Lust, dem Andern Last…

Alle! Wird’s bald?!: Wir pfeifen ganz auf reinen Wein!
Wir woll’n nur Wah-han-dern!

So woll‘n wir ewig weiter treten,
nach oben himmeln und auch beten,
bis daß wir einmal nicht mehr sind –
drum treten Männer, Weiber blind…

Noch einmal alle: Das finden wir adrett und fein!
Beim Einen und beim A-han-dern!

Bis uns die ew‘ge Ruh ereilt!
Doch wer sich glücklich abgeseilt,
der mag frech Pöstchen ruhig besetzen –
und Tretmühler ins Unglück hetzten!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Das Wahndern ist des Mühlers Frust"

Re: Das Wahndern ist des Mühlers Frust

Autor: Sonja Soller   Datum: 31.01.2022 11:31 Uhr

Kommentar: Ganz großes WOW!

Liebe Grüße aus dem nachdenklichen Norden, Sonja

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