Grenzenloser Optimismus
Ist des Friedens größter Feind,
Primitiver Heroismus,
Der entfremdet, nicht vereint.
Hat er mich doch jüngst erhoben
Hin zum spröden Firmament,
Übermütig aufgestoben
Durch das Feuer, das noch brennt.

Nachsicht ward mir schlimmste Sünde,
Fiel hinab wie Ikarus
In des Meeres tiefste Gründe
Tauchte mich mein Redefluss.
Jedes Wort war missverstanden,
Jeder Pfeil flog übers Ziel
Liebster Traum, du kamst abhanden,
Denn ich wünschte viel zu viel.

Hätte ich doch nur geschwiegen!
Nun besteig ich mein Schafott.
Reden führt zu kalten Kriegen,
Schweigen, Schweigen ist ein Gott.
Nur die Lüge stiftet Frieden,
Und die Ehrlichkeit entzweit.
Schweres hast du mir beschieden,
Eitler Traum von Einigkeit.

2014


© Marina Garanin


7 Lesern gefällt dieser Text.









Beschreibung des Autors zu "Das Lob der Lüge (ein Lied)"

Ja... Grenzenloser Optimismus! Paradox, gell?
Wer hier literarische Anspielungen bemerkt, möge das schreiben ;)
Ansonsten: Ich hoffe, es ist ok, ein wenig Werbung zu machen (wenn nicht, lösche ich es auch wieder): Wem meine Gedichte gefallen, den lade ich herzlich dazu ein, mich auf meiner Facebookeite "Dichterwahn" zu besuchen (und sie ggf. auch zu "liken"). Würde mich freuen :-)

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Kommentare zu "Das Lob der Lüge (ein Lied)"

Re: Das Lob der Lüge (ein Lied)

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 23.04.2016 16:47 Uhr

Kommentar: Bravo! Eine poetische Perle par excellance. Der zweite Vers verband sich am engsten mit meinem Geiste, wiederspiegelte er doch vieles meiner eigenen Ansichten :) Und genau DAS ist das schöne an gelungener Poesie: sie bindet den Leser ans Werk auf eine besondere Weise. Jajaja, ich schleime gerade und rutsche beinahe selbst drauf aus :D Aber Ehre wem Ehre gebührt! Gern gelesen!

Re: Das Lob der Lüge (ein Lied)

Autor: Marina Garanin   Datum: 24.04.2016 0:18 Uhr

Kommentar: Huiiii, hihi, danke!! :) Na, das ist kein Schleimen, sondern ein Lob, das ich gerne annehme! Was verstehst du denn unter dem "primitiven Heroismus"? Und was fällt dir besonderes an dem Vers "In des Meeres tiefste Gründe" auf?

Re: Das Lob der Lüge (ein Lied)

Autor: Marina Garanin   Datum: 24.04.2016 1:47 Uhr

Kommentar: Naa.. wollt grad die Kategorie zu "Seelenschmerz"-Gedichten ändern. Ging aber nicht mehr nachträglich. Na ja, egal!

Re: Das Lob der Lüge (ein Lied)

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 24.04.2016 10:15 Uhr

Kommentar: Dann bin ich beruhigt! haha
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Also, zum ersten Vers und "primitiver Heroismus":
-> Dieser Vers behält sich einen aktuellen, ziemlich brisanten Nachgeschmack vor, für mein Verständnis könnte er auf fanatische Gläubige (auch wenn das Werk in "Ich"-Form geschrieben) zutreffen, die im Anflug geistiger Niedrigkeit Helden spielen und sich so durch das brennende Feuer ihrer Religion zum "spröden Firmament" emporheben, wobei "spröde" diese Religion in Frage stellt.
-> Gehe ich von deinen Seelengründen aus, und im weiteren Verlauf der Verse, so könnte ich auch darauf schließen, als daß du mit deinen Werken aufrütteln willst, zum Nachdenken anregen, die Gemüter ins Zweifeln ziehen willst. "Grenzenloser Optimismus" könnte hier deine Leitmotivation darstellen, als daß du die Hoffnung niemals aufgibst, doch noch jemanden mit deinen Worten zu erreichen. Doch der "Friede", auch wenn er trügerischer Natur ist, wird dadurch gestört. Du bist eine Heldin, die ihre Naivität in Sachen "ich erwecke jene mit meinen Worten" erkennt und dadurch in ihrem Flug stürzt, da zu nah an der Sonne....wer vermag diese brennende Wahrheit auszuhalten?
Du zeigst also Nachsicht mit dem "gemeinen Volk", das deine Worte missversteht, nicht verstehen mag, Die Pfeile treffen nicht, wo doch so viel Mühe im Abschuss lag.
"In des Meeres tiefste Gründe" -> Ikarus kam zu nah an die Sonne, entgegen aller Warnung, so schmolzen die Flügel, mit Wachs befestigt, und er stürzte ins Meer und sank hinab. [Spaßeshalber gab ich diesen Satz bei google ein, und er könnte auch einem alten Gedicht von Ariost "Rasende Roland" entspringen :D] Andererseits könnte damit auch ein "geistiges Meer", also Tiefgründigkeit, gemeint sein. Würde ebenfalls zum "tauchte mich mein Redefluss" passen. Bzw. fließt der Fluss ins Meer, ... schwierig zu interpretieren, da so vieldeutig.
Der letzte Vers ist eindeutig: lieber Schweigen, denn Ehrlichkeit und die Aussprache ihrer führt zur Verurteilung durch andere, die in ihrem Wesen lieber Lügner leiden mögen. Und alle hehre Ansinnen fallen so den Wirren der Falschheit zum Opfer....

et voila, mein Kommenta hehe

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