Die Straße ist nur schmal; von Zeit zu Zeit
Begegnen Menschen uns, die
Diesen Sommertag auf gleiche Art genießen, nur sind sie
Nicht so herausgeputzt, wie das zu meiner Kinderzeit
Noch üblich war - doch feierlich sind die Gesichter
Allemal geblieben. -

Dein altes Fahrrad klappert und erinnert mich,
Mal wieder nachzuschauen, Kette spannen, ölen.
Es gibt das einzige Geräusch in dieser trägen Stille
Über den fahlen Feldern, die schon abgeerntet sind.
Nur toter Klatschmohn leuchtet
Zwischen den Stoppeln wie Titanenblut. -

Die eine Hand am Lenker, mit der andren halten
Wir einander fest und schaun uns öfter an.
Danach muß ich die Spur stets korrigieren,
Weil ich die Straße unter mir vergesse
Und du dann lachst. -

Dort vorne strampelt schon geschäftig unsre Kleine.
Kaum auf der Welt, beginnt sie sich zu lösen
Und merkwürdig erfasst mich dieses Bild, wie sie
Den jungen Hunden winkt, so ausgelassen, daß sie fast
Ihr Gleichgewicht verliert. Und jene rennen, springen,
Kugeln, bellen hechelnd, bis ein Pfiff
Ihr Jagen unterbricht und sie sich trollen
In den soliden Bauernhof zurück
Der noch besteht. -

Denn unaufhaltsam frisst die Stadt sich
Mit Riesenfingern in das freie Land.
Die baumgeschützen Hänge bleiben wohl dereinst
Für stummgewordne Wesen
Letztes Refugium.


© Hans Finke


© Hans Finke


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