Du kommst nicht an, du waltest nur im Trüben,
die Herrschaft deiner Tage geht hinaus.
Du hast dich aufgemacht zu lieben –
um dich bestand die Kraft des Überbaus –
des Hauses, das die klamme Seele hält,
das dir ein Diesseits gaukelt und verspricht:
es wird geschehen wie bestellt,
denn hinter dieser Sonne ist das Licht,
das Licht das deinen Weg gestaltet,
das sorgsam tief im Schicksal waltet.

Und aus den Sternen kamen Energien,
die alles sprengten, die dir brachten,
was du nicht in Erwägung ziehen,
nicht akzeptieren wolltest, doch du dachtest!
Auf einmal wurde dieser Kerker groß,
in dem du saßest, kleingebunden,
und du warst plötzlich gnadenlos,
denn alle Ängste waren verschwunden!
Nur deine kleinen Horizonte schränkten
sich in die Träume, die dich seltsam lenkten.

Verstanden hast du diesen Werdegang
zu keiner Zeit, du warst extrem naiv!
Doch, was, ganz langsam dir gelang,
was dir nicht aus dem Ruder lief,
das formte sich zu deiner Schwere,
mit der du glücklich bist und meinst,
sie füllte in dir diese große Leere,
in der du sonst verloren scheinst.
Die grobe Pflicht des Lebens ohne Denken,
sahst du nur an als Blei in den Gelenken.

Nun, wo die Regenfälle um dich niederprasseln,
wo alle deine Ziele in die Landschaft sinken,
beneidest du den Mob und seine Asseln –
die ganze Welt beginnt dir schon zu stinken –
und überall begegnet dir auch der Verrat!
Du siehst als Einziger, Versprengter, als Idiot,
wer hier, in diesem Umfeld was gewonnen hat.
Wer ausbrach aus dem Wust der Not…
der hat sich anders als ein Mensch gebärdet,
der sich durch innere Poesie gefährdet.

Ja, musstest du denn in Erfüllung flüchten?
Wer hat dir denn befohlen zu betrachten?
Es gibt wohl keinen Grund zu dichten,
und, was die „Stimmen“ so in dir entfachten,
ist nichts als purer Humbug, der Karriere,
als Weltmann, der Schliche kennt,
abträglich, es ist nur eine ungefähre
Fantasie, die du allein notwendig nennst.
Doch war sie stets geeignet dich zu plagen,
sich mit der Hoffnung groß herumzuschlagen.

Vergehe, wenn du glaubst, du wendest
noch dieses schnöde Ende ab, das droht,
indem du ihm verschlüsselte Signale sendest,
die eine Menschheit – dümmlich und verroht –
nichtmal versteht, wenn sie sich prüde informiert.
Warum hast du nichts Besseres gewollt?
Du hast dich damit doch bloß selbst traktiert
und irgendeinem Gott den Teil gezollt,
für den du keinen Lohn erwarten kannst.
Was nützt es dir, wenn du dich derb verbannst?!

In dem Exil das dich verschlingt, nach Kräften,
ist keine Bleibe für dich, Winzling, vorgesehen.
Du darfst dich nur an die Betäubung heften,
an diesen Kreis, wo sich die Nebel drehen,
die dich zum Schluss mit Recht (?) umnachten.
Verweile nicht, begnüge dich halt mit dem Machen,
das auszudenken, was vor dir andachten,
die dann gestrauchelt sind. Die in den anderen Sachen,
die Gut und Geld einbringen und in der Verbreitung
des Genguts tätig sind, als Misserfolgs Vermeidung.

Gegeben war es und auch gleich genommen,
denn scheitern, bevor all die andern scheitern,
ist gleichfalls nutzlos, auf den Hund gekommen.
Das ewig gleiche Horizonterweitern,
kann keinem Wanderer auf Erden nützen,
wenn ihn sein Stab nicht in die Gegend lenkt,
die, außerhalb von diesen schrägen Witzen,
in ein Schlaraffenland führt, wo man denkt,
wo Ziele sogar sind, die ihren Meister loben –
denn selten kommt das Gute nur von oben.

Von dort kommt nur die Probe auf’s Exempel.
Das wird an dir hauptsächlich statuiert!
Du schlägst dich tapfer – Kunst und Krempel
und das, womit der Mensch sich sonst garniert,
versperren jede Aussicht auf Erlösung.
Die Antwort steht nicht einmal in den Sternen.
Zwar schwant dir schon die eigene Verwesung,
doch musst du dich davon entfernen:
aus allem Unfug, der dich noch belastet.
Du bist im Nachteil – handle niemals überhastet!

Beachte – nichts wird jemals dir gehören!
Man wird dich jagen, dich verachten –
du kannst nur auf die eigene Ohnmacht schwören,
das Glück sollst du nicht für dich pachten,
denn alle Täuschung unterliegt den Zwängen,
die einem Dasein Mittel gern verleihen -
in einem wüsten, ungestümen Rasen, Drängen,
dich einem Sieg und dann dem Tod zu weihen!
Das liegt dir gar nicht, denn du strebst,
nach deiner Wahrheit, die du so beharrlich lebst.

Gedulde dich bis über deinen Tod hinweg!
Dies wird von dir verlangt, dir zugeschrieben.
Und rühre dich gefälligst nicht vom Fleck!
Dann respektiere: du bist voll zurückgeblieben!
Wer dich kennt, der ist amüsiert von allen
lächerlichen Werken, die dir den Hohn einbringen.
Man registriert dich als Egoist, im Fallen –
dein Hals steckt schon in allen Henkersschlingen –
und du bist einsam, wie ein Waisenkind:
Schlag deine ganzen reifen Pläne in den Wind!

Und komm nicht an, verwalte deine Lust im Trüben.
Die Herrschaft deiner Tage weist dich aus.
Du hast dich aufgemacht – und bist geblieben,
du kämpftest über deine Kraft hinaus.
Der Überbau, der deine arme Seele hält,
versprach dir diesseits einst das pure Licht.
Doch nichts geschah wie es von dir bestellt.
Dafür fehlte es dir doch an dem Gewicht,
das nötig ist, wenn man berechnend frisch erkaltet.
Du bist der Geist, der frei und echt gestaltet!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der freie Geist"

Re: Der freie Geist

Autor: noé   Datum: 16.03.2014 0:33 Uhr

Kommentar: Und Kunst bleibt brotlos und so bleibt dem "freien" Geist,
dass man an ihm nur bitter zweifelt und rüde auf ihn sch.....!
noé

Re: Der freie Geist

Autor: Alf Glocker   Datum: 16.03.2014 9:52 Uhr

Kommentar: auch das war schön gereimt...und stimmen tuts auch noch!
Glück auf!
alf

Re: Der freie Geist

Autor: noé   Datum: 16.03.2014 9:58 Uhr

Kommentar: Na denn...
Big Sis

Re: Der freie Geist

Autor: Alf Glocker   Datum: 16.03.2014 19:59 Uhr

Kommentar: G N B S B M
A (D D)

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