Das Bild vergangner Tage hat dein Herz
so müd gemacht, dass ihm nun nichts mehr zählt.
Kein Schwur kann es erlösen von dem Schmerz,
den es in frühern Tagen sich erwählt.
Der lange ruhige Lauf des Löwen-Lebens
ist wie von einem Messer durchgetrennt.
Und jede gute Geste scheint vergebens,
weil keine Flamme mehr, kein Feuer brennt.
Nur zarte Glut noch wärmt den Herzensschrein,
den Ort, wo Liebe einst sich still verriet
und sich verwandelte zu kaltem Stein.
Was, wenn nun - totgesagt - nichts mehr geschieht?
Ein starres, kaltes, ungelebtes Leben
stünd vor dir wie ein übergroßes Bild.
Du könntest selbst auch keine Liebe geben,
wärst du nicht ungezähmt und stark und wild.
Der Garten deiner Liebe wär verblüht,
nicht eine Blume zeigte ihre Farben,
und dort, wo purpurn Sonnenlicht geglüht
an deinem Himmel, wärn nur rote Narben.
Drum tauche ein in wundersame Düfte,
darin sich Liebe wieder finden lässt,
breit deine Flügel aus, flieg‘ durch die Lüfte
und baue dir dein eigensinnig‘ Nest.
Und schau‘ mich an, schau‘ still mir in die Augen,
darin du lesen kannst, als wär’s ein Buch,
und wenn du siehst, dass wenig sie nur taugen,
bedecke sie mit einem dunklen Tuch.
Dann leg‘ ich mich zu deinem Herz, dem toten,
und werde meine Glieder nicht mehr rührn
und schicke dir von drüben einen Boten,
um deine Liebe weiterhin zu spürn.