Früher fragte ich mit einem Lachen
ob ich lachen oder weinen soll.
Heute sehe ich euch Dinge machen
und weiß nun, es ist gar nicht toll,
muss man es so wirklich fühlen,
während man im Leeren sitzt.
Neben sich und zwischen Stühlen,
wo man Blut und Wasser schwitzt.

Es ist nicht schön mit anzusehen,
wie man in der Uhr verrinnt,
die ich bereit war umzudrehen
im Gefühl, dass was beginnt.
Ich hielt mich damals für gerissen.
Und war es. Und bin ausgeblutet.
Warum belud ich mein Gewissen?
Zum Überholen? Falsch vermutet!

Es ist nicht schön es einzusehen,
egal, wie man die Dinge denkt:
am Ende wird man dort eingehen,
wogegen man sich her geschenkt.
Es ist nicht schön, sich zu schämen
für alles, was nicht jeder weiß -
wenn die Dinge dich dann lähmen,
fordert Wahrheit ihren Preis.

Es ist nicht schön zu begreifen
wie das Leben dich ausschlachtet,
wenn Einsichten erst reifen
für die man scheinbar nach dir trachtet.
Es ist nicht schön zu vermuten,
deine Zeit läuft vor dir ab.
Dieses Nichts, dort im Guten,
ist doch alles, was ich hab.

Es ist nicht schön, wie sie sich sammeln,
um mich zu fragen, was mir fehlt.
Dabei kommen sie, um abzugammeln.
Ich habe sie längst selbst gezählt,
die Tage, die verloren gingen,
die Fehler, die ich mach.
Ich weiß, wie meine Worte klingen,
wenn ich weder wein' noch lach'.

Es ist nicht schön sich vorzugaukeln,
es seien alle andern Schuld,
Sekunden, die ins Ohr mir schaukeln
geben mir bloß mehr Geduld
mich in Ruhe zu verachten.
Die Dinge, die ich ändern wollt'
sind es, die mich zu dem machten
den ich ändern müsst und sollt.

Es ist nicht schön zu erleben
mit dem Leben aus der Hand -
unfähig, sich die Hand zu geben
so verrinnt im Glas der Sand,
während mein Gejammer
die Angst nährt, die dort oben thront.
In ihren Händen liegt der Hammer.
Sie lässt mich zweifeln, ob es lohnt.

Es ist nicht schön sich zu betäuben,
damit er schweigt, der Schmerz,
es ist nicht schön sich zu streuben,
wenn es spricht, das Herz.
Es ist nicht schön, so aufzufallen.
Trotzdem sage ich: Seht her!
Zu mir! Zu dir! Zu euch! Zu allen!
An alle, die kaum glauben mehr,

an alle, die sich dreh'n und wenden,
deren Glas scheint kaum gefüllt,
an alle, die aus Angst vor Enden
sind von Staub und Dreck umhüllt:
Es ist so schön davon zu träumen,
wir gäben uns die Kraft
um uns gegen das aufzubäumen,
was in Wahrheit alle schafft,

es ist so schön daran zu glauben,
dass es unsre Fesseln sprengt,
dass die Zeit, die wir uns rauben
sich noch vor das Ende drängt,
wenn wir gemeinsam uns erfreuen
diesem Leben unsren Sand
in die toten Augen einzustreuen -
an euch! Dann liegt's in unsrer Hand!.


© Sebastian Deya


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