100 Tage Lerche und Nachteule
Hommage an meine Irene

Eine Lerche zwitschert ihre fröhliche Kunde:
Morgendliche Stunde hat Gold im Munde.
Eine Nachteule brummt:“Was soll denn das.“
So früh aus dem Bett macht überhaupt keinen Spaß.

Ist egal, sagt die Lerche, ich gehe und wecke
Dich immer um acht, also weg mit der Decke.
Danach aufzustehen hat Eule sich redlich bemüht.
Mancher Nachfalter hat halt ein sonniges Gemüt.

Seitdem kennt man im Tierreich, ich darf es laut sagen,
kreiert telefonisch in einhundert Tagen,
eine neue Tierart als Eulenlerche registriert.
Und die ganze Fachwelt blickt völlig konsterniert.

Unsere Lerche tummelt sich gerne im Garten.
Bei der Nachteule kann Grünzeug ruhig mal warten,
denn nachts sind die schönsten Blumen ja grau.
Die Eule hockte lieber im Computerbau.

Unsere Nachteule mochte auch Konservenessen.
Das kann sie bei Frischkost unserer Lerche vergessen.
Obst und Gemüse sind doch gesund.
Und Fritten mit Mayo gibt man nicht mal dem Hund.

Unsere Lerche ist zierlich, die Eule hat Bauch.
Also weg mit dem Speck, schlanker geht es doch auch.
Natürlich , sagt Eule, es war immer mein Traum,
etwas schlanker zu sein, doch daran glaube ich kaum.

Unsere Nachteule träumt schon mal in den Tag,
was eine Lerche eher weniger mag.
Denn stimmt sie ein Lied einmal kräftig an,
wird Strophe für Strophe gesungen, bis alles getan.
Und schmerzen die Stimmbänder auch noch so sehr.
Sie trällert zu Ende, ja sie bittet doch sehr.

Frau Lerche verkleidet sich chic mit Biba-Moden.
Herr Nachteule trägt einfach nur Hemd und Hosen.
Doch ist er ganz stolz auf ihr apartes Gefieder,
schießt schnell ein Foto und freut sich dann wieder.
auch wenn Frau Lerche solche Fotos nicht mag.
Dann knipst er eben nur dreimal am Tag.

Und damit soll das Märchen aus dem Tierreich hier enden:
In hundert Tagen kann sich schon was verändern.

Wer zugehört, hat sicherlich schnell verstanden
wie auch wir Menschen uns manchmal wandeln.

In der „Großen Welt“ nach einer politischen Wahl,
da beginnt für die Mächtigen auch erst einmal
die Zeit sich zu finden, sich zusammen zu raufen,
um dann zu gestalten, ohne lange zu verschnaufen.

In der „Kleinen Welt“ müssen Frau und Mann sondieren,
sich beschnuppern, horchen, ein wenig sich zieren,
in ihr Privatleben Einblicke zu geben,
sich wechselseitig harmonisch beleben,
können in farbige Welten zu eintauchen,
wenn sie Flügel wie Lerche und Eule gebrauchen.

Damit uns das gelingt, will ich weiter es wagen,
mit starken Armen Dich auf Händen zu tragen,
wohin immer und wann immer Du es magst,
solange Du mir lieb leise zärtlich nur sagst,
ich sei Dein Wolle und Schmusebär.
..
Was will ein Mann im Leben denn mehr?

1.6.2010


© Wolfgang Karwatzki


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Beschreibung des Autors zu "100 Tage Lerche und Nachteule"

Ein Liebesgedicht an meine Irene, die ich im Alter von 60 Jahren kennengelernt habe.

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Kommentare zu "100 Tage Lerche und Nachteule"

Re: 100 Tage Lerche und Nachteule

Autor: Pedda   Datum: 21.01.2014 19:54 Uhr

Kommentar: Hallo Eule, ein wunderbares Liebesgedicht. Da scheint sich mal wieder zu bewahrheiten: Gegensätze ziehen sich an. Habe meine gewollte Schreibblockade überwunden. Gruß Pedda (das alte Schlachtross) und grüß mir auch deine geliebte Irene, die du uns durch deine Gedichte etwas näher bringst.

Re: 100 Tage Lerche und Nachteule

Autor: Alex Anders   Datum: 21.01.2014 20:42 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang,

eine Nachteule kann ja auch eine Motte sein, die um ihr Licht kreist, wie du um deine Irene. Toll umgesetzt!

Gruß, Alex

Ps: ein zu ist zuviel und was hältst du von der kleinen Abänderung:

Und damit soll das Märchen aus dem Tierreich hier enden:
In hundert Tagen kann sich schon Manches wenden.

Wer zugehört, hat sicherlich schnell verstanden
auch Menschen kommt Stetigkeit manchmal abhanden.

Re: 100 Tage Lerche und Nachteule

Autor: soistshalt   Datum: 29.03.2014 3:42 Uhr

Kommentar: Danke, dass ich mal wieder anhaltend schmunzeln konnte :-)

Re: 100 Tage Lerche und Nachteule

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 15.06.2015 1:10 Uhr

Kommentar: Gefällt mir noch immer.

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