Ausnahmslos alle Ideen und Theorien über die Welt in der Geschichte der Menschheit stammen von Homo sapiens. Dass paranoide Offenbarungspropheten die Idee eines ultimativen Gottes halluzinierten und bei der Verbreitung dieses Wahns nicht vorhersehbaren Erfolg hatten, das darf als GAU verstanden werden.
Aber so sicher wie das 'Amen in der Kirche' ist, dass der inzwischen mehr als zweitausend Jahre alte Gott (eine für Götter lächerliche Zeitspanne) inzwischen auf der Intensivstation liegt. Er wird vielleicht nicht überleben, geht möglicherweise zu Grunde an gesundem Menschenverstand und Skepsis. Unheil hat er in der Dauer seiner Existenz genügend angerichtet.
Man schaue auf die Geschichte der drei monotheistischen Religionen, die sich auf ihn festlegten. Nur dem mühsamen, nicht selten das Leben fordernden Kampf von Philosophen, Wissenschaftlern, Künstlern, Denkern ist es zu verdanken, dass Moral, Freiheit des Denkens, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung etc. zumindest in einem Teil der Welt reüssieren konnten.
Immer waren es hart erkämpfte Rechte. Immer waren die Vertreter der Kirchen hartnäckig bestrebt, den Status Quo zu erhalten. Jeder humanistische Fortschritt musste den auf Machterhalt verpflichteten Institutionen abgerungen werden, bis in die Gegenwart. Moral und Ethik gelangten nur mühsam in die Religionen hinein, wurden von ihnen nicht originär entwickelt oder gar hervorgebracht. Aber man beanspruchte stets in arroganter Manier die Urheberrechte.
Die Mittel im unsäglichen Streit und zerstörerischen Kampf waren über mehr als eineinhalb Jahrtausende Folter und Vernichtung. Nicht nur Individuen waren die Opfer, sondern auch nach unabhängig strebende Gläubige im eigenen Lager wie die Katharer. Sie wurden abgeschlachtet im Namen Gottes, genauso wie unschuldige Völker, deren Götter die 'falschen' waren.
Dabei startete das Christentum seine Karriere selbst auch als kleine Sekte, benötigte fast vier Jahrhunderte um römische Staatsreligion zu werden. Erst das geniale Rezept, 'ein Reich - ein Gott' brachte den ultimativen Durchbruch, überzeugte letztendlich auch römische Kaiser. Und sofort erfolgten erste Pogrome gegen anders Denkende. Die Fusion von Glauben und Macht jedoch bewährte sich wurde ein Synonym erfolgreicher Kopulation, welche sich als überaus zweckdienlich erwies. Ihre Frucht entwickelte sich in der Folge zum dunklen Schatten über unserer Geschichte zog ein lange Blutspur durch die Jahrhunderte.
Bleibt noch ein weiteres Missverständnis aufzuklären:
viele Menschen können bis heute nicht verstehen, dass die Evolution nie zielgerichtet verläuft. Homo sapiens war nicht zwingend zu erwarten, war nicht das Ziel der Evolution. Sie hätte gänzlich anders verlaufen können. Viele Zufälle, Weggabelungen, Unwägbarkeiten - oft hing der Fortbestand unserer Gattung über die langen Zeiträume hinweg am seidenen Faden.
Dass wir da sind, einfach existieren, es stärkt nur bei naiven Zeitgenossen die törichte Überzeugung, dass es genau so ablaufen musste. Für Wissenschaftler ist das längst kein kontroverses Thema mehr, genauso wenig wie der amerikanische Aberglaube an 'Intelligent Design'.
Mit der gleichen kritischen Methode darf man gut begründet auch die Evolution von Ideen und Religionen betrachten. Dass der Monotheismus nunmehr zwei Jahrtausende dominiert, es belegt rein gar nichts. Ein Zufallserfolg im evolutionären Geschehen. Belegt werden weder der Wahrheitsgehalt der behaupteten Inhalte, noch verweist er auf mögliche Entwicklungen religiösen Glaubens in der Zukunft. Es hätte durchaus auch Baal sein können, oder Zoroaster, oder Ra . . .
Alles bleibt unvorhersehbarem evolutionären Wandel unterworfen. Die Zukunft ist offen, entzieht sich unserer Vorstellungskraft, so wie Quantenphysik, Astrophysik, Molekularbiologie etc. -
Per Evolution wurden wir auf wundersame Weise zu einer Spezies mit einem beachtlichen Potenzial an Überlebensstrategien. Überleben war immer wichtiger als erkennen. Das könnte man getrost als infame Ironie begreifen, hätte man nur einen Adressaten, den man zur Verantwortung ziehen könnte. Leider Fehlanzeige. Auch das Projekt `Theodizee` ist längst Geschichte.
Erklärt sind einstweilen nur unsere intellektuellen Einschränkungen und Grenzen. Menschenschicksal. Es muss damit gelebt werden.
Ich persönlich habe mich damit abgefunden.
Kommentar:Danke Ella.Ich schrieb schon sehr holzschnittartig . Es ist mir bewusst.Ich sehe auch durchaus die zahlreichen guten gesellschaftlichen Wirkungen kirchlicher Einrichtungen. Wobei die Kirche als sozialer Träger ohne Kirchensteuer viel schlechter aussehen würde.Ein diskussionswürdiges Thema . . .
Mir geht es primär meist um die philosophischen Aspekte. um Glaube, Ethik,
Transzendenz.
Es erfordert aus meine Sicht keinen Mut, so zu schreiben . . . hier in Deutschland, wenn ich nicht gerade den Islam zu scharf angehe. Bedenklich.
lG
ulli
Kommentar:Lieber Ulli, gut geschrieben, interessante Überlegungen und, wie immer, gute Wortwahl. Trotz allem kam mir schon nach dem ersten Absatz der Gedanke:
Lies mal, wie Terry Pratchett die Götterwelt definiert. Da bin ich näher dran.
Gruß, Verdichter
Kommentar:Hi Verdichter,
danke für die Aufmerksamkeit.Ich bin schon auch tolerant, gönne jedem seine Weltsicht . . . so lange sie meine philosophisch anarchischen, atheistischen Gedanken nicht gefährdet.Viele haben ja überhaupt keine kohärente Vorstellung über das, was ist.Schade aber menschlich und verständlich. Ich habe ein halbes Jahrhundert gebraucht und es ist nie zu Ende bis zum Ende.
Anstrengend aber nie Langeweile. Jeden Tag Neues ... gefährlich sind Einfachdenker, Vereinfacher,Lösungsversprecher,Komplexitätsverweigerer,
Hierarchiesehnsüchtige . . . hihihi
War in jungen Jahren großer Science- Fiction Fan.Fantasy war es nie. Seltsam.
ciao und alles Gute
ulli
Das Jahr versprüht nun seine Melancholie,
was die Natur so plant, weiß man vorher nie,
die nächste Jahreszeit zeigt die ersten Krallen,
der Sommer hat dieses Jahr zeitweise geprahlt,
aber der [ ... ]
Die Sucher sind wieder unterwegs,
auf zu den Pilzen geradewegs.
Aufgrund ihrer Lebensweise,
auf sattem Waldboden vorzugsweise
sie im Dunkel üppig sprießen.
Ich sehe Menschen,
Die alles haben,
Was sie brauchen.
Szenen,
Wo Menschen glücklich sind.
Ich brauche dieses Produkt.
Dann bin ich glücklich,
Wie all diese Menschen.
Denn Glück kann man [ ... ]
In stiller Nacht, wo Gedanken verweilen,
trägt das Leben uns durch sanfte Zeilen.
Es schenkt uns Rätsel, tief in sich versteckt,
und manchmal bleibt, was kommt, unentdeckt.
Wenn Trauer auf der Seele lastet
und Zuversicht den Weg ertastet,
um dunk'ler Trübsal zu entrinnen
und dich auf Neues zu besinnen,
dann öffnet sich vielleicht ein Tor,
um einzustimmen in den [ ... ]