Das Märchen vom vergesslichen Eichhörnchen Rotpelz


Rotpelz war ein Eichhörnchen-Junge und er lebte und wohnte im Steigerwald. Er hatte keine Eltern und auch keine Geschwister. Rotpelz lebte allein, dafür hatte er echte Freunde. Seine Freunde waren der Kolkrabe Schwarzrock, die Elster Kunigunde und den Uhu, genannt „ Onkel Uhu.“ Alle Tiere des Waldes nannten ihn so. Der Uhu gab allen Tieren gute Ratschläge, und half ihnen auch in jeder Notsituation.
Rotpelz war immer hilfsbereit und gutgelaunt, und deshalb auch bei
vielen Waldtieren beliebt. Nun begab sich Folgendes:
Der Spätherbst war mit Kälte angebrochen, und an manchen Tagen
fielen vereinzelt Schneeflocken.
Das Eichhörnchen hatte großen Hunger, und es suchte die versteckten Futterplätze auf. Jedoch es konnte keine einzige Nuss finden. Rotpelz hatte Nüsse am Bach versteckt, unter den alten Eichen, in der kaputten Feldscheune, und auch an anderen Plätzen. Onkel Paul wunderte sich, als er beim Öffnen des Briefkastens drei Nüsse fand. Auf Omas Strickzeug, dass sie auf dem Balkon stehen gelassen hatte, lagen fünf Walnüsse.
Rotpelz war vergesslich und niedergeschlagen, denn er fand seine Futter-verstecke nicht mehr. Vielleicht lag es auch dran, dass der Eichkater zwischen dem Verstecken der Nüsse immer große Pausen gemacht hatte. In den Pausen dazwischen schaukelte er in den Zweigen, oder er sprang ausgelassen von Baum zu Baum. Vielleicht hatte auch Sonja, die Wildschwein - Mutter, mit ihren Kindern die Futterplätze geplündert?
Das Eichhörnchen dachte, ich werde mal in die Stadt gehen und
aus den Futterhäuschen der Menschen meine Nahrung holen. In der Stadt angekommen, fand es in keinem Futterhäuschen Nahrung.
Die Menschen hatten einfach die hungernden Tiere vergessen.
Mühsam schleppte sich Rotpelz zurück in den Steigerwald. Dort angekommen, legte er sich unter eine Fichte. Diese hatte ihre Zweige bis auf den Waldboden ausgestreckt. Es war ein warmes und sicheres Versteck.
Als der Kolkrabe Schwarzrock seinen Kontrollflug durch den Steigerwald machte, entdeckte er Rotpelz. Der Rabe flog flugs danach zu Onkel Uhu,
und berichtete über die missliche Lage des Eichkaters.
Onkel Uhu sagte zum Raben: „ Da müssen wir Rotpelz aber gleich helfen,
damit er uns nicht noch erfriert:“
Der Uhu klemmte unter seinen rechten Flügel eine Zeltplane, und sie flogen los.
Unterwegs trafen sie auf den Graureiher Felix, der seine Hilfe zusagte. Onkel Uhu sagte: „ Lasst uns nicht lange herum schwafeln, sondern zügig weiter fliegen.“
Sie kamen an die Stelle, an der Rotpelz lag. Das Eichhörnchen lag zusammen gekauert und es rührte sich nicht. Felix meinte: „ Rotpelz ist bestimmt schon tot.“ Darauf meinte der Uhu: „ Wer wird denn gleich seine Flinte ins Korn werfen!“
Sie packten Rotpelz auf die Plane. Schwarzrock nahm eine Strebe in seinen Schnabel und Felix die Andere, und ab ging die Post.
Onkel Uhu war voraus geflogen, und er hatte alles für den tief kranken Eichkater vorbereitet.
Der Uhu hatte seine Wohnung hoch oben in einer Traubeneiche. Die Wohnung besaß eine Veranda, eine Küche, ein Wohnzimmer sowie ein
Schlafzimmer. Im Sommer schlief Onkel Uhu immer auf der Veranda.
Das Krankenbett hatte der Uhu mit einer großen Schicht Lindenlaub versehen, und auf das Laub hatte er trockenes Moos gelegt. Für die Waldtiere war solch ein Bett, ein wahres „ Himmelbett.“
Die beiden Vögel, Schwarzrock und Felix, legten das Eichhörnchen Rotpelz auf das zurecht gemachte Bett. Der Uhu holte eine dickbauchige Schnapsflasche vom Küchenschrank. In dieser Flasche war 40% Zwetschgenschnaps.. Er verabreichte dem Eichkater einige Gläser davon. O welch eine Freude, Rotpelz wurde wach und er rührte sich! Der Schnaps, auch Sliwowitz genannt, ist ein wahres Lebens- Elixier. Der kranke Rotpelz wurde nun von vielen Waldtieren liebevoll gepflegt.
Die Elster Kunigunde kochte täglich frischen Fliedertee. Felix richtete täglich
das Krankenbett und Schwarzrock brachte täglich Nüsse mit.
Die Zeit verging schnell, und über Nacht war der Frühling auch im Steigerwald eingekehrt. Es blühten die Schneeglöckchen, und ab und zu war auch ein schüchternes Veilchen zu sehen.
Die Weiden am Fluss hatten ihr lindgrünes Kleid angelegt.
Die Hasen spielten ausgelassen auf dem Feld, und die Rehe sahen ihnen zu.
Es begann für Tier und Mensch, die schönste Zeit des Jahres.
Der König des Waldes, der Braunbär, hatte zum Frühlingsfest eingeladen.
Das Frühlingsfest ist immer am 13. April. An diesem Tag findet immer
ein lustiges Treiben, der Waldtiere statt.
Es wird getanzt, gesungen, getrunken und gespeist.
Mitten in diesem Treiben bat der Fuchs Reinecke um Gehör. Er war nämlich der Sekretär des Bären. Er zeichnete die Retter mit der Ehrenplakette der Waldtiere aus. Auf der Plakette stand: „ Helft immer den kranken und schwachen Tieren des Waldes.“
Rotpelz war gesund, man sah ihn jetzt fröhlich von Baum zu Baum springen.



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© Jürgen


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