Nach dem Lesen eines Gedichts von Erich Fried
(Gespräch über Bäume)
Von unserem alten Mirabellenbaum
ist ein großer Ast abgebrochen.
Es hingen wohl zu viele Früchte daran.
In Ostafrika herrscht Dürre.
Unser Hausflur muss neu gestrichen werden.
Er ist zu dunkel und wirkt unfreundlich.
In Ostafrika wohnen die Flüchtlinge in Zelten.
Wir wollen ein Gartenfest feiern.
Welche Getränke muss ich kaufen?
In Ostafrika ist das Trinkwasser verschmutzt.
Was wollen wir essen auf unserem Fest?
Wer kann einen Kuchen backen?
In Ostafrika hungern die Menschen.
Mein Kind macht mir große Sorgen.
Ich weiß nicht, ob es das Gymnasium schafft.
In Ostafrika sterben zuerst die Kinder.
Was soll das?
Wir sind nicht in Ostafrika.
Man muss nicht immer an das Elend denken.
Nein, nicht immer.
Doch wir leben alle in einer Welt.
Auch in diesen Zeiten
liebe ich es
über Bäume zu sprechen
über den Frieden, den sie uns zeigen
ohne das Unrecht zu verschweigen
und die vielen Verbrechen.
Erich Fried hat das Leben bei uns dem Krieg in Vietnam gegenübergestellt und mich dazu angeregt, unser Leben mit der momentanen Situation in Ostafrika zu vergleichen. Auch er hat sich auf ein anderes Gedicht bezogen (B. Brecht, An die Nachgeborenen). In meiner letzten Strophe gehe ich auch ein wenig auf dieses Brecht-Gedicht ein.
Beschwingtheit überkommt mich
beim Blick in ferne Landschaften.
Ich wappne mich gegen böse Blicke
und verletzende Worte.
Ich versuche mich vor Verhöhnungen
und [ ... ]
Es war ein ganz bestimmter Ton:
Stimmt man uns da auf etwas ein …?!
Der VERTEIDIGUNGS-Minister sprach davon,
wir müssten wieder KRIEGSfähig sein!
Mich traf es wie ein harter Schlag:
Rhetorik [ ... ]
Komm einfach her
Und lass uns
Bäume umarmen!
Und reden.
Oder schweigen.
Lass uns
Bäume umarmen
Und fühlen,
Wie die Welt vielleicht
Für den Bruchteil einer Zeit
Schön [ ... ]
Ich weiß nicht, ob diese Worte irgendjemand liest,
Ob sie irgendjemand hört oder sieht.
Aber sie liegen mir auf dem Herzen
Und deswegen diese Nachricht an die Welt [ ... ]