Das Wasser kann man nicht hören aber es fließt den Kanal runter. Die Beleuchtung lässt viel Platz für die Dunkelheit. Hunde bellen. Rote Lichter weit entfernt, sind wie überall auch hier Signale und der Wind wird eisig. Zeichen die ich nicht kenne tun sich wichtig hervor. Aber niemand ist hier um sich an die Anweisungen zu halten. Ich ignoriere sie gekonnt. Ein Schiff liegt vor Anker. Gut festgemacht, gut eingeparkt. Fernweh packt mich. Gardinen an den Fenstern, Kochplatten, leises Licht und die Heizung läuft. Aus Fernweh wird Heimweh. Die Blätter sind bereits gefallen, die Bäume sehen wie Gespenster aus. In der Ferne ist ein Zug zu hören. Wieder Fernweh. Oder Heimweh? Wo gehöre ich hin? Ich laufe unter den letzten Laternen in die schwarze Nacht. Ich kann mich atmen hören, im Takt der Schritte. Linkes Bein, ein, rechtes Bein, aus. Kein Ziel vor Augen und doch muss ich irgendwann zu dir zurück. Mir wird kalt. Nur der Gedanke daran lässt die Kälte in mir aufsteigen. Mein Schatten hat mich jetzt verlassen. Ich bin allein. Der Zug ist nur noch Erinnerung wie mein Gefühl für dich. Zeit zum Nachdenken. Wasser und Dunkelheit lassen mich melancholisch werden, dafür ist dieser Ort um diese Zeit ideal. Hier hin flüchten? Gerne. Hier leben?
Alles ist jetzt schwarz. Ich kann nichts mehr sehen, verlasse mich auf mich. Meine Gedanken können nicht fliegen, sie nehmen mich ein, lassen es eng werden in meinem Kopf. Das Wasser im Kanal sieht aus wie Sirup. Grausige Vorstellung darin jetzt zu ertrinken. Ich drehe um und bewege mich wieder Richtung Licht. Ich hoffe mein Schatten findet wieder zu mir. Wir gehören auf jeden Fall zusammen.


© R.Schulz/2014


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Kommentare zu "Im Dunkel"

Re: Im Dunkel

Autor: Uwe   Datum: 24.11.2014 0:49 Uhr

Kommentar: Guter Text! Schon solch Beispiel: "Die Beleuchtung lässt viel Platz für die Dunkelheit."

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