Die Desiderata, auch als Lebensregel von Baltimore bezeichnet, ist ein berühmter Text zum Thema „So führst du ein glückliches Leben“.
Es wurde 1927 von Max Ehrmann (1872–1945), einem deutschstämmigen Rechtsanwalt aus Terre Haute, USA, verfasst. Eine verbreitete moderne Sage behauptet, es stamme aus der Old St. Paul’s-Kirche, Baltimore 1692. (Wikipedia)
Diese Version ist neu übertsetzt von Heiko Haller.
Desiderata
Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast
und denke an den Frieden der Stille.
So weit als möglich, ohne dich aufzugeben,
sei auf gutem Fuß mit jedermann.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus,
und höre andere an,
auch wenn sie langweilig und unwissend sind,
denn auch sie haben an ihrem Schicksal zu tragen.
Meide die Lauten und Streitsüchtigen.
Sie verwirren den Geist.
Vergleichst du dich mit anderen,
kannst du hochmütig oder verbittert werden,
denn immer wird es Menschen geben,
die bedeutender oder schwächer sind als du.
Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen.
Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sein mag;
er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.
Sei vorsichtig bei deinen Geschäften,
denn die Welt ist voller Betrügerei.
Aber lass deswegen das Gute nicht aus den Augen,
denn Tugend ist auch vorhanden:
Viele streben nach Idealen,
und Helden gibt es überall im Leben.
Sei du selbst.
Täusche vor allem keine falschen Gefühle vor.
Sei auch nicht zynisch, wenn es um Liebe geht,
denn trotz aller Öde und Enttäuschung verdorrt sie nicht,
sondern wächst weiter wie Gras.
Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters,
und verzichte mit Anmut auf die Dinge der Jugend.
Stärke die Kräfte deines Geistes,
um dich bei plötzlichem Unglück dadurch zu schützen.
Quäle dich nicht mit Wahnbildern.
Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei aller angemessenen Disziplin,
sei freundlich zu dir selbst.
Genau wie die Bäume und Sterne,
so bist auch du ein Kind des Universums.
Du hast ein Recht auf deine Existenz.
Und ob du es verstehst oder nicht,
entfaltet sich die Welt so wie sie soll.
Bleibe also in Frieden mit Gott,
was immer er für dich bedeutet,
und was immer deine Sehnsüchte und Mühen
in der lärmenden Verworrenheit des Lebens seien –
bewahre den Frieden in deiner Seele.
Bei allen Täuschungen, Plackereien und zerronnenen Träumen
ist es dennoch eine schöne Welt.
Diese weise Schrift bekam ich als Fotokopie vor über 20 Jahren geschenkt - sozusagen "mit auf den Weg".
Noch heute haben diese Worte ihren tiefen Eindruck nicht verloren, den sie schon damals auf mich ausübten. Seltsam ist allerdings, dass sich mein Blickwinkel mit dem Älterwerden verändert hat und ich nun zu denen gehöre, deren "Ratschlag gehört werden sollte" ... hüstel ... - der Ratschlag des Alters. Zur Jugend zähle ich mich jedenfalls nicht mehr ... ;).
Kommentar:Aber nur rein rechnerisch, meine Liebe! Wenn ich da an so Texte wie das Fedicht mit dem von Dir fliegenden Schuh denke...wie hieß es noch? Freie Bahn - oder so? Einfach göttlich und absolut "Vergraungsfrei", würde ich mal sagen. Da war ja auch die Sprache von "Anmut". Darauf wohl kommt es an...
Dein Text hat mir sehr gefallen. Ich kannte ihn schon, aber Du hast ihn wieder aus der Versnkung geholt. Und jetzt habe ich ihn auch schriftlich.
"Desiderata", "Die Erwünschte", also wohl die Lebenseinstellung, die Vorbildfunktion haben kann.
Absolut!
Danke, Cori!
noé
Kommentar:Oh! Vielen Dank, Noé! Wie schmeichelhaft!
Du hast recht - mein "Äußeres" entfernt sich nämlich langsam aber sicher immer weiter von meinem "Inneren" ... da fühle und denke ich auf jeden Fall jugendlicher, als ich aussehe ;)
Mit diesem "Phänomen" stehe ich sicher nicht alleine da.
Das Gedicht, das du meinst, heißt "Sturmfrei" (dat wo mal ohne Kinners ...).
Die "Desiderata" ist wirklich schön. Irgendwie fiel sie mir ein und ich suchte die alte Fotokopie - fand sie jedoch nicht. Also im Netz geschaut und gefunden! Hab' mich darüber total gefreut. Diese Version ist der, die ich habe (irgendwo ...) am ähnlichsten.
Kommentar:Losgefahren im kalten, strömenden (!) Regen heute Morgen (mittlere Wischergeschwindigkeit), gerade zurückgekommen in einer sich senkenden Dämmerung nach einem warmen, trockenen Tag...
noé
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Es war ein ganz bestimmter Ton:
Stimmt man uns da auf etwas ein …?!
Der VERTEIDIGUNGS-Minister sprach davon,
wir müssten wieder KRIEGSfähig sein!
Mich traf es wie ein harter Schlag:
Rhetorik [ ... ]
Beschwingtheit überkommt mich
beim Blick in ferne Landschaften.
Ich wappne mich gegen böse Blicke
und verletzende Worte.
Ich versuche mich vor Verhöhnungen
und [ ... ]
Ich weiß nicht, ob diese Worte irgendjemand liest,
Ob sie irgendjemand hört oder sieht.
Aber sie liegen mir auf dem Herzen
Und deswegen diese Nachricht an die Welt [ ... ]