Was Dante an der Pforte des Infernum geschrieben seyn läßt, dieß ist in einem andern Sinn auch vor den Eingang zur Philosophie zu schreiben: „Laßt alle Hoffnung fahren, die ihr eingeht“. Wer wahrhaft philosophiren will, muß aller Hoffnung, alles Verlangens, aller Sehnsucht los seyn, er muß nichts wollen, nichts wissen, sich ganz bloß und arm fühlen, alles dahingeben, um alles zu gewinnen. Schwer ist dieser Schritt, schwer, gleichsam noch vom letzten Ufer zu scheiden. Dieß sehen wir daraus, daß so wenige von jeher dieß im Stand waren.


© Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling


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Beschreibung des Autors zu "Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie"

Quelle:
Über die Natur der Philosophie als Wissenschaft (Erlanger Vorträge)

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Kommentare zu "Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie"

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: grauschimmel   Datum: 25.02.2014 15:00 Uhr

Kommentar: Es ist schön, dass du sowas hier reingegeben hast. Ja, ich glaube, wer aufhört zu hoffen, ist auf dem Weg wirklich frei zu sein. Vielleicht weil Hoffen passiv ist und Wünsche, auf deren Gestaltung wir einwirken können, uns aktiv weiter bringen können. Mit dem zweiten Teil des Satzes bin ich wohl zu weit gegangen, geht über das Zitat hinaus. Deine Meinung würde mich interessieren.
Tschüß

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: ulli nass   Datum: 25.02.2014 15:28 Uhr

Kommentar: hi michael,
schelling ist einer von vielen - eigentlich kann sich jeder einen aussuchen.
ich bevorzuge die philosophen der skepsis.guter vertreter ist
o.marquard - und die neurpphilosphen . . .
ulli

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: Michael Wollmann   Datum: 25.02.2014 19:46 Uhr

Kommentar: Hallo Grauschimmel,

vielen Dank für deinen Kommentar! Ich habe vor Jahren einmal den Satz notiert "Hoffnung kann nur der hegen, der auch aktiv etwas für sie tut." (übrigens lässt sich dieser Satz auch in meinem ersten Aphorismenband "Zersplitterte Gewissheiten" aus dem Jahr 2009 wiederfinden). Ich denke, dass dieser Aphorismus ziemlich genau das wiederspiegelt, was du in deinem Kommentar angeführt hast. Übrigens bin ich über den wertvollen Begriff der "Hoffnungsfreiheit" (der etwas Wichtiges zum Ausdruck bringt, was mit "Hoffnungslosigkeit" nicht gleichgesetzt werden darf) erstmalig durch Wilfried Kähler aufmerksam geworden, der in seinen Werken immer wieder für ein hoffnungsfreies Weltbild plädiert, er schreibt u. a. in "Im Abgrund des Nichts" (2. Aufl., [2003], S. 73): "Hoffnungsfreiheit, wie ich sie meine, ist das Vermögen, sich weitgehend von permanenten Illusionen infolge blinder Hoffnung freizuhalten: Ihr Vorzug ist geistige Ungebundenheit.", allerdings weiß er auch: "Ingesamt bin ich mir durchaus bewußt, daß das Postulat von Hoffnungsfreiheit im Denken nicht mehr als nur eine immerhin fruchtbare Herausforderung sein kann.", denn "Zu Ende gedacht [...] ist Hoffnungsfreiheit als Absolutum, ebenso wie Gelassenheit: diese Intensitätsverneinung -, kein wirklich erstrebenswerter Zustand."

Beste Grüße,
M. Wollmann

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: Michael Wollmann   Datum: 25.02.2014 19:50 Uhr

Kommentar: Hallo Ulli,

ich weiß sowohl die Skeptiker, als auch Odo Marquard zu schätzen, vor einiger Zeit habe ich von ihm z. B. die Essaysammlung "Abschied vom Prinzipiellen" gelesen. Von Neurophilosophen halte ich allerdings nicht allzu viel.

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: ulli nass   Datum: 25.02.2014 21:32 Uhr

Kommentar: hi Micha,
ein Freund von mir hat bei Odo Marquard studiert.Ich liebe Marquards einmaligen Humor und habe viel von ihm gelesen. Ich glaube er lebt noch.(mein Favorit sein "Zukunft braucht Herkunft" . . .) Das Konfliktfeld Neuro-Philosophie/ Philosophie ist einer meiner Lieblingsthemen. Lese gerade von S. Blackmore "Gespräche über Bewußtsein". Philosophie ist für mich immer gut, wenn sie den aktuellen Erkenntnisstand versucht zu integrieren. Für mich geht das
nicht ohne Quantentheorie,Evolution,Systembiologie,Neurobiologie etc.
Die Erkenntnisse moderner Wissenschaft sind meist kontra-intuitiv - das finde ich spannend . . . ohne Wissen über das System(Gehirn), das uns philosophieren ermöglicht, kann ich mir Philosophie kaum vorstellen. Ich hoffe,dass sich die unterschiedlichen Disziplinen
einander annähern - und nun Schluss - das Thema ist zu groß
für diese Plattform . ..
liebe Grüße
ulli nass

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: grauschimmel   Datum: 26.02.2014 12:24 Uhr

Kommentar: Sei gegrüßt Michael,
war gerade im Denken erstarrt. Nun hat mir deine Antwort neues auferlegt. Geht Gelassenheit, Hoffnungsfreiheit überhaupt -praktisch- als Absolutum? Muß denken... Sieh bitte in 2 bis 3 Stunden noch mal hier rein. Ich habe vor ein paar Stunden "Einstimmig" hier aufgeschrieben. Sag mal was dazu, bitte.
Bis bald

Re: Über die Hoffnungsfreiheit der Philosophie

Autor: Michael Wollmann   Datum: 26.02.2014 19:31 Uhr

Kommentar: Hallo Grauschimmel,

wozu soll ich etwas sagen, zu deinem Text "Einstimmig", oder der Hoffnungsfreiheit-Thematik?

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