Liebe. Die Liebe ist eine Krankheit, die sich von Kopf bis Fuß durch den menschlichen Körper frisst.

Angefangen mit dem Kopf. Man kommt in eine Ekstase des Nicht-Denkens. Müde und Lustlos streift man durch die Gegend. Im inneren des Schädels breitet sich eine riesengroße Masse an Watte aus. Das Gehirn wird zusammengepresst und deshalb wird die Weiterleitung von Informationen zu einem Problem, weil sie nur sehr langsam und teilweise sogar gar nicht ankommen. Das Nervensystem empfängt die Impulse ebenfalls verspätet, deshalb kommt es am Morgen vor, dass man den Kaffee aus den Händen gleiten lässt, über die eigenen Beine stolpert oder über auf dem Boden liegende, zu spät registrierte, Latschen fliegt.

Da das Gehirn zu langsam Signale und Bilder aufnimmt, kommen die Emotionen auch zum falschen Zeitpunkt an. Man ist sozusagen „Dauer-High“.

Eine äußere Eigenschaft, die man beobachten kann, ist insbesondere der debile Gesichtsausdruck. Ein starrer, emotionsloser Blick. Die Augen sind gezwungen den anvisierten Punkt zu wechseln, nur weil das Zwinkern ein unwillkürlicher Reflex ist.

Der Virus greift natürlich auch andere Organe an. Zum Beispiel die Eingeweide. Von unten nach oben werden die Gedärme blitzartig vom Strom durchlaufen. Schlimmstenfalls kommt ein Kotzgefühl auf. Aus diesem Grund ist die Person, die verantwortlich ist für diese Erdbeben im Körper, eigentlich hassenswert. Und es bildet sich ein Teufelskreis, der dazu führt, dass man beim Denken an diejenige Person als erstes von diesen Wellen durchströmt wird, danach einen die Übelkeit packt und anschließend der Hass aufkommt, der wieder an diese Person erinnert und so weiter.

Die oberen und unteren Extremitäten fühlen sich an wie gefüllte Schweinedärme, die schlecht verarbeitet wurden. Die Arbeit hat darin versagt, dass die Därme nicht richtig, fest gestopft worden sind. Daraus resultiert, dass die Würste weich und schlaff sind. Vergleichbar mit den Gliedmaßen.

Ab und zu führt die Krankheit sogar zu Gehbehinderungen, weil „die Knie weich werden“, nur weil man die verachtenswerte Person sieht oder an sie denkt. So ein Hormoncocktail ist eben nicht gesund. Im schlimmsten Fall bleibt einem die Luft weg und man fällt in Ohnmacht. Vorteilhaft wäre dabei sich den Kopf hart aufzuschlagen, um nie wieder aufwachen zu müssen und die Scham, nach dem wieder zu sich kommen, bleibt einem erspart. Außerdem ist man endlich von dieser Krankheit und den schrecklichen Leiden erlöst.

Gut zu beobachten wäre noch das Erröten. Wenn plötzlich der Vulkan im inneren ausbricht und die Glut hochschießt (siehe hier das Blut: Blutgefäße erweitern sich und es führt zu einer stärkeren Durchblutung) und die Pickel und Akne, der Pubertären, ein besonders kräftiges weinrot annehmen. Für die Jugendlichen in dieser natürlichen Lebensphase ist es eine schwere psychische Last und ein prägender Abschnitt des Lebens, falls sie ihn durch den ausgebrochenen Virus „Liebe“ überleben.

Und die Gesellschaft und Umgebung macht es einem auch nicht einfacher. Während man sich mit der Krankheit herumschlägt, muss man trotz allem dem gewohnten, alltäglichen Leben nachgehen. Man geht zur Schule und zur Arbeit, muss Besuche bei den Verwandten oder Freunden abstatten und vielleicht auch mal sportliche oder unterhaltsame Aktivitäten vornehmen. Selbst, wenn man das ganze nicht für nötig halten sollte, muss man für den Einkauf von Lebensmittel das Haus verlassen und da kommt es auch häufig vor, dass man auf irgendwelche Bekannte trifft ( Es sei denn man kauft drei Städte weiter ein). Folglich, man kann generell nicht für immer alleine sein und die Krankheit kann nicht vor jedem verborgen bleiben. Denn plötzlich wissen alle darüber bescheid. Eigentlich interessiert es die meisten Leute in der Umgebung wenig, aber die vom Virus befallene, „verliebte“ Person nimmt es anders wahr. Sie schiebt Paranoia.

Unglaublich, aber wahr wie viele geistige und körperliche Schäden auf einmal aufschwimmen. Die Ernsthaftigkeit dieser Krankheit hat man noch nicht erkannt. Diese ist noch nicht mal im Verzeichnis der Krankheiten aufgenommen worden. Ein Gegen- oder Schutzmittel existiert auch noch nicht. Es sei denn man stäche sich die Augen aus, stecke sich Ohropax in die Ohren und vermeide Berührungen mit Mitmenschen. Denn, wenn man diese drei Sinne nicht besitzt, ist die Gefahr geringer, dass die Liebe ausbricht.


© A.T.


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Kommentare zu "Die Liebe: Das offensichtliche Ignorieren des Wesentlichen"

Re: Die Liebe: Das offensichtliche Ignorieren des Wesentlichen

Autor: Whereareyoumrgray   Datum: 27.01.2014 21:50 Uhr

Kommentar: Danke!

Ich habe die Liebe mal unter die medizinische Lupe genommen. Da kommen so einige Probleme auf. Haha.

Re: Die Liebe: Das offensichtliche Ignorieren des Wesentlichen

Autor: noé   Datum: 27.01.2014 22:07 Uhr

Kommentar: Ja, es scheint sich dabei um eine eher lästige eingeschleppte Form mit negativem Verlauf zu handeln. In der Fachwelt bisher besser erforscht ist die "amourosa euphorbia" genannte Art, in der es zu Hyperventilation kommt, besonders in der Nähe des Wunschobjektes, was zu Halluzinationen führen kann dergestalt, das Wunschobjekt im Laufe des Tages an verschiedenen Orten gleichzeitig zu sehen, das das Appetitzentrum auf Null herunterfährt und das sich durch einen verdächtigen Fieberglanz der Augen verrät wie auch das Trällern oder Pfeifen sinnloser Notenfolgen.
Eine effektiv wirkende Medikation ist bisher nicht bekannt, wenn man davon absieht, das erkrankte und das Wunschobjekt gemeinsam in einen als Ehe bezeichneten Käfig zu stecken, wodurch über kurz oder lang eine Immunisierung beobachtet werden konnte.
Hochachtungsvoll
Prof. noé

Re: Die Liebe: Das offensichtliche Ignorieren des Wesentlichen

Autor: Whereareyoumrgray   Datum: 27.01.2014 22:33 Uhr

Kommentar: Hervorragend!!!

Diese wichtigen Informationen füge ich der Akte hinzu.
Vielen Dank Prof. Noé

Re: Die Liebe: Das offensichtliche Ignorieren des Wesentlichen

Autor: noé   Datum: 27.01.2014 22:38 Uhr

Kommentar: Werte Kollega,
wir danken für die freundliche Überlassung der Forschungsunterlagen und reichen sie hiermit abschließend an Sie zurück.
Mit kollegialen Grüßen
Prof. noé

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