''Autorentod'' - DIE LETZTE LESUNG DER TOP 2!!!!

Man konnte eine Stecknadel fallen hören. Auf dem Alexanderplatz in Berlin im Freien standen tausende von Menschen und starrten auf eine riesige Leinwand an einem Gebäude. Noch war nichts zu sehen, aber gleich würden die beiden Finalisten von "Autorentod" Pia Koch-Studiger und Rose ihre letzten beiden Texte für das große Finale live über eine Schaltung aus einem Studio für die Zuschauer im Freien präsentieren. Im Studio herrschte Hochbetrieb. Zum ersten Mal saßen sich die beiden Autorinnen im Studio gegenüber und hörten einander zu, während die Andere ihr Werk live nach draußen präsentierte. So konnte man schon abschätzen, ob man eine Chance hatte oder eher nicht. Wie in jeder Woche zuvor entschieden 2 Quests zu 50%, wer am Ende als Siegerin aus dem Projekt "Autorentod" rausgehen würde. Doch die anderen 50% hatten die Zuschauer und Leser in der Hand. Abstimmen war noch nie so leicht. Innerhalb der nächsten 4 Tage konnte man ganz einfach eine Privatnachricht an den Erfinder von "Autorentod" schicken und seiner Favoritin eine Stimme geben. Am Ende wurden dann alle Stimmen gezählt und das Ergebnis gab es dann am 22.Februar 2015. Wieder live. Und wieder per Fernschalte. Rose und Pia waren bereit. Sie konnten ihren Text von einem Monitor ablesen, sodass man kein Blatt in ihrer Hand sah. Das Make-Up saß, die Haare waren zurecht gemacht worden und die letzten Fragen waren beantwortet. Die Liveschalte konnte also beginnen. Und nur wenige Sekunden später sah man Rose und Pia auf der riesigen Leinwand am Alexanderplatz. Die Menge jubelte ihnen zu und die beiden Autorinnen winkten in die Kamera nach draußen. Als sich der gefüllte Platz wieder beruhigte, begann Rose mit ihrem Gedicht, das sie für das Finale und ihre Fans geschrieben hatte. Wie würde es wohl ankommen?

(Rose)

Mir kam da so ein schöner Gedanke,
dachte ich sage hiermit mal Danke,
an all die, die an mich glauben,
seht Dankbarkeit in meinen Augen.

Ich dacht ich schreib euch mal etwas verrücktes,
etwas was vielleicht mal nicht ganz geglückt ist.
Ein Gedicht mit Mut zum irren,
es soll euch ein wenig verwirren .

Wörter sprudeln aus der Quelle.
Was ich mir darunter vorstelle?
einzelne Buchstaben die sich Formen,
ergeben zusammen ganz andere Normen.


Abgehakt klingt dennoch gar nicht gut,
so verlässt mich sehr schnell der Mut,
versuche nicht zu reimen und zu dichten,
doch der Rhythmus lässt sich einfach nicht vernichten.

Trotzdem, dieses Gedicht ist nur für euch,
extra zwischen dem ganzen alltags Zeuch:
Die Moral des verrückten Gedichts,
nach Normen schreiben ist leider nichts.

Wow war das ein Getöse, als Rose sich beim Publikum draußen bedankte. Der gesamte Platz rieß die Hände in die Höhe und klatschte endlos lang. Man konnte die Sympathie für Rose einfach in der Menge spüren. Sie hatte Chancen und zwar ganz große. Jetzt musste sie noch einmal alle Fans mobilisieren und dann würde das schon was werden. Die Leser waren auf ihrer Seite. Doch auch für Pia war die Sympathie groß und die Fans ebenso zahlreich. Als sie in die Bildmitte rückte, gab es wieder tosenden Applaus. Das war ja auch selbstredend. Pia hatte kein Gedicht für das Finale geschrieben. Sie hatte sich an einer weiteren Kurzgeschichte probiert. Würde die extra Mühe eine Geschichte zu schreiben sich am Ende für sie auszahlen? Würde die ewige Favoritin des Wettbewerbs am Ende auch den Sieg einstreichen? Niemand konnte es wissen. Und mit Spannung lauschte man ihren ersten Worten.

(Pia Koch-Studiger)

Fasnachtsbekanntschaft

Er sitzt am Tresen vor einem Glas Bier. Neben ihm hockt sein Bruder. Rings um sie herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Es ist Fasnacht. In diesem Lärm kann man sein eigenes Wort kaum verstehen. Ein Gespräch mit dem Bruder ist unmöglich.
Er ist unruhig. Immer wieder wandert sein Blick zur Tür und auf die Uhr. Er ist bereits seit einer Dreiviertelstunde hier. Und von seiner Frau immer noch keine Spur.
Am Abend waren sie alle schon bereit, um sich miteinander ins Fasnachtsgetümmel zu stürzen. Nun ja, nicht verkleidet. Er und sein Bruder gehören zu den Geniessern. Als Zuschauer wollten sie das Kommen und Gehen der Masken beobachten. Aber dann, bereits unter der Türe, kehrten ihre Frauen um, weil sie ihre kleinen Kinder noch in den Schlaf wiegen wollten. Als ob die Grossmutter dies nicht könnte! Und die Männer sollten schon mal vorgehen.
Sein Bruder ist da viel entspannter als er. Der schäkert mit den Masken. Er lässt sich abküssen und hält auch schon mal eine Kostümierte im Arm.
Jetzt bedrängt ihn eine Geisha. Er versteht nicht, was sie sagt. Die Maske dämpft ihre Stimme und verzerrt sie. Da deutet sie unmissverständlich auf sein Getränk. Sie möchte, dass er ihr einen Drink bezahlt. Er warte hier auf seine Frau, wehrt er ab. Doch die Geisha lässt sich nicht beirren. Sie rückt näher an ihn ran und deutet wieder auf sein Glas. Hilfesuchend wendet er sich zu seinem Bruder. Doch der hat nur Augen für ein Schulmädchen mit keck aufstehenden Zöpfen à la Pippi Langstrumpf. Inzwischen hat ihn die Geisha umrundet und schmiegt sich von der anderen Seite an ihn. Die ist dermassen aufdringlich, dass es unangenehm ist. Ihm reicht es. Er bezahlt sein Bier und informiert seinen Bruder, dass er jetzt zu Hause nachsehen wolle, wo die Frauen bleiben.
Entschlossen erhebt er sich und steuert dem Ausgang zu. Die Geisha folgt ihm. Die wird dann schon umkehren, denkt er sich. Aber plötzlich hakt sie unter. Er versucht, ihr seinen Arm zu entwinden. Aber sie klammert sich an ihn und lässt sich nicht abschütteln. Sie hängt sich an ihn wie eine Klette. Zudem plappert sie ununterbrochen. Er versteht davon kein Wort, da der Ton durch die Maske gedämpft und verzogen ist.
Unmut breitet sich in ihm aus. Diese dumme Situation hat er seiner Frau zu verdanken. Wo in aller Welt bleibt sie denn?! Weshalb können Frauen nie pünktlich sein! Weshalb sind Mütter solche Glucken! Warum hat sie das Zubettbringen der Kinder nicht seiner Mutter überlassen?
Endlich ist er beim Haus angekommen. Die Geisha klebt immer noch an ihm. Will die jetzt auch noch mit ihm ins Haus? Entsetzt bei diesem Gedanken wehrt er sie ab und sprintet die paar Stufen zur Tür hinauf. Die Geisha steht am Treppengeländer. Sie wartet. Da kannst du lange warten, denkt er und wirft hinter sich die Türe ins Schloss.
Seine Mutter sitzt im Wohnzimmer und schaut verwundert auf: „Psst! Du weckst die Kinder! Was ist denn in dich gefahren? Und weshalb kommst du bereits nach Hause? Und wo ist deine Frau?“ Die Fragen prasseln auf ihn ein. Die letzte macht ihn stutzig: „Das wollte ich auch gerne wissen! Seit einer Stunde sitze ich im „Goldenen Löwen“ und warte. Sie kommt einfach nicht!“ – „Die beiden Frauen sollten schon seit geraumer Weile dort sein. Deine Schwägerin gefällt mir besser. Als Schulmädchen kann man an der Fasnacht lustig sein und seinen Schabernack mit den Leuten treiben. Das Kostüm deiner Frau wäre mir zu steif. Es sieht zwar wunderschön aus, so ein Kimono.“
Ihm fällt der Kiefer herunter. Die beiden Frauen haben sich heimlich verkleidet! Somit ist diese aufdringliche Geisha vor seinem Haus…? Er rennt zur Tür und reisst sie auf. Die Geisha wartet immer noch. Er stürzt die Treppe hinunter und reisst sie in die Arme: „Du Frechdachs, du! Hast mich recht an der Nase herumgeführt!“ Sie lacht, schmiegt sich an ihn und jetzt versteht er ihre Worte durch die Maske: „Gratuliere, du hast den Treuetest bestanden!“
Kurz überlegen sie, ob sie sich noch einmal ins Fasnachtsgewühl stürzen wollen. Doch dann beschliessen sie zu Hause zu bleiben. Dieser Spass, so wie gehabt, ist nicht wiederholbar. Und dann grinsen sie beide, als sie sich vorstellen, wie der Bruder im Moment vom kecken Schulmädchen zum Narren gemacht wird.

Und wieder bebte der gesamte Alexanderplatz. Konkurrenz war Pia noch allemal gewesen und mit Bravour hatte sie bis jetzt jeden aus dem Verkehr gezogen, der ihr in "Autorentod" in den Weg kam. Sie war talentiert und stets eifrig. Ihre Motivation war ungebrochen. Sie winkte der Menge über den Bildschirm zu und bekam tausende von Hände zurück. Was für ein besonderer Tag dies doch war. "Autorentod" kam in 4 Tagen zu einem würdevollen Ende. Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Man konnte es kaum glauben, aber die Gewinnerin würde jetzt in Windeseile feststehen und unwiderruflich bestehen bleiben. Jetzt war es an den Zuschauern und Lesern zu entscheiden, wer es am Ende werden soll.

WER SOLL DIE GEWINNERIN VON "AUTORENTOD" WERDEN?
STIMMEN SIE JETZT MIT AB UND SCHICKEN SIE EINE NACHRICHT INNERHALB DER KOMMENDEN 4 TAGE (BIS 22.FEBRUAR, 21.00UHR) AN MICH! EINFACH DEN NAMEN IHRER FAVORITIN NENNEN!

TOI TOI TOI!!!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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Kommentare zu "''Autorentod'' - DIE LETZTE LESUNG DER TOP 2!!!!"

Re: ''Autorentod'' - DIE LETZTE LESUNG DER TOP 2!!!!

Autor: sonnentropfen   Datum: 21.02.2015 22:27 Uhr

Kommentar: Schade das nicht beide gewinnen können.

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