''Autorentod'' (DIE 4.LESUNG!) (TOP 3!)

Das Halbfinale musste diesmal auf einer ganz großen Bühne stattfinden. Unsere 3 Finalistinnen Manuela.Jackel.9, Rose und Pia Koch-Studiger haben es mittlerweile in die 8.Woche von "Autorentod" geschafft und kamen an diesem Abend in edler Abendgarderobe. Für die Präsentation ihrer 3 Gedichte war extra eine Halle angemietet worden und der Saal war voll. In der Mitte führte ein roter Teppich zur großen Showbühne, die alle 3 gleich betreten mussten. Durch 2 Quests hatten sie sich bereits durchgekämpft, doch sie hatten auch schon erfahren, dass noch mindestens ein Quest auf sie wartete in den kommenden 4 Tagen. So lange dauerte nämlich ab heute die Abstimmung, wer von den 3 letzten Autorinnen ins Finale von "Autorentod" einzog. Viel Zeit blieb also nicht mehr, um die Menge zu begeistern. Dieses Motto war äußerst wichtig und jeder Fehler konnte einem das Ticket ins Finale kosten.

An einer riesigen Leinwand sah man das Foto von den zwei Fahrradfahrern nahe eines Waldes. Zu diesem Bild hatten die Autorinnen ein Gedicht schreiben müssen. Sie hatten genau 5 Tage bis heute Zeit dafür. Zum Glück hatten alle 3 ihr Gedicht noch rechtzeitig eingeschickt. Dieser Abend glänzte. Die Reihen waren gefüllt mit begeisterten Fans der 3 Autorinnen. Die Presse war ebenfalls gekommen und hatte sich vorne aufgestellt, um Fotos zu machen. Man erwartete die 3 mit großer Begeisterung und freute sich riesig über die noch geheimen Gedichte, die bisher nur der Erfinder von "Autorentod" zu lesen bekommen hatte. Diese Texte blieben bis zur letzten Sekunde verhüllt. Doch jetzt war es soweit. Eine Band spielte die Eingangsmusik ein und die erste Autorin des Abends - Manuela.Jackel.9 - betrat den roten Teppich mit ihrem Gedicht in der Hand. Sie winkte den Leuten, die rechts und links von ihr saßen und genoss die Scheinwerfer und den tosenden Applaus. Als sie vorne ankam, machte man unzählige Fotos von ihr. Die Presse war begeistert. Und dann ging es endlich los. Es war soweit. Niemand war in diesem Moment stolzer als Seralgo Refenoir. Er hatte wunderbare Autorinnen entdeckt, die nirgendwo anders gerade sein durften als hier.

(Manuela.Jackel.9)

HERBSTMORGENWALD

Surren der Räder auf gefrorenem Boden
Vogelgezwitscher und Atem so kalt
Mütze auf dem Kopf und Jacke aus Loden
So fahren wir durch den Herbstmorgenwald.

Ausflug in die Stille, noch ein wenig steif
sind die Glieder, Schmetterlinge im Bauch
die Natur am Wege trägt ein Kleid aus Reif
Wortfetzen werden zu warmem Rauch.

Lass uns rasten dort vorne, zwischen Klee und Bärlauch
Der erste Sonnenstrahl wird uns wärmen gar bald
Ich will dich spüren und du willst es doch auch
Kein Gestern, kein Morgen, nur der Herbstmorgenwald.

Die Presse stürzte sich mit Fragen auf Manuela, als sie die feierlich geschmückte Bühne unter einem Blitzlichtgewitter verließ. Alle Reihen waren sogar aufgestanden und gaben ihr "Standing-Ovation". Ich glaube jeder im Raum war am Klatschen. Nicht nur aus Manier, sondern aus Respekt. Nicht jeder hatte das Durchhaltevermögen in solch einem Projekt so standhaft bis zum Ende dabei zu bleiben. Doch sie hatte es durchgezogen und konnte darauf mehr als stolz sein. Ebenso wie Rose. Wer hätte denn am Anfang gedacht, dass sie es so weit schaffen würde? Man sah sie zu Beginn eher im hinteren Bereich des Rankings und hätte sie wohl früh tot geglaubt. Den "Autorentod" ist sie bisher aber nie gestorben, sondern sie hat sich eisern durchgebissen. Und ihre Konkurrenz ist stark. Und in dem Moment betrat Rose den roten Teppich. Über ihr lag ein Zauber. Jeder betrachtete sie und lächelte dabei. Man war von ihrem Mut und ihrem Durchhaltevermögen begeistert. Sie kam sehr gut bei dem Publikum an. Das hatte man ja auch letzte Woche bemerkt, als sie sich mal eben den 1.Platz sicherte. Doch dazu jetzt nicht mehr. Rose setzte sich hin und präsentierte auch ihr Gedicht.

(Rose)

Radler im Wald

Es radelten zwei Fahrradfahrer,
es war ein Herbsttag, ein warmer,
durch den Wald ganz schnell,
denn es war nicht mehr ganz so hell.

Spät ist es geworden.
Beide machen sich große Sorgen.

Der Nebel kommt aus jeder Ecke,
macht den Weg zu einer Gefahrenstrecke.
Auch kühler wird es nicht zu vergessen,
der Nebel hat die wärme aufgefressen.

Die Bäume sehen wie Ungetüme aus,
die zwei wollen nur noch schnell nach Haus.
Endlich die Lichter vom Dorfe sind zu sehn',
es nicht mehr lange dauert, sie vor der Türe stehn'.

Man kann sich fast nicht vorstellen, wie laut der Applaus bei Rose war. Sie war bereits jetzt schon die Siegerin der Herzen. War sie das? Vermutlich ja. Würde sie jetzt noch ausscheiden, dann hatte sie trotzdem viel gewonnen. Man muss einfach mal zurückblicken und sehen, dass das Projekt mit 13 Autoren begann. Davon sind noch 3 übrig und Rose ist eine davon. Doch auch Rose wurde schnell von der Presse belagert und machte Platz für die letzte Autorin des Abends. Die heimliche Favoritin vieler Leser. Diejenige, die angeblich schon als Gewinner feststeht. Und verdient hätte sie es allemal. Wenn diesem Talent nichts Gravierendes mehr in den Weg fällt, dürfte sie sich einen Platz im Finale sichern. Und auch sie betrat den roten Teppich mit einem wunderschönen, roten Kleid. Es glitzerte und unterstrich auch ihre Botschaft: Mit mir muss man immer rechnen. Und die hinteren Plätze waren ihr fremd. Sie war von Beginn an mit einer Begeisterung bei diesem Projekt dabei, die keine Autorin sonst an den Tag legte. Sie wollte von Anfang an jeden mobilisieren, für sie zu stimmen und sie weiter zu bringen. Und das hatte sie mit Bravour geschafft. Jeder wartete gespannt auf das, was sie heute hier im Halbfinale präsentieren würde. Jetzt war es soweit. Alle einmal leise sein. Pia Koch-Studiger.

(Pia Koch-Studiger)

Das Wiedersehen

Sie trafen sich am Waldesrand,
Um alles was sie einst verband
An Liebe neu z’ entfachen.
Was gab es da zu lachen!

Erinnerungen trügen oft.
Er dacht sie lebt in einem Loft.
Erfolgreich sei sie und berühmt
Als Anwältin ganz unverblümt.

Sie meinte er sei Studienrat,
Der ein schickes Auto hat.
Das mit dem berühmten Stern.
Das traf nicht ganz des Pudels Kern.

Wer war hier der Möchtegern
Und auch sonst nicht sehr modern
Lebenslustig und erfolgreich
Und nicht von der Arbeit bleich?

Sie merkten bald was sie verband
Nur aus zwei Rädern bestand.
So fuhrn sie in gleicher Richtung
Aus der nebligen Waldlichtung.

Kaum zu fassen. Sie hatte sich nicht auf ihre Stimmen verlassen, sondern noch einmal das Beste aus sich heraus geholt. Hier war jeder Konkurrenz. Dieses Halbfinale war stark. Wer hier ausscheiden würde, musste sich sicherlich nicht schämen. Alle 3 Autorinnen hatten heute Abend bewiesen, was sie drauf hatten und das sie mit einem wahren Recht hier dabei sind. Pia wurde von der Presse fast noch mehr belagert, als die anderen beiden Autorinnen. Jeder sprach über sie. Sie kannte nicht nur ihr Handwerk, sondern sie wusste auch genau, wie man sich in Szene setzte. Alles in allem war das doch fast ein Garant für das Finale. Oder etwa nicht?

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Seralgo Refenoir

© Seralgo Refenoir

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