Der Ball

So ritt geschwind der ganze Tross,
zurück ins heimatliche Schloss
und Bucki stürmte auf der Stelle,
in seine kleine Privatkapelle.

In der ein Bild die Wand bedeckte,
was d´Artagnans Neugier erweckte,
das Bild, an dem sein Auge hing,
zeigte Frankreichs Königin.

„Nun gut“, dacht´ d´Art, „warum auch nicht,
es ist sehr wohl aus seiner Sicht,
die einzige Art Zeitvertreib,
es gibt ja leider noch kein Skype.“

Und Bucki ging schnurstracks gerade,
hin zum Schrank, zog eine Lade,
zerrte die Kette in das Licht,
traute seinen Augen nicht.

„Zwei der Steine sind ja weg!“
rief er nach dem ersten Schreck.
„Der Dieb, er stirbt, komm ich dahinter,
ganz sicher ist es Miss de Winter.“

„Woher wisst ihr so genau,
von dem Diebstahl dieser Frau?“
„Ich trug die Kette nur einmal,
in des Königs Speisesaal.

Die Lady sie betrachtete,
und ich nicht darauf achtete.
Jetzt weiß ich, es war eine List,
die ihr wohl gelungen ist.“

Aber Bucki wär nicht er,
jammert er lang hinterher,
bestellt beim Diener zwei Krug Bier
und den Haushofjuwelier.

Als dieser schließlich angekommen,
fragte Bucki ihn benommen:
„Wie lange brauchst du, Schleifgeselle,
für zwei Steine, sag´s auf der Stelle!“

„Fünf Tage, Herr!“ – „Ich gebe dir zwei!“
„Ist auch genug, ich bin dabei.“
„So fang an, lass mich nicht warten,
schenke dir reichlich Dukaten!“

D´Artagnan, mit wenig Zeit,
hofft´ auf Englands Pünktlichkeit,
besser auf Big Ben zu lauern,
als im Tower zu versauern.

Rechtzeitig war Ersatz geschliffen,
als Bucki den Federkiel ergriffen.
„Reitet euch den Hintern wund,
dies ist für den Chef der „Sund“.

Der bringt euch rüber zu Saint-Valley,
geht zum Wirt mit Namen Shelly,
dass er für euch Pferde hole,
sagt ihm vorher die Parole!“

Bucki flüstert´s d´Art ins Ohr,
es kam ihm sehr bescheuert vor,
er fühlte noch nicht sehr reif,
als Agent vom MI five.

Als Freund des Kampfes und der Klingen,
verstand er nichts von solchen Dingen,
doch wollt´ er sich nun auch nicht zieren,
das war nun einmal Staatstaktieren.

„Der Wirt wird euch den Weg benennen,
trotzdem muss der Gaul flugs rennen,
bis sein Gehirn vollends berauscht,
dann wird der Zossen ausgetauscht.“

„Gut, mein Herzog, ich muss geh´n,
sage schnell auf Wiederseh´n,
breche morgen auf, sehr früh,
macht es gut, Tschüss und Salü!“

Der Weg zurück war vorbereitet,
dass d´Artagnan ihn schnell beschreitet
und am Tage vor dem Ball,
stellt´ er das Pferd in Trevilles Stall.

Am Abend später, so um acht,
die Königsband die Arbeit macht,
jammt´ um ihr Leben am Spinett,
die Damen tanzen im Korsett.

Der König eingehüllt in Gold,
die Ehre erst um neun Uhr zollt,
schreitet durch das Tanzgedränge,
trägt stolz dabei das Staatsgehänge.

Etwas später tritt ins Licht,
seine Frau, bleich im Gesicht,
der König nimmt sie in Empfang:
„Wo habt ihr denn den Steinbehang?“

Die Königin: „Hab ihn vergessen,
sollen wir vielleicht erst essen?“
Doch sie bemerkt des Königs Blick:
„Okay, ich geh, bin gleich zurück!“

Sie schleicht von dannen, Richi kommt,
der sich schon im Ruhme sonnt
und gibt dem König zu versteh´n:
„´s nicht komplett, ihr werdet seh´n.“

Mit diesen Worten reicht der Feine,
aus seinem Rock zwei der Steine.
„Kommt Anna, so fragt sie geschwind,
wo die anderen Steine sind!“

Anna kam, kettenbehängt,
im Gesicht nicht mehr bedrängt,
auch schwebten flott die kleinen Beine,
kein Wunder, sie trug alle Steine.

Der König fragte vorwurfsvoll,
den Kardinal, was das denn soll.
„Ich möchte sie der Anna schenken,
doch nur durch euch, will sie nicht kränken.“

Und unter großem Volksgejohle,
tanzt Anna eine kesse Sohle,
der King lehnt glücklich an der Mauer,
nur Richi war ein wenig sauer.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (12/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (12/23)

Autor: possum   Datum: 15.06.2014 5:25 Uhr

Kommentar: Gerne gelesen lieber Mark, danke dir! LG!

Re: Nicht sticheln, d´Art (12/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 15.06.2014 8:21 Uhr

Kommentar: Ich freue mich immer wieder, dass Du d´Art so treu liest und es Dir gefällt. LG Mark

Re: Nicht sticheln, d´Art (12/23)

Autor: noé   Datum: 15.06.2014 9:38 Uhr

Kommentar: Genial, immer wieder genial, Mark!
noé

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