Die Versammlung deines Wesens tagt im Saal des Einvernehmens.
Und die Richter dieses Falles wollen bald ein Urteil wählen.
Doch wer wären diese Richter? Stell sie vor, denn dies ist wichtig!
Mach begreiflich, was passiert und dies mach auch bitte richtig!

Da zum einen sitzt Herr Kopf – er ist kühl und denkt im Stillen:
Dieser Narr – will doch nur wieder seinen großen Liebeswillen.
Gegenüber sitzt Frau Herz und sie schwelgt und lächelt milde.
Stets vor Augen hat sie sofort die Geliebte in nem Bilde.
In der Mitte meine Seele, an der Seite zwei Begleiter:
Mein Gewissen und mein Ego – dieses grinst bereits recht heiter.

Und die Seele über allem wartet ab, verhält sich still.
Und man ahnet wohl noch nicht, was es ist, was sie denn will.
Und nun stehe ich im Saal, merke wie die Zeit verrinnt.
Als nun alles auf mich schaut, und das Plädoyer beginnt.

"Es ist stets," so spricht Herr Kopf, "und zu oft nun schon geschehen.
Und schon wieder willst du lieben – soll das immer weitergehen?
Kannst du nicht mal innehalten, dich besinnen und pausieren?
Musst du immer gleich erhalten was du willst und es forcieren?
So wie jede, die du vorher schon geglaubet hast zu lieben,
ist auch diese! Und du folgest nur den Launen deiner Triebe.
Dieses sag ich dir mit Nachdruck: Junger Mann – ich bin dagegen.
Gib dir Zeit und find die Eine und dann wird sich alles legen!"

"Das ist wahr!" piepst das Gewissen, "Und bedenke bitte auch,
dass du sehr oft schon verletzt hast – dieses ist fast schon ein Brauch.
Hast genommen was sie hatten, aber was gabst du zurück?
Hast geglaubt du würdest lieben, doch zerstörtest nur ihr Glück.
Bist gegangen wie gekommen – plötzlich taub vor ihrer Liebe.
Es war einfach gleich zu gehen! Und da stoppte ihr Getriebe;
das Getriebe ihres Herzens musste lang sie wieder pflegen. "
Während du schon lange bei der nächsten bist gelegen!

"Jetzt Moment mal!" spricht das Ego, dabei schaut es in die Runde.
"Ja es stimmt, es gab ne Narbe – eine klitzekleine Wunde.
Die verheilt – so viel ist sicher und sie wird ihr auch noch nützen.
So kann sie in Zukunft besser sich vor Liebesräubern schützen.
Diese neue Liebelei, diese frisch entfachte Glut.
Dies Verliebtsein und sein Schwärmen tut uns allen richtig gut.
Denn wir nähren uns davon, werden größer und gelehrter.
Und wenn nicht so macht uns dieses auf die Dauer doch nur härter."

"Ja, und mehr noch!" sagt Frau Herz. "Habt ihr nie gespürt Verlangen?
Nie erlitten diesen Schmerz? Seid dem Sehnen nachgegangen?
Wart ihr niemals so verzückt von den herrlichen Gedanken?
Wart ihr nie umhüllt? Verrückt, und umzingelt eure Flanken
von der Leidenschaft, die guttut, die uns heilt wie eine Pille.
Die wir nehmen und dann glauben, dass er weg sei, unser Wille.
Doch der Wille, der ist da und entfesselt unsre Triebe,
was denn Schön‘res kann´s denn geben als nun diese Neue Liebe?
Lasst ihn lieben, sag ich euch und ich sag´s euch wirklich allen.
Hättet ihr es mal probiert, hätte es euch auch gefallen!"

Meine Seele blickt sich um, schaut auf jeden dieser Schlichter.
Undurchdringlich ist sie noch, doch ihr Blick wird langsam lichter.
Und den Saal und auch die Richter, und gehörte Argumente,
geht sie durch für sich im Geiste und bedenkt die Komponente.
Die sie für ihr Urteil braucht, um es später zu entschließen, in der Hoffnung das man niemanden auf Dauer wird verdrießen.
Es herrscht Schweigen überall und ein Raunen geht durchs Rund.
Als die Seele nun steht auf und sie tut das Urteil kund:

"Hör mein Sohn und lausche leise, denn dies Urteil trifft nun dich.
Und ich hoff, es scheint dir weise und du schmähst dein Wesen nicht.
Ich bedachte alle Wörter, alle vielen Argumente.
Doch es bleibt für mich nur einzig diese Wahrheit zum Gedenken:
Du bist ich und ich bin du – du rennst mir nach - ich folg dir.
Wir sind beide eine Einheit und das sehen wir nun hier.
Lieben nun scheint unser Ding, dieses ist wohl sonnenklar.
Und durch lieben wirst du lernen was nun falsch ist und auch wahr."

So ergeht der Urteilsspruch und man hat ihm dann zu folgen:
Dieses Wesen an für sich liebt sich seine Seele golden.
Er soll lieben denn fürwahr – nur dadurch bleibt er intakter.
Er soll lieben, denn das war, ist und bleibt nun sein Charakter.


© Cptn. Jack


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