Die Jahreszeiten.

Voll Freude begrüßt, mit Glockengeläut,
wird's Neujahr in eisiger Nacht,
und unter der Sterne goldener Pracht
feiern und jubeln im Lande die Leut'.
Sorgen und Mühsal sind bald vergessen,
die das alte Jahr hat besessen.

Irgendwo, draußen im Land
wird ein Kind geboren.
Winzig, im Kissen verloren
beschützt von liebvoller Mutterhand.
Man wünscht ihm Glück und Segen,
auf allen seinen Wegen.

Der Winter vergeht, der Frühling zieht ein,
mit Blüten übersät
duftend von früh bis spät.
Und vom Himmel klar und rein,
strahlt die Sonne hernieder;
Frühling, Frühling wird's wieder!

Das Kindlein, geboren in kalter Nacht,
wachset gesund heran.
Und seiner Eltern große Sorge sodann.
haben dem Glücke Platz gemacht.
Und in des Knaben strahlenden Augen,
meint man, den Frühling zu schauen.

Der Lenz geht dahin, der Sommer beginnt,
die Erde ist voll Leben
Wolken, die da schweben,
zeigen, wie die Zeit verrinnt!
Und in den Wäldern rauschet leise,
des Sommerwind's liebliche Weise.

Der Jüngling, zum Manne geworden,
schaffet im sommerlichen Feld.
Sorglos ist für ihn noch die Welt
und da beliebt er an aller Orten,
die Mädchen nach ihm gerne schauen
wollen das Glück mit ihm sich erbauen.

Der Herbst kommt ins Land, die Welt wird bunt,
lange Schatten fallen
Nebelfelder wallen.
Und in so mancher langen Stund',
fällt das Laub von den Bäumen -
uns mahnend, nichts zu versäumen!

Sein Haar wurde grau, sein Rücken wurd' krumm.
die Kinder zogen in die Welt
das Familienband zerfällt,
des Glückes Stimme wurde stumm.
Unter der goldenen Sternepracht
träumt er traurig in die Nacht!

Die Nächte sind lang, der Tag bleibt grau,
der Winter will beginnen
schwache Strahlen rinnen
von des Himmels blassen Blau.
Weiße Flocken bedecken die Lande,
mit glitzerndem Gewande.

Das zerfurchte Gesicht, die Haare schlohweiß,
die von vielen Sorgen zeugen,
vermochten den Körper zu beugen.
Die Jahre haben den Greis
auf's Totenbett gebunden.
er hat den Frieden gefunden!

by suedwind


© August Zinser


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Kommentare zu "Die Jahreszeiten"

Re: Die Jahreszeiten

Autor: noé   Datum: 25.12.2013 23:04 Uhr

Kommentar: Ein Leben als Jahreslauf. Das ist ein beliebtes Motiv in der Literatur. Aber Du hast es wieder geschafft, es mit Deinen Worten sehr flüssig und bildhaft zu beschreiben, sehr schöne, anschauliche Bilder.
Trotzdem weht mich eine Traurigkeit an - kann das wirklich alles sein? Die Qintessenz eines Lebens?
Jedenfalls verstehe ich jetzt, warum man so lange nichts von Dir gehört (gelesen) hat: Eine Ballade braucht Zeit, Konzentration und Schreibkunst. Also, ICH könnte keine schreiben.
Weihnachtsgrüße von noé
(und schau mal in Deine Privatnachrichten)

Re: Die Jahreszeiten

Autor: Suedwind   Datum: 25.12.2013 23:19 Uhr

Kommentar: würdest Du mein Leben kennen, dann würdest ....na ja....
Das war eines meiner allerersten Gedichte, die ich geschrieben habe! Zumindest in Hochdeutsch! angefangen habe ich in Mundart, war so gar nicht meines......
Mir gefällt es überhaupt nicht, passt halt einfach nicht....war ein Versuch...
Gruß
Gustl!

Re: Die Jahreszeiten

Autor: noé   Datum: 25.12.2013 23:55 Uhr

Kommentar: Was passt nicht? Die Ballade? Die Mundart? Und wenn bei mir so eine gewisse Traurigkeit aufkommt, heißt das doch nicht, dass ich eine ausschlaggebende Jury bin oder Anspruch darauf erhebe. Du weisst es doch, dass ich Deine Texte mag!
Gustl, alles ist gut.
Es grüßt noé

Re: Die Jahreszeiten

Autor: Suedwind   Datum: 26.12.2013 0:09 Uhr

Kommentar: Liebe Noe!
Dieser Text ist mehr als drei Jahrzehnte alt, einer meiner ersten Versuche!

ich selbst finde ihn halt nicht so gelungen...
Danke für Deine lieben Worte!

Es grüßt Gustl......

Re: Die Jahreszeiten

Autor: Hans Finke   Datum: 26.12.2013 22:17 Uhr

Kommentar: ...hab es erst jetzt entdeckt, dieses Rondo; mir gefällt er. Ich denke auch, jede Phase im Leben hat ihre eigene Sprache und Gedankenwelt. Deshalb darf man immer dazu stehen, so sehr man auch inzwischen "gewachsen" ist. Ich grüße dich. Hans

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