Schon seit der frühen Morgenstund´,
ist Thomas auf den Beinen,
mit seinem Kopf ist er im Reinen,
der Schal umschlingt den Hosenbund,
zum Treffen mit den Seinen.

Als er die Straßenbahn erreicht,
empfängt ihn ein Gesang,
ein grölend, durstig Klang,
mal wild und fordernd, dann sanft und seicht,
an seine Ohren drang.

Die Freunde sind´s, die ihn erwarten,
ihn in die Arme nehmen,
sich des Gefühls nicht schämen,
nur diesem Tage harrten,
an dem zum Platz sie kämen.

Und weiter geht’s zum Stadiontor,
in freudig Ungeduld,
zu wägen Recht und Schuld,
auf Rang und Rasen kommt dies vor,
sie nennen es stolz Kult.

Die Welle wogt bereits entgegen,
Gesang schwappt schon herüber,
und auch die Luft wird trüber,
dass die Gemüter sich erregen,
die Gallen laufen über.

Es sind die Fans im ander´n Block,
die mitgereisten Sänger,
sie sammeln sich schon enger,
sie tragen grün und weiß den Rock,
und warten hier schon länger.

Schlachtrufe über´n Gitterzaun,
reicht für´s erste wohl,
dass sie der Satan hol´,
es ist ihnen alles zuzutrau´n,
das weiß hier jeder wohl.

Das Spiel beginnt, die Menge tobt,
die Teams sind schweißdurchtränkt,
das Spiel am Glücke hängt,
der Sprecher seine Mannschaft lobt,
die auf das Siegtor drängt.

Da fällt ein Tor für´s Gegnerteam,
sie jubeln ausgelassen
und Thomas kann´s nicht fassen,
alles gut zu laufen schien,
das Glück scheint doch zu passen.

Ein Freudenschrei im Block C vier,
sie schwenken ihre Fahnen,
der Sieg, er lässt sich ahnen,
„Die Herren auf dem Platz sind wir!“
lässt Thomas sich ermahnen.

Das Blut schwillt an, der Zorn, er steigt,
der Gegner hier im Freudentanz,
welch´ ungeheure Arroganz,
wird Zeit, dass man die Richtung zeigt,
den Tiger packt am Schwanz.

Man schreit hinüber, Thomas mit,
ballt Fäuste, droht gefährlich
und meint die Rufe ehrlich,
hier sind sie lange noch nicht quitt,
das Spiel, es wird entbehrlich.

Bald ist es aus, die Spieler gehen,
verloren die Partie,
gezwungen in die Knie,
die Fans jedoch sie sehen,
ehrhafte Siege nie.

Am Tore da erwarten,
sie schon die Gegnerschaft,
wo keine Trennung klafft,
sie der Revanche harrten,
die ihr Team heut nicht geschafft.

Erst stieren sie einander an,
dann brüllen sie Beleidigungen,
die vorher nur gesungen,
jeder so laut wie er nur kann,
und dann sind sie verklungen.

Ein Stein, geworfen aus der Menge,
findet ein Gesicht,
macht die Gedanken licht,
die Masse treibt zur Enge,
dass nun der Knochen bricht.

Fäuste, Messer, Hammer, Zangen,
alles wird verwendet,
das hier nun endlich endet,
was niemals wirklich angefangen,
und nun die Fairness schändet.

Am Abend dann allein zu Haus,
die Wange blutverschmiert,
ein Veilchen noch das Auge ziert,
für heute ist der Spieltag aus,
der Zorn schon nach dem nächsten giert.


© Mark Gosdek


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Spieltag"

Re: Spieltag

Autor: [email protected]   Datum: 23.11.2013 15:00 Uhr

Kommentar: Leider wahr was du schreibst.Warum muss das oft so ausarten?Ein Spiel sollte Freude und Entspannung bringen.Schade,dass viele dort nur hingehen um ihren Frust an anderen auszulassen......Liebe Grüße,Nabatea

Re: Spieltag

Autor: Ludwig Weibel   Datum: 13.12.2015 17:01 Uhr

Kommentar: Deine Balladen lesen sich mit grossem Genuss, weil sie so chic daherkommen, von schwarz-weissem Humor begleitet. Der gute Robin Hood musste leider das Zeitliche segnen, aber Deine Riesengeduld für soviele treffliche Verse bleibt in bester Erinnerung. Danke sehr für die Kommentare zu meinen Texten. Herzliche Grüsse, Ludwig Weibel.

Re: Spieltag

Autor: Ludwig Weibel   Datum: 13.12.2015 17:02 Uhr

Kommentar: Deine Balladen lesen sich mit grossem Genuss, weil sie so chic daherkommen, von schwarz-weissem Humor begleitet. Der gute Robin Hood musste leider das Zeitliche segnen, aber Deine Riesengeduld für soviele treffliche Verse bleibt in bester Erinnerung. Danke sehr für die Kommentare zu meinen Texten. Herzliche Grüsse, Ludwig Weibel.

Kommentar schreiben zu "Spieltag"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.