War einst ein Spielmann im lustigen Wien,
Augustin hieß er, und wo er erschien
Lachten die Leute and freuten sich sehr.
War doch kein andrer so lustig wie er.
Saß er im Wirtshaus beim funkelnden Wein,
Trank er so lang, bis kein Heller mehr sein.
Siehe, dann sang er mit fröhlichem Sinn:
O du lieber Augustin, alles ist hin!
Kommt doch für jeden die Zeit auf der Welt,
Dass ihm sein Glück auf ein Häuflein zerfällt.
Wohl ihm, vermag er mit Trostes Gewinn
Fröhlich zu singen dann: alles ist hin!
Einst schlich Frau Pest sich nach Wien in die Stadt,
Tausende fraß sie und fraß sich nicht satt.
Bald gab's kein Haus, wo der Tod nicht erschien.
Schrecken erstarrt lag das lachende Wien.
Einer nur war, der den Mut nicht verlor.
Dudelsackpfeifend und keck wie zuvor
Blieb nur Freund Augustin, immer bereit,
Lustig zu sein in der schrecklichen Zeit.
Einmal geschah's, und es war in der Nacht,
Augustin gab auf dem Heimweg nicht acht,
War ganz beseligt von Mondschein und Wein,
Fiel in ein Pestloch--mitten hinein.
Tote auf Tote dort lagen zu Hauf,
Augustin purzelte mitten darauf.
Aber er sagte: "Was schert mich die Pest?"
Schlief dann so fest, wie die Ratten im Nest.
Tote auf Tote noch warf man zu Hauf,
Plumps auf den schlafenden Spielmann hinauf.
Aber als Augustin morgens erwacht,
Sprach er: "Ich schlief eine köstliche Nacht!"
Als man dann nahte mit Grabesgesang,
Scholl aus der Grube ein Dudelsackklang.
"Jesus, Maria, wer ist denn da drinn?"
"Augustin", schrie er, "und alles ist hin!"
Solcherlei Fröhlichkeit wirkte mit Macht,
Dass selbst zwei Tote noch lachend erwacht.
Lachend ergriff man ein rettendes Seil,
Zog aus dem Pestloch sie munter und heil
Als nun Frau Pest von der Sache erfuhr,
Sprach sie zum Tod: "Das ist Wiener 'Hamur'!
Solcher 'Hamur' ist mir grässlich verhasst,
komm, lass uns anderswo weilen zu Gast!"
Fluchend verließ sie die lachende Stadt,
Hungrige Pest wird von Lachen nicht satt.
Funkelnder Wein und der rechte Humor
Treibt selbst die Pest und den Tod aus dem Tor.
Beschreibung des Autors zu "Ballade vom lieben Augustin"
Ich musste in meiner Schulzeit unzählige Balladen auswendig lernen. Ich war die einzige von 38 Schülerinnen, welche sich ein Balladenbuch erbettelte. Ich besitze es noch heute. Die Ballade vom lieben Augustin, war meine liebste. Ich kann sie auch heute noch auswendig.
Der liebe Augustin ist eine Wiener Kultfigur.
Kommentar:Danke dir sehr für dieses lustige Textgeschenk, liebe Maline! Um solche Erinnerungsschätze kann man doch froh sein :) Ich frage mich, ob unsere Kinder/Enkelkinder von dem "alten" Kulturgut noch "profitieren" werden?
Gerne auch deine Beschreibung gelesen!
Lieben Gruß,
Ikka
Geld ist hin, Mädl ist hin,
Alles ist hin, Augustin!
O, du lieber Augustin,
Alles ist hin!
Rock ist weg, Stock ist weg,
Augustin liegt im Dreck.
O, du lieber Augustin,
Alles ist hin!
Und selbst das reiche Wien,
Hin ist's wie Augustin;
Weint mit mir im gleichen Sinn,
Alles ist hin!
Jeder Tag war ein Fest,
Jetzt haben wir die Pest!
Nur ein großes Leichenfest,
Das ist der Rest.
Augustin, Augustin,
Leg nur ins Grab dich hin!
O, du lieber Augustin,
Alles ist hin!
O, du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
Alles ist hin!
O, du lieber Augustin,
Alles ist hin!
Meine Lieben!
Danke für eure Kommentare! Ja, den Augustin gab´s wirklich. Ich liebe seine Unbeschwertheit. F.K. Ginzkey hat sein Leben gekonnt humurvoll für die Nachwelt in Verse verpackt und so unseren Augustin unvergesslich gemacht.
Fröhliche Grüsse und frohen Mut auch wenn alles hin ist!
Eure Maline
Kommentar:Und ob ich den Augustin kenne.... beim lesen fiel mir sofort das Lied ein:
"Oh du lieber Augustin Augustin Augustin...Oh du lieber....
Das Vergissmeinnicht hatte Spass...
Gefühlsduseleien
Ein Tag brachte Enttäuschungen.
Gescheiterte Versuche,
warfen kalten Schnee auf die Gedanken.
Träume sprangen aus den Wolken,
sie brachen sich beinahe das Genick,
doch sie [ ... ]
Wir sind die Phalanx des Guten gewesen,
wir haben uns wahrhaftig um alles bemüht.
Wir waren, an der Geschichte gemessen,
Pioniere auf einem ganz neuen Gebiet.