Es kam einst ein Mann in einen Laden
Um seine Sorgen zu begraben
Er fragte schnell und frech gar obendrauf
Habt ihr Waffen zum Verkauf.
Der Verkäufer, ein Mann mit sehr weisem Haupt,
an den Schläfen leicht ergraut,
„ Hier muss ich wissen, wer da fragt,
denn wie ihr seht bin ich betagt.“
sprachs der Verkäufer voller List, wohl wissend,
dass er es mitnichten ist.
„Ich bins, der spricht, fordert und auch sagt,
bevor ihr mich noch weiter fragt,
ich brauch die Waffe nur zum schützen,
was anders soll sie mir nicht nützen“.
„Ei seid ihr denn in Gefahr?“
„Noch nicht, so Gott bewahr“
„Doch verfolgt werd ich auf stehend Fuß,
ich spüre gar des Todes Gruß,
also säße er in meinem Nacken,
bereit mich jederzeit zu packen.“
„Euch soll geholfen werden, folgt mir zum Waffenschrank,
der Schall der Münze sei mein Dank.
Eurer Sicherheit dient sehr,
ein kräftig Winchestergewehr“.
Da nahms der Käufer, zahlte brav,
fragte dann noch wie im Spaß:
„Wisst ihr, ich hab nicht ganz so wahr gesprochen,
hab die ein und andre Sünd verbrochen.
Die Waffe ist doch weniger ein Schild,
den Grund für sie seht ihr auf diesem Bild !“
Er holt die Börse aus der Tasche,
öffnet dann der Börsen Lasche,
zeigt dem Verkäufer einen Spiegel,
zieht an der Waffe Riegel,
zieht den Abzug furchtbar schnell,
des Knalles schall, hallt viel zu hell,
als die Kugel trifft den Mann mitten ins Haupt,
wo die Schläfe war ergraut.
Der Käufer schüttelt leicht den Kopf:
„Oh du armer armer Tropf.
Du dachtest gar der Mensch sei gut,
jetzt liegst du da in deinem Blut.
Ich raub dich aus, so einfach ists.
Weit ist es nicht, mit deiner List,
auf die du hast immer vertraut,
doch hast mir jedes Wort geglaubt.
Verfolgt werd ich nur vom Recht,
doch es macht seine Sache schlecht.
Ich wandere von Ort zu Ort,
zum einen hin, vom andern fort.
Verlass die Stadt im Abendrot,
und einer bleibt dann immer liegen,
du brauchst mir gar nichts zu vergeben,
denn heute bist du‘s,
und du bist tot.“


© Ars Lacrimae


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Beschreibung des Autors zu "Die Ballade des Verkäufers"

Ich weiß, dass die Einteilung in eine Ballade hier durchaus strittig ist, da es sich weder um einen Liedtext nach französischer Art, noch um eine klassische Ballade der deutschen Literatur handelt, da das Umfeld zum Einen in der Moderne spielt und zum anderen die Metrik nicht streng geordnet ist. Die Thematik spielt hierbei ebenfalls eine eigene Rolle.
Ich habe mich dennoch für den Ballladenstil entschieden, da hier eine Geschichte erzählt wird. Die Unterschiedliche Qualität der einzelnen Verse sowie der Gesamteindruck des Werkes sind mir bewusst und absichtlich gewählt.
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich das gezeigte Verhalten in keinster Weise unterstütze oder auch nur gutheiße.

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