Es war einmal Frau „Katastrophe“,
die lebte mit „Dichter“ zusammen,
sie hasste an ihm jede Strophe,
doch hegte sie Feuer und Flammen
für einen Mann namens „Schaf“ –
der passte ihr gut in den Kram!
Er liebte sie heftig und brav –
sie kannte bei ihm keine Scham!
Den Dichter, den plagte sie fröhlich,
er trug ihre Launen so gut,
denn seine Pflicht, die war eh’lich,
sie ärgerte ihn bis auf das Blut!
Der Dichter verfiel bald in Schweigen,
er wandte sich traurig auch ab,
er konnt‘ ihr die Lust nicht mehr zeigen
und sehnte sich schon nach dem Grab.
Da lachte sie herzlich und fegte
ihn grob aus der eigenen Welt,
worauf sie sich darauf verlegte,
zu sagen: „Was mir noch fehlt,
das ist ein Mann, der mich findet,
so gut, wie auch immer ich bin,
der sich an mich bedingungslos bindet –
ein echter, ein wahrer Gewinn –
der mich erträgt, obgleich ich ihn hasse,
der mich vergöttert, bin ich auch dumm,
dem ich halt ganz generell passe,
der immer sagt: „Mir ist es recht!“!
Für’s Andere, da gibt es Verehrer,
die brauche ich für das Geschlecht,
als wackere Lüste-Vermehrer…
Für’s Foltern brauch‘ ich ein Gesponst,
das sich um mich sorgt, alle Wetter,
das sich nichts erlaubt, weil ich es sonst,
konfrontiere, mit meinem Gezeter!
Schließlich bin ich für mich hochmoralisch!
Da ist nichts zu rütteln, jawoll, ohne Zweifel!
Mein Lebensstil ist infernalisch –
In mir steckt leibhaftig der Teufel!“
So sprach sie und hielt sich für weise!
Der Dichter verkniff sich die Fragen,
er wusste, der Zustand ist Sch…,
doch entschloss er sich, sie zu ertragen.

Denn er dichtete gut
und er war auf der Hut,
er ahnte, die Götter sind böse,
er betete auch nicht mehr, „Erlöse
mich von den Übeln, die mir begegnen“.
Darum beschloss er die Götter zu segnen.

Und die Moral von der schlimmen Geschicht‘:
an deine eigene Logik glaube bloß nicht!
Was dir widerfährt könnte Absicht sein –
denk‘ dir deinen Teil – für dich allein!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die ehrlose Frau (Ballade)"

Re: Die ehrlose Frau (Ballade)

Autor: noé   Datum: 19.04.2014 2:12 Uhr

Kommentar: Der Dichter - scheint's - zieht viel Genuss
aus Überfluss vom Überdruss,
denn solle sie nicht bei ihm bleiben,
hätte er vieleicht nichts zu schreiben...
BiSi

Re: Die ehrlose Frau (Ballade)

Autor: Alf Glocker   Datum: 19.04.2014 10:19 Uhr

Kommentar: Ich glaube davon hängt's nicht ab!
Sein Leben ist ihm Heimatstern!
Er steht mit einem Bein im Grab!
Drum sagt ihm schnell "Ich hab dich gern",
damit er immer aufersteht,
zu Ostern und an andern Tagen,
damit die Welt sich weiter dreht -
denn anders ist sie nicht zu (er)tragen.

CraBro

Re: Die ehrlose Frau (Ballade)

Autor: noé   Datum: 19.04.2014 10:52 Uhr

Kommentar: Das hört man eher wen'ger gern,
dass er das muss von ander'n hör'n...
Ist er so wenig selbst-bewusst,
dass er jetzt nutzt den Musen-Kuss
und sein Talent zum Texte-Schreiben
für die Berechtigung zu bleiben?
Anders gesagt:Fehlt der Applaus,
dann ist es mit dem Dichter aus?
Das wär' Erpressung wohl zu nennen,
so möchte ihn wohl niemand kennen...
Das kennt er sebst aus and'rem Grund
und findet es dort ungesund.
Will er in Wort und Herz verbleiben,
sollt' er aus inn'rem Triebe schreiben
und so Genuß den and'ren bringen
und keinen Beifall sich erzwingen...
BiSi

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