Dort irgendwo ganz tief in mir,
Verbirgt sich dieses alte Tier.
Es ist das Tier, das Sehnsucht heißt,
Das sich durch meinen Körper beißt.
Es wütet, kratzt und beißt und kreischt
Und wühlt sich durch mein weiches Fleisch.
Das Vieh, es lässt mir keine Ruh'.
Ich lock' es an und greife zu.
"Jetzt hab' ich dich ! Jetzt bist du mein ! 10
Ich schlage dir den Schädel ein !"
"Nein tu mir nichts ! Kann nichts dafür,
Ich bin doch nur ein wildes Tier."

Das Tier, es flüstert in mein Ohr :
"Ich schlag' dir einen Handel vor.
Ich stecke leider in dir fest,
Jedoch, wenn du mich leben läßt,
Kein Beißen und kein Wüten mehr.
Dafür fühlst du dich nie mehr leer,
Dafür bist du nie mehr allein,
Ich werde immer in dir sein."
Ich sinne nach und denk' bei mir:
"Vielleicht find' ich nie mehr ein Tier."
Ich schlage ein, erhör' sein Flehen.
So soll es sein, so soll's geschehen.

Es legt sich hin, macht sich ganz klein,
Rollt sich zu einer Kugel ein.
So schläft das Tier dann Jahr um Jahr
Und oft vergess' ich's ganz und gar.
Im siebten Jahr an einem Tag
Da ist es fort ! Doch wo es lag,
Liegt ein Gespinst ganz weiß und fein.
Wo mag das Tier geblieben sein ?
Doch höre ich nicht, wenn ich lausch',
Ein Pochen aus dem Wattebausch ?
Ich denk nicht weiter drüber nach,
Nur ab und zu lieg' ich nachts wach.
Und es wird stärker jeden Tag.
Schon klingt es wie ein Paukenschlag.
Mein Kopf platzt gleich, er birst vor Schmerz
Schweig still verfluchtes Donnerherz !

Doch Wehe ! der Kokon ist leer,
Das alte Vieh, es ist nicht mehr.
Stattdessen steht, ich weiß nicht, was.
Eine Gestalt, so leichenblaß,
Mit schwarzen Schwingen riesengroß.
Ich frage mich: "Was ist das bloß ?
Was ist das für ein böses Ding ?
Bei meiner Seel ! Ein Schmetterling !"
Die Augen seh'n mich voller Wut,
Und Durst, ich weiß er will mein Blut.
Er öffnet seinen Mund zum Kuß,
Ich weiß, daß ich jetzt sterben muß.
Er lächelt sanft und beugt sich vor
Und flüstert leise in mein Ohr:
"Nicht meine Schuld ! Kann nichts dafür,
Ich bin doch nur ein wildes Tier."

Hast Du mich vermisst ?
Hast Du mich vermisst ?


© ASP


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "Die Ballade vom kleinen Schmetterling"

Dies ist ein Songtext meiner lieblings Band ASP...
Also quasi auch ein Zitat...




Kommentare zu "Die Ballade vom kleinen Schmetterling"

Re: Die Ballade vom kleinen Schmetterling

Autor: Reinhold Göttel   Datum: 09.10.2011 12:58 Uhr

Kommentar: Ich komm nicht ganz mit, also frag ich einfach. Die Sehnsucht wird zum Tod, also war das Tier von Anfang an die Todessehnsucht???
Generell: Mitreißend getextet.

Re: Die Ballade vom kleinen Schmetterling

Autor: RobertoReuschel   Datum: 08.04.2012 0:21 Uhr

Kommentar: Ach wie schön. Ich les (und hör) es immer wieder gerne. Obwohl dass hier nur die Kurzfassung ist ;)

Re: Die Ballade vom kleinen Schmetterling

Autor: Robin Kosan   Datum: 10.11.2013 18:26 Uhr

Kommentar: ASP ist und bleibt eine der Besten deutschsprachigen Bands überhaupt.

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