Schwanengesang

Es trauert der Schwanenmann heute ein Jahr
und singt seine traurigsten Lieder fürwahr;
es senkt sich sein schlanker Hals hernieder,
es schließen sich seine Augenlider;
ganz leise erklingt sein Gesang,
voll Wehmut kriecht er am Ufer entlang.
Heiße Tränen rinnen durch sein Gefieder,
legen als Perlen auf den See sich nieder;
die Töne der Schmerzen zieh’n weit,
weit hinaus in die Unendlichkeit,
lassen die Harfen der Engel erklingen,
die weinen und leise für ihn singen -
und Engelstränen laufen ganz leis
über Engelsgesichter, die rein sind und weiß -
wie ein Zauber, in ihrem Lauf
nehmen sie alle Liebe der Engel auf.

Es fallen die Tränen als zarter Regen
zur Erde, dem Schwanensee entgegen,
leise und sacht legen auf den See sie sich nieder,
benetzen des traurigen Schwans weiß Gefieder –
und alle Liebe in seinem Körper klingt,
tief in sein wehes Herze eindringt.
Da hebt der Schwanenmann seinen Blick,
sein Lebensmut kehrt langsam wieder zurück -
und der Wind bringt seine traurigen Lieder
als frohen Gesang der Liebe wieder;
ein erster Sonnenstrahl ihn erreicht,
da wird es ums Herz ihm gar leicht –
es haben die Tränen der Liebe alsdann
geheilt den traurigen Schwanenmann.

© Eleonore Görges


© Eleonore Görges


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