Es gab einmal vor langer Zeit
ein liebliches, junges Mädchen.
Sie trug immer ein schönes Kleid
und wohnte in einem kleinen Lädchen.

Ihr Vater war ein reicher Mann,
ihm gehörte dieser Ort.
Gelegentlich schaute er ihn an,
doch eines Tages war er fort.

Manche meinten, er sei gestorben,
manche, er sei entführt.
Jeden Tag gab es ein neues Gerücht,
das das Mädchen sehr berührt.

Ein Jahr war vergangen,
das Mädchen regierte nun.
Sie hörte, wie die Leute sangen:
"Marie was können wir für Sie tun?"

Das Mädchen Marie wusste sofort
was sie machen sollte.
Sie rief alle Leut' aus ihrem Ort
und hörte zu, was derjenige wollte.

Alle schlossen sie ins Herz,
doch eines Tages wollt Marie gehen.
Das war natürlich ein großer Schmerz,
das Mädchen niemals wieder zu sehen.

Doch dann kam Jules ins Spiel,
ein reizender, junger Herr.
Man merkte, das er Marie gefiel.
Jawohl, sie mochte ihn sehr.

An einem sonnigen Tage gingen sie zum Fluss
und setzten sich auf einen Stein.
Da endlich kam der Kuss.
Sachte und zart, lieblich und fein.

Ja, die beiden waren ein prächtiges Paar,
doch wär da nicht Stiefschwester Elsbet gewesen,
denn sie wollt regieren, was jeder sah
aber musste kehren mit dem Besen.

Man hörte, wie sie abends werkte,
sie würde vergiften ihre Schwester Marie.
Niemand würde etwas merken
und herrschen würd von nun an sie!

Also ging sie in Marie's Laden,
tat, als wär sie auf ihre Schwester stolz.
Sie gab Marie ihre vielen Gaben,
zuverpackt in einer Schachtel Holz.

Doch Jules konnte Elsbet nicht trauen.
Wieso war sie auf einmal so lieb?
Was war gewesen zwischen beiden Frauen?
Es war die Angst um Marie,die am Ende blieb.

Das Mädchen hielt den Tee schon an den Mund,
als Jules ihn nahm und ihn ganz trank.
Er schmeckte alles andere, als gesund,
und er merkte, wie er zu Boden sank.

Schwer atmend lag er da,
sanft streichelt er Maries Gesicht.
Dann öffnet er noch einmal die Augen und sah
zum letzten Mal das Tageslicht.

Am nächsten Tag fand die Beerdigung statt,
alle Leute trauerten um ihn.
Sie blickten auf und waren ganz platt,
als nun Marie's Vater erschien.

Erst dachte alle, er sei ein Geist
und trauerten noch mehr.
Doch da sagte er: "Ich war verreist!
Ich bin es, euer alter Herr!"

Marie rannte sofort zu ihm hin
und weinte sich bei ihm aus:
"Oh Vater, oh Vater, es ist so schlimm!
Jules ist tot! Welch ein entsetztens Graus!"

Der Vater verdutzt:"Aber Jules ist doch hier!"
und zeigte hinter sich auf einen Mann.
"Ich konnt' ihn heilen, nun ist er bei mir.
Du weißt doch, dass ich Leben retten kann!"

Das junge Paar, wieder vereint,
die Hochzeit stand bevor.
Es kam heraus, Elsbet war der Feind
und lebte von nun an im Walde, am Moor.

...und obwohl für Marie noch viele Fragen offen blieben,
war sie doch froh, dass sie jemanden hatte zum lieben.


© Anais


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