Vertrauen und ein Mindestmaß an Offenheit sind die Grundvoraussetzungen eines Bürgers im Kontext gelebter und erlebter Demokratie.





Das Grundgesetz enthält im Wesenskern Artikel, worin die Bevölkerung vor staatlicher Willkür geschützt, und darauf aufbauend, zugleich das Vertrauen in den Staat gestärkt werden soll.
Das Grundgesetz ist keineswegs eine "Anhäufung wohlfeiler Worte ohne Wirkungsgrad" wie manch resignierter Mitbürger zu meinen scheint.

Es ist das Ergebnis eines Lernprozesses, der aus einer 12 Jahre währenden Diktatur und einem daraus resultierenden Weltkrieg, wichtige Schlussfolgerungen gezogen hat !
Die Bundesrepublik Deutschland hat als höchstes Gesetz das Grundgesetz, und höheres Recht bricht niederes Recht.

Wie kann es also sein, dass ein Teil der Bevölkerung in diesem Lande
zum Spielball für Willkür und Kollektivzuschreibung wird, statt als
Mensch respektiert und geachtet zu werden ?

Seit wann ist die Not von Menschen ihr Vergehen ?

Warum werden Kriegsflüchtlinge in der Behandlung zu erneut vom Leben
ausgeschlossenen Mitmenschen ?



Warum spielt unser Grundgesetz nur noch eine Statistenrolle, wenn genehm ?


© Monja Ben Messaoud


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Kommentare zu "Demokratie ist auch eine Frage von Kultur"

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 19.08.2013 23:38 Uhr

Kommentar: Hallo Monja,

du fragst unser Grundgesetz,
"Warum werden Kriegsflüchtlinge in der Behandlung zu erneut vom Leben
ausgeschlossenen Mitmenschen?"
Da hatte unser Grundgesetz mal eine für Ewigkeiten formulierte humanitäre Antwort:
" Das wird nie wieder passieren."

Unser Immer-Noch-Grundgesetz antwortet dir heute:
" Seitdem mein Art.16 kastriert wurde durch die rein formale sog. Drittstaatenregelung,
werden auch Kriegsflüchtlinge in der Behandlung zu erneut vom Leben
ausgeschlossenen Mitmenschen.
Asyl erhält in der BRD nicht mehr, wer über einen sog. sicheren Drittstaat zu uns einreist.
Der Trick gilt wohl mittlerweile europaweit.
So ein wenig schlechtes Gewissen aus der ja doch schon so lange zurückliegenden Nazizeit hat unser Grundgesetz einfach mal verdrängt.
Kein Bürokrat prüft heute mehr,ob welche Notlage von wem auch immer an wen Hilfe verlangt.
Wir blenden menschliche Nöte amtlich befohlen einfach aus.
So ist es EU-kompatibel und bürokratisch simpel geregelt:
Italien ist für Lampedusa zuständig.
Wenn Flüchtlinge auf offenem Meer vorher
ertrinken,leidet doch nicht unser Kulturverständnis!
.
.


Gruß
Wolfgang

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 20.08.2013 2:30 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang,


ja, ich weiß um diese Zusammenänge und danke Dir an dieser Stelle, dass Du
sie in wunderbarer Ausführlichkeit auf ihren wunden Punkt zurück geführt hast.

Es wurde mittlerweile viel Änderung am Grundgesetz vorgenommen, in zu vielen und für die Gesellschaft sehr wichtigen Bereichen.

Wer unter einem verschieben und deckeln eines Problems eine Lösung meint zu erkennen, mag so verfahren.
Er wird jedoch nur eines erreichen: Die Situation für alle Beteiligten wird
immer verfahrener !

Kultur hat viele Bedeutungen.
Darunter die der verfeinerten Art des Umgangs der Menschen untereinander.
Ein Kriterium hierfür ist ein Mindestmaß an gelebter Empathie.

Du hast demnach das Schlüsselmoment schon angesprochen: Was sagt das Ertrinken jener über Krieg und erlebten Mord verzweifelten Menschen, über die Politik und ihr Menschenbild im gegenwärtigen Europa aus ?

Demokratie im Sinne unseres noch bestehenden, aber schon ausgezehrten Grundgesetzes sollte bedeuten, jedem menschlichen Leben mit Wertschätzung
entgegen zu treten.
Dies waren und sind die berechtigt gezogenen, schmerzhaften Lehren aus deutscher Geschichte.


MfG
Monja

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: minsal   Datum: 20.08.2013 4:32 Uhr

Kommentar: Hallo Monja, wer achtet auf das "need" des Mitmenschen, wenn die Gattung "MIT-Mensch" an sich im struggle of life nur noch ein Signum für Empathie darstellt?

Wenn die Philosophie* ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“;

* da läßt sich ja vieles einsetzen, z. B. Demokratie, Grundrecht usw.)


Ich finde Deinen kritischen Werke erschreckend schön!

hg Minsal ;)

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 20.08.2013 19:24 Uhr

Kommentar: Liebe Minsal,


"die Eule der Minerva" begeistert mich.


Stimme auch Deiner Aussage zu, würde nur das Wort Philosophie durch
Politische Theorie / Ideologie ersetzen.

Dies trifft es eher, da die Philosophie ein "Freund" des Denkens und "der Sprache" hieraus resultierend ist, und dies ist eigentlich nicht negativ zu verstehen.
Dies könnte Menschen einander diskursiv näher bringen.

Natürlich blieb die Philosophie nicht frei von Missbrauch, wofür ein Friedrich Nietzsche mehr als alle anderen steht. Was bei ihm reflektierte und begründete Kritik am damaligen gesellschaftlichen System war, indem er zum Beispiel in "Also sprach Zarathustra" den Menschen als jemanden entwarf, welcher imstande sein könnte "sich selbst zu überwinden", sprich sich dialogisch und gedanklich infage zu stellen, machten die Denkverbieter namens Nationalsozialisten die inhaltliche Verkehrung daraus, indem sie die Metapher gründlich fehl verstehend, zu einem "unfehlbaren Übermenschen" umdeuteten.

In welche Richtung seine Arbeit "Also sprach Zarathustra" tatsächlich verweist, ist bereits dem Titel zu entnehmen.
Zarathustra ist ein Verweis auf das Alte Persien und somit den Orient.
Im Orient lebt die Kulturgemeinschaft der Semiten, zu denen auch arabische Stämme zählen.
In der Zeit des Friedrich Nietzsche erlebte der Antisemitismus, der sich in Europa nur gegen die jüdische Glaubensgemeinschaft richtete, ein weiteres
trauriges Hoch.
All dies hilft, zu verstehen, warum Friedrich Nietzsche seine eigentliche Kritik in geschehener Weise metaphorisch ummantelt hat.

Eine Theorie vermag zu einer Art Waffe werden, wenn sie als Dogma begriffen wird, um jegliche Auseinandersetzung mit Verschiedenheit abzuwehren.
Ab solchem Zeitpunkt gilt es wachsam zu werden, für ein gesellschaftliches Außen.

Nietzsche hatte seine Art des Ausdrucks gefunden, weil er spürte, wohin sich das ganze verlaufen könnte.
Leider wurde er von den falschen Adressaten auf sehr verquere Art missverstanden !

Wo Politik sich auf das Feld der Diskursverweigerung begibt, ist ein Dogma am wirken. Solch Dogmenstatus im Sinne einer Ideologie stellt eine Kapitulation von Wissenssuche und Selbstreflexion dar.

In diesem Sinne lohnt es sich den alten, längst verstorbenen Nietzsche literarisch wieder auszugraben und zu lernen, wie auch er selbst eigene Fehler nicht Außen vor gelassen hat, bezogen auf seinen eigenen Erkenntnisprozess.

Das Entwickeln eines bewussten Umgangs mit Aktivität, im Kontext einer Fehlerkultur, ist im gesellschaftlichen Heute wichtiger denn je, da wir sonst Gefahr laufen, alte Geschichte, in nur leicht veränderter Variation, zu einem blutigen Ende für die Menschen zu führen.

Es darf keinen Führer und auch keine Diktatur in Neuauflage geben, dazu muss jedoch ein Bewusstsein in Regierende Positionen einziehen, welches bislang sehr vermisst bleibt !

Weitsicht ist Resultat aus gelebter Offenheit im Diskurs und unter Wahrung
der Rechte Aller Menschen.


Mit Respekt und Herzlichem Gruß

Monja



PS.
Du hast eine eine inspirierende Aura !
Wollte gar nicht so viel schreiben.
Bist Du eine Muse ? ;)

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 20.08.2013 20:22 Uhr

Kommentar: Kommentar-Nachtrag


Habe hiermit der negativen Ausdeutung von Philosophie durch Georg Friedrich Hegel widersprochen, da ich in der Philosophie sehr wohl ein "Handwerk" erkenne, womit nicht nur mit Blick auf Vergangenheit die Vergangenheit gedeutet wird, sondern über punktuelle Analogie immer auch eine Aussage über Gegenwart und "mögliche Zukunft" formuliert werden kann.

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: simon   Datum: 21.08.2013 14:26 Uhr

Kommentar: Hallo Monja!
"Seit wann ist die Not von Menschen ihr Vergehen?"...seit Menschen als Humankapital definiert werden; das ist nicht neu!
Es zeigt sich immer deutlicher, wie die unwissenden Normalmenschen den tätigen Tätern, sprich humanuntätigen, weil unfähigen Politikern das Feld überlassen...wir benötigen m. E. wieder einen geistigen subversiven Till Eulenspiegel...aber, wie Minsal bemerkt: "...die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“;
Sei herzlich gegrüßt
Simon

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: minsal   Datum: 21.08.2013 15:34 Uhr

Kommentar: Liebe Monja, Muse... hm? ...vielleicht so etwas wie eine Trigger-Muse...6 Tage only Apfelsaft und 3X tgl. Bittersalz, das Olivenöl pur lasse ich mitunter weg, wer will das schon? ;)
Danke für (seltsam, die Monja kennt mich gar nicht und versteht mich besser, als...)!
hg Minsal

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 22.08.2013 21:32 Uhr

Kommentar: Lieber Simon,

meine Frage war keine wirkliche Frage, sondern rein rhetorischer Natur. ;)
Schreibe ja immerzu über die Folgen dieser MENSCHschablone namens
"Homo oeconomicus", der solch üblem Begriff wie "Humankapital" zugrunde liegt.
Stimme Dir daher auch in der Schlussfolgerung zu.

Wobei die "einbrechende Dämmerung" ja schon am wirken ist, sofern man sich umsieht und umhört, was Du und Minsal ja auch tun, denn sonst würden wir nicht immer wieder offen und interessiert Worte und Impressionen austauschen.

Die Eule ist bereits in der Luft und schwingt mit weitem Flug gen Zusammenklang in Vielfalt und gefeierter Verschiedenheit, denn das echte Leben und der wirkliche Mensch ist immerzu einzigartig und wird sich niemals als Formel erfassen lassen.
Leben ist das, was uns wiederfährt, während wir mit angsterweiterten Augen mutig in ein Morgen und geteiltes Du blicken.

Auf die Eulen der Vielfalt !!!

Grüße Dich Herzlich zurück ***

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 22.08.2013 21:39 Uhr

Kommentar: Liebe MINSAL,

"verstehen" ist die Essenz eines Augenblicks, der Gedanken und Erfahrung
in eine Einheit ausfließen lässt, und dabei ein anderes Leben ungewollt
mit einschließt, ohne es unter Verschluss zu halten.

Persönlich liebe ich ja auch Apfelsaft, sowie Cider und ein Bitter Lemon, statt Bittersalz.
Das kostbare Olivenöl hingegen (mit Chiligeschmack) darf NIE fehlen !
Ist Pflichtprogramm.

Grüße Dich Herzlich zurück Liebe Schwester im Geiste <3

M grüßt M ;)

Re: Demokratie ist auch eine Frage von Kultur

Autor: minsal   Datum: 22.08.2013 23:45 Uhr

Kommentar: Liebe Monja,
Der Rationalismus hat den Himmel entvölkert und Platz geschaffen für Eulen und Krähen; wollen wir hoffen, dass wir zu einer spirituellen Wiederbelebung (durch Musen) des Himmels zurück finden....
Die Beziehung ist immer das, was heilt...auch oder gerade unter Schwestern!
Herzlichst MM ;)

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